GK384 - Die Legion des Bösen
davon wollte Vicky nichts wissen. »Geschenkt ist geschenkt«, sagte sie.
Mein Blick streifte den Ex-Dämon Mr. Silver. Dem saß schon wieder mal der Schalk im Nacken, das sah ich ihm an, schließlich kannten wir einander nun schon eine ganze Weile.
Mir fiel auf, daß er sich zu konzentrieren versuchte. Seine Stirn überzog sich mit einem silbrigen Schimmer. Er hatte offenbar die Absicht, eine seiner übernatürlichen Kräfte zu aktivieren. So etwas gelang ihm nicht immer, aber manchmal konnte er verblüffende Dinge anstellen.
»Hoch soll sie leben! Dreimal hoch!«
Gleichzeitig quiekte Vicky vor Vergnügen, und mir fiel auf, daß ihr Stuhl nicht mehr auf dem Boden stand.
Mr. Silver hob ihn mit der Kraft seines Willens hoch. Einen Meter. Noch einen…
Vicky lachte. »Silver, hör auf damit! Laß mich wieder runter!«
Aber der Hüne mit den Silberhaaren hörte nicht auf zu grölen: »Hoch soll sie leben!«
Da schrillte plötzlich das Telefon. Das Klingeln störte Mr. Silvers Konzentration. Dadurch wäre es beinahe zu einem Unfall gekommen, denn die Kraft des Ex-Dämons hielt Vicky Bonneys Stuhl nicht mehr fest.
Das Mädchen fiel, und wenn ich sie nicht aufgefangen hätte, hätte sie sich verletzen können.
»Kannst du dir keine harmloseren Späße einfallen lassen?« fragte ich den Hünen vorwurfsvoll.
Er senkte den Blick. »Entschuldige, Vicky. Ich wollte nur Spaß machen.«
»Schon gut«, erwiderte Vicky Bonney. »Es ist zum Glück ja nichts passiert.«
Das Telefon läutete immer noch. Ich ging ran. »Ballard.«
»Tony, sind Sie das?«
»Wer denn sonst?« fragte ich, denn ich übertrug meinen Ärger auf den Anrufer. »Wer spricht?«
»Ich kann Sie nur sehr schlecht verstehen.«
»Ich höre Sie gut«, erwiderte ich, und jetzt erst begriff ich, daß ich meinen Partner Tucker Peckinpah an der Strippe hatte. Meine Miene heiterte sich wieder auf. »Hallo, Partner. Wie geht’s?«
»Bis vor kurzem ging’s noch prächtig.«
»Von wo aus rufen Sie an?«
»Yuki Shimo und ich befinden uns in Venedig.«
»Ist das die Stadt, in der die Straßen immer unter Wasser sind?«
Tucker Peckinpah ging auf meinen Scherz nicht ein. »Tony, ich rufe Sie aus einem triftigen Grund an.«
»Ist was passiert?« fragte ich aufhorchend.
»Das kann man wohl sagen.« Der Industrielle berichtete mir, was vorgefallen war. Als ich von den Vampiren des schwarzen Satan hörte, stellten sich meine Nackenhärchen quer.
Und ich hatte das Gefühl, Eiswasser würde durch meine Adern rinnen, als ich vernahm, was diese grausamen Killer getan hatten.
»Ich denke, darum sollten Sie sich kümmern, Tony«, meinte Tucker Peckinpah.
»Da haben Sie vollkommen recht, Partner.«
»Wann kommen Sie nach Venedig?«
»Morgen.«
»Ich werde Sie vom Flugplatz abholen.«
»Okay. Dann bis morgen«, sagte ich und legte auf.
***
Dem Japaner und dem Ehepaar Mason hatte Tucker Peckinpah verschwiegen, was er vor der Trattoria erlebt hatte.
Als er in das Lokal zurückkehrte, waren alle Augen auf ihn gerichtet. Er hob die Schultern und sagte: »Es war niemand draußen. Ich weiß nicht, wer geschrien hat.«
»Es war ein grauenvoller Schrei«, sagte Juliet.
»Vielleicht eine Fehde zwischen Unterweltlern«, vermutete ihr Mann.
Die Musiker begannen erneut zu spielen. Der Wirt versuchte wieder Stimmung ins Lokal zu bringen, doch das ging daneben. Unbeschwerte Heiterkeit war nicht mehr möglich.
Peckinpah fragte, wo er telefonieren könne.
Bald nach dem Telefonat verlangte er die Rechnung. Dann verließ er mit Yuki Shimo und den Masons das Lokal. Eric Masons Unsicherheit kehrte zurück. »Ich weiß nicht, ob Juliet und ich Ihnen zur Last fallen sollen, Mr. Peckinpah.«
»Unsinn, die Einladung bleibt selbstverständlich aufrecht, und ich wäre Ihnen böse, wenn Sie nun ablehnen würden.«
Eric Mason hob die Schultern. »Unser Gepäck…«
»Ich habe bereits veranlaßt, daß es auf die Jacht gebracht wird.«
Mason blickte den Industriellen verblüfft an. »Woher wissen Sie, in welchem Hotel wir abgestiegen sind?«
»Sie spielten die ganze Zeit mit einem Streichholzbriefchen, auf dem der Name des Hotels stand. Ich rief da an, und die Sache war schon geritzt.«
»Reagiert man in diesem Hotel immer so prompt? Was ist, wenn sich da mal einer einen Scherz erlaubt?«
»Zufällig kennt man mich in dem Hotel. Der Manager ist ein guter Bekannter von mir.«
»Ach so. Sie kennen wohl Gott und die Welt.«
»Die Welt schon. Gott noch nicht«, gab Tucker
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