GK416 - Die Rückkehr der Bestie
Geschäft gewesen. Der Konkurrenzkampf war hart, und die anderen Transportunternehmer warteten nur auf eine Gelegenheit, einen unter der Gürtellinie zu treffen. Wer da bestehen wollte, mußte sich rücksichtslos durchbeißen, mußte rücksichtslos auch gegen sich selbst sein.
Chomsky zündetete sich eine Zigarette an. Die wievielte war das heute schon? Er wußte es nicht, aber vier Päckchen hatte ér bestimmt schon geraucht. Das waren achtzig Stück. Keine Wohltat für die Lunge. Aber ohne Zigaretten und literweise schwarzen Kaffee hätte er die Belastung nicht durchgestanden.
Roald Beach, dieser Himmelhund, war alle sechs Wochen krank. Sein Leiden war die Faulheit, er kugelte lieber in seinem Bett herum, als mit dem Lastwagen zu fahren.
Aber so ging das nicht mehr weiter, das schwor sich Roy Chomsky. Sobald Beach wieder gesund war - eigentlich war er ja gar nicht krank -, würde er ihm unter vier Augen ins Gewissen reden, und wenn das nichts half, würde er ihn feuern, denn auf einen Mitarbeiter, der ihn alle sechs Wochen mit gemeiner Regelmäßigkeit hängen ließ, konnte er verzichten.
Die Schweinwerferkegel fraßen sich durch die Dunkelheit. Eine Meile noch bis nach Holsworthy. Chomsky war froh, daß er bald zu Hause war. Erschöpft würde er sich noch schnell ins Bad schleppen, heiß duschen, zu Bett gehen und die Welt vergessen.
Eine Meile nur noch.
Chomsky fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er nahm wieder einen Zug von seiner Zigarette und blies den Rauch gegen die Frontscheibe.
Plötzlich erfaßten die Scheinwerfer ein Hindernis. Einen jungen Baum, der tief über die Straße gebogen war. Das konnte doch nur ein Streich von dummen Jungen sein.
Comsky hatte kein Verständnis dafür. Sicher, auch er war einmal jung gewesen, aber so etwas hatte er nie gemacht. Wenn schon ein Streich, dann einer mit Hirn. Das da war jedoch idiotisch. Und gefährlich. Dabei konnten Personen zu Schaden kommen, und da sollte der Spaß sich doch wohl aufhören.
»Verdammte Mistbande!« knurrte Roy Chomsky. »In der Schule wird auf der Toilette Marihuana geraucht. Gelernt wird nichts. Und am Abend spielt man hundemüden Leuten solche Streiche. Na wartet! Euch werd’ ich’s geben!«
Chomsky hielt wütend den Lastwagen an. Er hoffte, einen der Übeltäter zu erwischen. Sollte es ihm nicht gelingen, dann wünschte er sich, die Gesichter der Kerle wenigstens zu sehen, damit er bei ihnen zu Hause auftauchen und für den nötigen Trouble sorgen konnte.
Aggressiv stieß er die Tür auf.
Er kletterte aus dem Fahrzeug, blickte sich grimmig um.
»Feige auch noch!« sagte er verdrossen.
Er begab sich dorthin, wo der junge Baum festgemacht war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war plötzlich ein tierhaftes Knurren zu hören. Roy Chomsky drehte sich um.
Er konnte niemanden sehen.
»Mistkerle!« rief er. »Habt ihr nichts Besseres zu tun, als andere Leute zu ärgern?«.
Es regte sich etwas im Unterholz.
»Na wartet, ich sorge dafür, daß ihr euer Fett kriegt!«
Chomsky versuchte den Baum loszumachen. Erstaunt stellte er fest, daß der Jungbaum mit großer Kraft eingeklemmt worden war. So kräftig waren doch keine Jugendlichen. Oder doci .
Roy Chomsky rüttelte an dem Baum, er hängte sich dran, doch es wollte ihm nicht gelingen, das Hindernis zu beseitigen.
»Das darf doch nicht wahr sein«, sagte der Transportunternehmer zornig. »Verdammt noch mal, womit habt ihr das denn gemacht?« rief er in die Dunkelheit hinein. »Okay. Ihr hattet euren Spaß. Findet ihr nicht auch, daß das reichen sollte? Kommt aus euren Verstecken und helft mir. Allein kriege ich den Baum nicht los.«
Niemand kam ihm zu Hilfe.
»Wenn ihr mir helft, will ich diesen dummen Streich vergessen!« rief Chomsky.
Drüben im Unterholz bewegte sich wieder etwas.
»Denkt ihr, ich bin taub?« schrie Roy Chomsky wütend. »Denkt ihr, ich hör’ euch nicht?«
Er versuchte sein Glück noch einmal am Baum. Vergeblich. Außer sich vor Wut überquerte er die Staße.
»Jetzt gibt’s Stoff!« knirschte er.
Er lief dorthin, wo er die Bewegung wahrgenommen hatte. Er erreichte den Straßenrand, übersprang den Graben, und plötzlich erstarrte er, denn mit einem markerschütternden Gebrüll schoß eine grauenerregende Gestalt hoch.
Die Blutbestie!
***
Sie läuteten. Im Flur wurde Licht gemacht, und gleich danach öffnete sich die Haustür. Sally Borden erschien. Eine ältliche Lady mit langem Zopf und einem selbstgestrickten Umhang über den
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