GK439 - Der Mahdi des Satans
möchte nicht wissen, wie viele Menschen in diesem Autobus schon umgekommen sind. Ist ja eine Zumutung, wie wir reisen müssen. Air-condition. Sieh nur, wie groß es auf den Bus gemalt ist. Merkst du etwas davon? Ich nicht. In einem Backofen ist es dagegen kalt.«
»Jetzt übertreibst du aber ein wenig, Elissa.«
»Ach, komm, halt den Mund, ja? Sieh lieber zu, daß die Fahrt fortgesetzt wird. Ich will nicht länger hier wie ein Bettelweib im Sand herumsitzen. Geh zu Mr. Bose und sag ihm, daß wir aufbrechen möchten.«
»Aber Elissa, wir müssen doch auf die Mitreisenden Rücksicht nehmen. Die anderen genießen die Pause.«
»Ich nicht, und ich kümmere mich prinzipiell nicht um andere Leute, die sind mir egal. Scheren sie sich denn um mich?«
»Ich denke schon…«
»Denk nicht schon wieder!« keifte Elissa. »Tu, was ich dir sage. Geh zu Mr. Bose und sage ihm, daß wir endlich weiterfahren möchten.«
John Reed erhob sich ächzend. Er war ein mittelgroßer Mann, grauhaarig, mit schwarz gefärbten Koteletten. An Unscheinbarkeit war er nicht zu über- beziehungsweise unterbieten.
»Mach schnell!« verlangte seine Frau. »Wenn ich in fünf Minuten nicht in den Bus steigen darf, kannst du was erleben!«
John Reed entfernte sich. Er ging an Vladek Rodensky vorbei, der ihm freundlich zulächelte. Er gab das Lächeln zurück, ohne stehenzubleiben. Als er den Autobus erreichte, ging er um dessen Schnauze herum.
Sekunden später stoppte er abrupt. Seine Augen weiteten sich. Er sah Jack Ford. Der Mann machte seelenruhig einen Pneu kaputt.
Und Hector Bose sah ihm dabei gleichgültig zu.
***
»Himmel, was soll denn das? Was machen Sie da?« stieß John Reed verdattert hervor.
Hector Bose grinste. »Das erstaunt Sie, was, Mr. Reed?«
»Allerdings. Können Sie mir erklären, wie Sie dabei Zusehen können, wie dieser Mann einen Reifen kaputtmacht? Sagen Sie ihm, er soll damit sofort aufhören!«
»Das werde ich nicht tun.«
»Ford. Ford, Mann, sind Sie wahnsinnig?« krächzte John Reed. »Wir sitzen hier fest, wenn Sie den Reifen ruinieren!«
Hector Bose lachte. »Das ist ja der Zweck der Übung, haben Sie das noch nicht begriffen?«
»Sie hören damit sofort auf!« keuchte John Reed. Er stürzte sich auf Jack Ford. Er war kein Raufbold. Schlägereien waren ihm sein Lebtag lang verhaßt gewesen. Aber nun mußte er über seinen Schatten springen. Er durfte Jack Ford nicht gewähren lassen, wenn er hier mitten in der Wüste nicht festsitzen wollte. Ford und der Reiseleiter schienen den Verstand verloren zu haben. Irgend jemand mußte ihrem Treiben Einhalt gebieten.
Mit beiden Händen packte er Jack Fords Schultern.
Er riß ihn zurück.
Der Mann fiel auf den Rücken. »Hector!« zischte Ford. »Gib’s ihm!«
Der Busfahrer kniff die Augen zusammen. Mit grimmiger Miene stürzte er sich auf John Reed. Seine Faust traf den Kopf des Mannes. Reed knallte gegen die Buswand und war benommen.
Er hatte keine Ahnung, wie man deckte, hob einfach die Arme und stierte den Reiseleiter mit glasigen Augen an. Hector Bose schlug erneut zu. Mit Glück entging Reed diesem Treffer, und es gelang ihm, seinerseits, durch Zufall, dem Gegner die Faust ans Kinn zu setzen.
Niemand staunte darüber mehr als er selbst.
Das gab ihm Auftrieb.
Er dachte, an diesen ersten Erfolg anknüpfen zu können, warf sich nach vorn und stolperte in einen Aufwärtshaken, der ihn von den Beinen riß.
Reed landete im Sand.
Hector Bose versetzte ihm einen Tritt.
Da begriff John Reed, daß er hier keine Chance hatte. Auf allen vieren ergriff er die Flucht. Nach vier Yards sprang er auf, hastete um den Bus herum und fing an zu schreien.
»Leute! Laßt euch das nicht gefallen? Bose und Ford demolieren den Bus, damit wir nicht weiterfahren können. Sie sind verrückt, übergeschnappt. Packt sie! Ergreift sie! Laßt sie nicht gewähren, sonst kommen wir von hier nicht mehr weg!«
Die Reisenden sprangen auf.
Mehrere Männer traten hinter den Felsen hervor. John Reed rannte auf sie zu. Sein Gesicht war blutverschmiert. Sand klebte auch darauf. Er sah erschreckend aus.
»Helft!« brüllte er. »Wir müssen diese Wahnsinnigen überwältigen!«
Jack Ford griff gelassen nach seinem Revolver. Als Hector Bose die Waffe sah, grinste er und nickte zustimmend. »Ja, Jack. Mach ihn kalt!« Ford trat hinter dem Bus hervor.
Reed hatte noch fünf Schritte bis zu den Männern.
Ford hob die Waffe und zielte ruhig. Als er sicher sein konnte, daß der Schuß
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