GK442 - Der Drachenmann
streckte die Hand nach ihm aus.
Da versetzte mir eines der Drachenungeheuer einen Schlag, der mich aufschreien ließ. Ich wurde einige Yards zur Seite geschleudert, und die Bestie folgte mir. Sie sprang mich an. Ich wehrte ihren Angriff mit dem magischen Ring ab, wich weiter zurück.
Wieder kam ein Angriff.
Ich steppte zur Seite und schlug abermals zu.
Diesmal schoß meine Faust jedoch daneben.
Der Unhold packte meinen Arm. Er riß sein mächtiges Maul auf und wollte mir den Arm abbeißen. Als Mr. Silver das sah, katapultierte er sich auf die Bestie zu. Sein Silberhammerschlag zwang das Ungeheuer in die Knie. Es ließ mich los, und da ich mit aller Kraft gezogen hatte, riß mich mein eigener Schwung jetzt zurück.
Auf das Becken mit dieser dunkelroten Flüssigkeit zu. Ich konnte meinen Schwung nicht mehr abfangen und kippte über den Rand des Bassins. Für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als würde ich in der Luft hängenbleiben, aber dann forderte die Schwerkraft ihr Recht, und ich klatschte rücklings in diese süßlich riechende Flüssigkeit.
Blut?
War es Blut?
Tief tauchte ich ein. Das Zeug war klebrig. Meine Kleider soffen sich damit voll. Doch nicht nur meine Kleider. Ich spürte, wie dieses Blut durch meine Poren drang. Es schien mich fressen zu wollen. Überall auf der Haut spürte ich ein schrecklich brennendes Prickeln. Vielleicht war ich in ein Säurebad gefallen.
Immer noch war ich auf Tauchstation.
Die Luft wurde mir knapp.
Ich verlor die Orientierung, drehte mich, wußte schon nach wenigen Augenblicken nicht mehr, wo oben und unten war. Ich merkte aber, daß ich sank. Die rätselhafte Flüssigkeit trug mich nicht. Ich konnte noch so sehr strampeln und Schwimmbewegungen machen, ich kam nicht mehr an die Oberfläche.
Mußte ich, nachdem mich Mr. Silver vor den mordlüsternen Drachen gerettet hatte, in dieser scheußlichen Brühe ertrinken? Meine Lungen brannten. Mein Herz raste. Ich war vom Regen in die Traufe gekommen, denn ich war zum zweitenmal verloren.
***
Vicky Bonney rieb sich die Oberarme, als würde sie frieren. Mr. Silver hatte sie mit seiner Sorge um Tony Ballard infiziert. Sie wurde ruhelos, konnte nicht mehr sitzen, stand auf und ging im Living-room hin und her.
Roxane schaute ihr eine Weile schweigend zu. Dann meinte sie: »Mach dich bitte nicht selbst verrückt, Vicky. Du wirst sehen, in Kürze kommen unsere beiden Männer wohlbehalten zur Tür herein.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte die Schriftstellerin gepreßt. »Ich hatte schon lange nicht mehr ein so schlechtes Gefühl. Daß du nichts fühlst, wundert mich, wo du doch über übernatürliche Fähigkeiten verfügst.«
»Ich kann selbstverständlich nicht alles wahrnehmen. Es passiert zuviel auf der Welt. Wenn meine übernatürlichen Sinne auf all das reagieren würden, würde ich körperlich zusammenbrechen.«
Vicky trat ans Fenster. »Meine Güte, warum mußte ich mir ausgerechnet einen Dämonenjäger anlachen? Jedesmal wenn Tony aus dem Haus geht, fängt für mich das große Zittern an. Und wie oft haben sich schon Wesen aus dem Schattenreich an mir vergriffen, weil sie hofften, Tony Ballard dadurch in die Knie zwingen zu können.«
Roxane stand auf, ging zu Vicky und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Kannst du dir ein Leben ohne Tony Ballard vorstellen, Vicky? Möchtest du dich von ihm trennen?«
Die blonde Schriftstellerin schaute Roxane voll an und sagte, ohne zu überlegen: »Nein. Ich könnte trotz allem niemals von Tony lassen.«
Die Hexe aus dem Jenseits schmunzelte. »Das wußte ich.«
***
Als Mr. Silver mich untertauchen und nicht mehr hochkommen sah, handelte er. Zwei Drachenmonster wollten ihn festhalten, doch er rammte sie zur Seite und stürzte sich in die rote Flut.
Sogleich spürte er die schwarze Magie, die sich in dieser roten Flüssigkeit befand. Sie griff ihn an, wollte auch ihn verschlingen. Er tauchte absichtlich tief unter, wußte aber, daß er jederzeit wieder an die Oberfläche stoßen konnte.
Mit kräftigen Schwimmbewegungen sauste er hinter mir her. Das Becken schien unwahrscheinlich tief zu sein. Der Ex-Dämon riß die Augen auf. Was ein Mensch nicht fertiggebracht hätte, schaffte er: er sah.
Während um mich herum alles nur rot war, konnte Mr. Silvers Blick diese seltsame Brühe durchdringen. Er entdeckte mich und schwamm auf mich zu. Ich wußte nicht, daß er kam. Meiner Ansicht nach ging es mit mir zu Ende. Es revoltierte schrecklich in meinen Lungen. Ich
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