GK406 - Das Trio des Satans
wie mein Blinddarm.«
»Hast du keinen besseren Vergleich?«
»Okay: Wie mein Hühnerauge.«
»Das wird dir gleich tränen«, knurrte Mr. Silver und wollte mir voll auf die Zehen latschen, doch ich zog meinen Fuß rechtzeitig zurück, und er tappte daneben.
»Woher wußte Vladek, daß wir hier sind?« fragte Vicky.
»Vielleicht hat er unseren Nachbarn Lance Selby angerufen«, erwiderte ich, während ich den Text des Telegramms noch einmal überflog.
An der Geschichte mußte etwas dran sein. Bestimmt hatte Vladek auch schon recherchiert. Wenn er der Meinung war, daß ich mich eines Falles annehmen sollte, konnte ich sicher sein, daß das seinen guten Grund hatte.
»Na schön«, sagte ich und faltete das Papier zusammen. »Dann brechen wir hier unsere Zelte eben ab und begeben uns nach Wien.«
»Wir kommen ganz schön herum auf der Welt«, sagte Mr. Silver.
»Das bringt der Beruf mit sich«, bemerkte ich.
Seit Jahren arbeite ich als Privatdetektiv. Davor war ich Polizeiinspektor in einem kleinen englischen Dorf, und dort hatte sich der Verlauf meines Lebens auch grundlegend zu ändern begonnen, denn ich bin ein Nachfahre des Henkers Anthony Ballard, der eines Tages den Auftrag hatte, sieben Hexen am Galgenbaum aufzuhängen.
Damit hatte alles angefangen.
Die Hexen hatten Rache geschworen, und waren alle hundert Jahre über unser Dorf hergefallen, und immer hatte auch ein Ballard dabei sein Leben verloren.
Bis ich an der Reihe war.
An mir scheiterten die sieben Teufelsbräute. Ich vernichtete sie, indem ich ihren leuchtenden Lebensstein mit meinem Blut löschte.
Ein Stück von diesem Stein brach ich mir zur Erinnerung ab und ließ ihn in Gold fassen, ohne zu ahnen, daß ich mir damit eine wirksame Waffe gegen das Böse schaffte, denn in dem schwarzen Stein meines Ringes befinden sich magische Kräfte.
Kräfte, die das verstärken, was sein Träger verkörpert. Bei mir ist es das Gute. Aber wenn ein Dämon meinen Ring getragen hätte, hätte er auch dessen Eigenschaft mit derselben Intensität verstärkt, deshalb mußte ich höllisch darauf aufpassen, daß kein Schwarzblütler an meinen Ring gelangte.
Die Folgen wären schlimm gewesen.
Seit meinem erfolgreichen Kampf gegen die sieben Hexen hatte ich mich den Gesandten der Hölle immer wieder gestellt.
Um mich diesem Kampf voll und ganz widmen zu können, quittierte ich den Polizeidienst, machte mich selbständig, wurde Privatdetektiv und ließ mich von dem reichen Industriellen Tucker Peckinpah auf Dauer engagieren.
Nun hatte ich keine finanziellen Sorgen und konnte die Wesen aus dem Schattenreich bekämpfen, wo immer sie auftauchten.
Jetzt zum Beispiel in Wien.
»Kommst du mit, Vicky?« fragte ich meine Freundin. »Oder kehrst du lieber nach London zurück?«
»Weder noch«, antwortete Vicky Bonney. »Wenn ich schon in Amerika bin, werde ich die Gelegenheit wahrnehmen und einen Abstecher nach Hollywood machen.«
Seit ein paar Jahren war Vicky als freie Schriftstellerin tätig. Sie hatte sich mit ihren Büchern, die in acht Sprachen übersetzt wurden, einen Namen gemacht. Hollywood hatte bereits eines ihrer Werke verfilmt – sie hatte selbst das Drehbuch zu dem Streifen geschrieben –, und die Sache war ein Riesenerfolg geworden, den die Filmmetropole nun mit einem zweiten Streifen – das Drehbuch war schon fertig – wiederholen wollte.
Man überstürzte nichts in Hollywood, war noch bei den gründlichen Vorbereitungen. Man wollte das Publikum mit großartigen Spezialeffekten begeistern und hatte deshalb die besten Trickexperten der Welt unter Vertrag genommen.
Das Thema des Films sollte wieder eines meiner Abenteuer sein. Alles, was Vicky Bonney niedergeschrieben hatte, hatte ich einmal erlebt, aber das wußte das Publikum nicht. Es spürte nur, daß ihm die Story unter die Haut ging.
Verfilmte Realität, das beste Erfolgsrezept, das man sich denken kann.
»Na schön«, meinte ich. »Dann fliegen eben nur wir beide nach Europa.«
Mr. Silver rümpfte die Nase. »Wie das schon wieder klingt: Nur wir beide.«
»Dir kann man heute aber wirklich nichts recht machen, was?«
Vicky lachte. »Er hat heute seinen kritischen Tag.«
»Ich schlucke bloß nicht alles runter, sondern sage, was mir nicht paßt!« knurrte der Hüne mit den Silberhaaren. »Wer alles in sich hineinfrißt, kriegt Magengeschwüre.«
»Und Sodbrennen«, sagte Vicky amüsiert.
»Ist doch nicht schlecht, wenn man seine eigene Sodbrennerei hat«, bemerkte ich.
»Ich bringe
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