GK439 - Der Mahdi des Satans
Tuaregs stiegen von ihren Kamelen. Mr. Silver konzentrierte sich auf den Anführer. Er wollte ihm seinen Willen aufzwingen, schaffte es jedoch nicht. Es gab einen magischen Schirm, den Mr. Silvers hypnotische Kraft nicht zu durchdringen vermochte.
Das bewies dem Ex-Dämon, daß es sich bei diesen Tuaregs tatsächlich nicht um gewöhnliche Straßenräuber handelte.
»Da ist etwas oberfaul!« ließ er uns wissen.
Der Anführer der Tuaregs wies auf mich. »Du! Wie ist dein Name?«
»Ballard.«
»Wohin seid ihr unterwegs?«
»Nach In Salah.«
»Was wollt ihr da?«
»Wir verbringen unsere Ferien in Algerien. Wenn wir allerdings gewußt hätten, daß hier so unfreundliche Menschen leben, hätten wir unseren Urlaub in einem anderen Land verbracht.«
Der Anführer kniff die Augen zusammen. »Du lügst, Ballard!«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Ihr seid hinter dem Reisebus her.«
»Dir kann man anscheinend nichts verheimlichen.«
»Das ist richtig, denn ich bin ein Auserwählter!«
»Ist das so etwas wie ein Hellseher?«
Auch auf diese Frage bekam ich keine Antwort. Statt dessen sagte der Anführer der Tuaregs: »Der Autobus wird In Salah nicht erreichen, dafür ist gesorgt.«
»Von wem? Gibt es noch mehr von eurer Sorte?«
»Der Mahdi wird alle töten.«
»Warum?«
»Weil die Sahara sein Gebiet ist. Wer sein Reich betritt, ist des Todes. Mit Schwert und Feuer wird er über die Oasen herfallen und sie dem Erdboden gleichmachen, denn niemand außer den Auserwählten darf in seinem Territorium sein.«
Mir kroch es eiskalt über den Rücken. Ich dachte an die ahnungslosen Karawanen, die durch die Sahara zogen. Kein Mensch würde vor dem Mahdi sicher sein, wenn man den Worten dieses Tuaregs glauben durfte.
Der Mahdi und seine Auserwählten wollten in der Wüste eine Schreckensherrschaft antreten. Ich war davon überzeugt, daß dies im Auftrag der Hölle geschah.
Mr. Silver und ich wechselten einen raschen Blick. Wir betrachteten uns noch nicht als Gefangene der Tuaregs oder gar des Erwarteten. Wir waren durchaus noch in der Lage, die verschleierten Männer anzugreifen, und das taten wir in der nächsten Sekunde.
Ich katapultierte mich dem Anführer der Tuaregs entgegen. Er wich zurück und griff nach seinem Revolver, der im schwarzen Ledergürtel steckte. Es gelang ihm, die Waffe herauszureißen, doch dann traf meine Handkante sein Handgelenk, und die Kanone rutschte ihm aus den Fingern.
Blitzschnell schippte ich mit dem Fuß Sand über die Waffe, und weg war sie.
Der Tuareg zerbiß einen wüsten Fluch zwischen den Zähnen.
Ich versetzte ihm einen Magenhaken. Er stieß die Luft keuchend aus. Sein Gesicht verzerrte sich. Meine Finger verhedderten sich in seinem schwarzen Gesichtsschleier. Ich riß ihm den Fetzen herunter. Grelles Sonnenlicht knallte ihm ins Antlitz, und ich erlebte eine schaurige Überraschung.
Die Sonne schien das Gesicht des Tuaregs zu zerstören.
Es löste sich auf.
Zuerst mumifizierte die Haut, dann platzte sie auf, schließlich verflüchtigte sie sich, und ein bleicher Totenschädel grinste mich an.
***
Die Auserwählten mußten Wesen aus der Hölle sein. Abgesandte des Mahdi, die alle zusammentreiben sollten, die sich in seinem Reich aufhielten. Der Anführer der Tuaregs - nun entlarvt - zog sein Krummschwert und hieb damit nach mir.
Surrend sauste die Klinge von oben nach unten durch die Luft. Ich sprang zur Seite. Das Schwert verfehlte mich knapp. Der Tuareg zog die Klinge daraufhin waagerecht durch die Luft. Wieder entstand dieses bedrohliche Surren. Ich tauchte unter dem Schwerthieb weg und warf mich gegen den Mann.
Meine Schulter prallte gegen seinen Knochenkörper.
Der Tuareg stand fest auf den Beinen. Ich vermochte ihn nicht umzuwerfen, aber es gelang mir, ihn zwei Yards zurückzustoßen.
Neben und hinter mir kämpften Roxane und Mr. Silver. Die Hexe aus dem Jenseits setzte wie Mr. Silver ihre übernatürlichen Fähigkeiten gegen die Skelett-Tuaregs ein. Auch die anderen verschleierten Kerle hatten sich schlagartig verwandelt.
Einer von ihnen stürmte brüllend auf das schwarzhaarige Mädchen ein.
Roxane wartete geduckt.
Sein Schwertarm war zum Schlag erhoben. Roxane wich mit der Geschmeidigkeit einer Katze aus, als der Tuareg zuschlug. Er fegte an ihr vorbei. Roxane wirbelte in Gedankenschnelle herum und sprang dem Maskierten auf den Rücken. Mit beiden Händen umklammerte sie seinen Knochtenhals.
Funken sprühten, wie wenn Metall auf einen Schleifstein
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