GK406 - Das Trio des Satans
hätten Walter Mican zerfleischt?
Wie hätte er reagiert, wenn ihm jemand so etwas Irrsinniges erzählt hätte? Bestimmt nicht anders.
»Was ist passiert, Herr Parton?«
Er winkte ab und schüttelte den Kopf.
»Sagen Sie es mir«, verlangte die Kindergärtnerin.
Er zuckte mit den Schultern. »Sie würden es mir ja doch nicht glauben.«
»Es… es muß etwas Furchtbares sein.«
»Das ist es.«
»Was?«
»Herr Mican wurde überfallen…«
»Von drei Kindern?«
»Ich weiß es nicht. Ich sah die drei nur wegrennen, als ich das Lager verließ. Sie waren auf der Flucht, deshalb habe ich sie verfolgt. Sie überkletterten den Zaun, ich hinterher, sie bogen hier um die Ecke – und dann waren sie verschwunden.«
»Steht es schlimm um Herrn Mican?«
»Schlimmer geht's gar nicht. Vielleicht kommt er nicht durch.«
»So etwas können doch keine Kinder getan haben.«
»Ich sagte ja gleich, daß Sie's mir nicht glauben würden«, brummte Konrad Parton und kehrte um. Das Martinshorn der Polizei war schon von weitem zu hören. Wenig später zuckten die Blaulichter von drei Streifenwagen vor dem Supermarkt. Eine Minute später traf die Rettung ein.
Zu spät für Walter Mican.
***
Und Atax zog den nächsten Faden…
Vladek Rodensky, der Brillenfabrikant und Weltenbummler, lächelte gequält. Der fünfunddreißigjährige gebürtige Pole mit der österreichischen Staatsbürgerschaft hatte gestern eine Vernissage besucht, zu der ihn ein Bekannter mitgenommen hatte.
Die Bilder waren so deprimierend gewesen, daß Vladek sie nur mit einer Menge Drinks ertragen konnte.
Als er dann einiges intus gehabt hatte, hatte er die Bekanntschaft einer Blondine gemacht. Sie war an ihm kleben geblieben. Das hatte er erst heute morgen so richtig mitgekriegt.
Als er die Augen vorsichtig aufgeschlagen hatte, hatte sie neben ihm im Bett gelegen, und ihr kleines zufriedenes Lächeln, das im Schlaf ihre vollen Lippen umspielte, hatte ihm verraten, daß sie mit ihm sehr zufrieden gewesen sein mußte. Was auch immer er mit ihr angestellt haben mochte, es schien ihr gefallen zu haben.
Was auch immer es gewesen war, er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Er hatte sogar ihren Vornamen vergessen, von ihrem Nachnamen ganz zu schweigen. Diesbezüglich war er nicht einmal ganz sicher, ob sie ihn ihm überhaupt genannt hatte.
In solche Situationen kann auch nur ein Junggeselle geraten, dachte Vladek Rodensky, während er die gut gebaute Blondine gequält anlächelte.
Sie war dabei, sich fürs Heimgehen fertigzumachen, stand vor dem Spiegel und tuschte sich die Wimpern.
Er wußte nicht einmal, ob sie verheiratet war – verlobt – geschieden – unabhängig. Er wußte nur, daß ihm ihr fortwährendes Geschnatter auf die Nerven ging. Seit sie die Augen aufgemacht hatte, redete sie fast ununterbrochen.
Höflichkeitshalber hatte er ihr angeboten, ein Frühstück zu bereiten, doch sie hatte abgelehnt und erwidert, daß sie zu Hause frühstücken wolle.
Da stand sie nun vor ihm, redete durch den Spiegel zu ihm, und er wußte immer noch nichts von ihr, denn er hörte ihr nicht zu.
Während sie plapperte, dachte er darüber nach, ob er den Wunsch hatte, sie wiederzusehen, und er fühlte sich außerstande, diese Frage mit einem klaren Ja zu beantworten, obwohl dieses Mädchen nicht unhübsch war.
Irgend etwas an ihr störte ihn. Er nahm sich nicht die Mühe, herauszufinden, was es war. Er hoffte nur, daß sie sich so bald wie möglich verabschiedete, damit er in aller Ruhe duschen und sich auf einen anstrengenden Tag in der Fabrik vorbereiten konnte.
Man soll wirklich niemals zuviel trinken, dachte er. Du siehst ja, was daraus werden kann.
»Vlad«, sagte sie rügend.
Vielleicht war es das, was ihn störte. Sie hatte sich von Anfang an geweigert, seinen Namen in seiner ganzen Länge auszusprechen.
Vlad nannte sie ihn. Dadurch wurde er unweigerlich an Vlad Dracula erinnert, und das behagte ihm, dem Freund des Dämonenhassers Tony Ballard, an dessen Seite er schon einige gefährliche Abenteuer erlebt hatte, überhaupt nicht. Vlad. Lächerlich.
»Vlad«, sagte sie noch einmal.
»Ja, mein Schatz?« Er sagte Schatz, weil er nicht wußte, wie er sie sonst anreden sollte.
»Du hörst mir ja überhaupt nicht zu«, beschwerte sie sich.
»Tut mir leid.«
»Woran hast du gedacht? Du sagst es mir auf der Stelle!«
»An uns. An die vergangene Nacht. An die herrlichen Stunden, die wir zusammen verbracht haben.«
Das versöhnte sie. Welche Frau
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