GK449 - Die Bruderschaft der Hölle
in Bewegung. Sein Schatten glitt über die Terrazzoplatten, die den Garagenboden bedeckten. Er näherte sich seinem Wagen mit großer Vorsicht. Ein Mann wie er hat zwangsläufig immer Feinde. Freunde, die es gut mit ihm meinten, hatten ihm geraten, sich einen Leibwächter zuzulegen, doch er vertrat die Ansicht, daß er selbst sehr gut auf sich aufpassen konnte. Er brauchte keinen Muskelprotz, der ständig um ihn herumwieselte. Das hätte ihn auf die Dauer nervös gemacht.
Vegas erreichte die Motorhaube seines Fahrzeugs.
Er legte seine Hand darauf.
Das Blech war kalt. Also war der Motor noch nicht gelaufen. Hatte den Dieb im letzten Moment der Mut verlassen?
Nicht im geringsten!
Derjenige, der sich am Anlasser zu schaffen gemacht hatte, war noch da. Mit den Geräuschen, die er verursacht hatte, wollte er Oliver Vegas lediglich in die Garage locken. Es war ihm gelungen. Der Gangster war da, und sein Mörder wartete auf den richtigen Moment, um ihn zu töten…
***
Der Name des Mörders war Hector Bose. Ein blonder Mann mit wasserhellen Augen. Groß und kräftig. Ein Mann mit einer haarsträubenden Vergangenheit. Viele Jahre war sein Leben in mehr oder weniger geregelten Bahnen verlaufen. Er war ein guter, ein anständiger Mensch gewesen und hatte zuletzt einen Job als Busfahrer und Reiseleiter gehabt. Mit Touristen war er durch die Sahara unterwegs gewesen, und dort war er eines Tages mit dem Bösen in Berührung gekommen. Die Mächte der Finsternis hatten einen gefährlichen Handlanger aus ihm gemacht, aber es war dem Dämonenhasser Tony Ballard und dessen Freund Mr. Silver gelungen, ihn der Macht des Bösen wieder zu entreißen. Zurückgekehrt nach London, hatte Hector Bose geglaubt, für immer vom Höllenreich losgekommen zu sein, aber das stellte sich als Irrtum heraus.
Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, holte Hector Bose wieder auf die andere Seite. Er sagte: »Wer einmal mit dem Bösen in Berührung kam, auf dessen Seele bleibt ein schwarzer Fleck zurück und den können sich die Höllenkräfte immer wieder dienstbar machen.«
So war es dann auch geschehen.
Auf Rufus’ Geheiß war Hector Bose zum Mitglied der grausamen Drachensippe geworden. Tony Ballard und Mr. Silver hatten die Schuppen-Clique zwar aufgerieben, aber der schreckliche Drachengötze, den sie verehrten und der sie befehligte, und Hector Bose konnten sich aus dem Staub machen, ehe die beiden Dämonenjäger auch sie auszuschalten vermochten.
Und nun sannen die gelben Drachen auf Rache.
Deshalb hatte sich Hector Bose zu Oliver Vegas’ Haus auf den Weg gemacht. Er verfolgte damit einen raffinierten Plan.
Es war ihm nicht schwergefallen, das Schloß am Garagentor zu überlisten, und er hatte sich nicht die Mühe gemacht, in der Garage leise zu sein. Im Gegenteil, er hatte jede Gelegenheit wahrgenommen, um sich mit Geräuschen bemerkbar zu machen.
Oliver Vegas sollte wissen, daß jemand da war.
Aber der Gangster erschien erst, nachdem Hector Bose am Anlasser herumgespielt hatte. Bevor das Licht aufflammte, ließ sich der Besessene zur Seite fallen.
Er lag auf den Vordersitzen und wartete.
Vegas näherte sich dem Wagen.
Hector Bose wußte, daß der Mann bewaffnet war, aber das störte ihn nicht. Gewöhnliche Kugeln konnten ihm nichts mehr anhaben, seit er ein Mitglied der Drachensippe war. Er war nicht mehr nur er selbst. Er hatte außerdem einen Drachendämon in sich, und dieser machte ihn gegen alle herkömmlichen Waffen resistent. Das hätte sich erst wieder geändert, wenn sich das Böse aus Hector Bose zurückgezogen hätte, aber die Mächte der Finsternis sahen dazu keinerlei Veranlassung. Bose war ein wertvoller Diener für sie, von dem sie nur ungern die Finger gelassen hätten.
Vegas kam.
Hector Bose ließ noch einige Sekunden verstreichen. Dann setzte er sich langsam auf und grinste den Gangster frech an.
Es blitzte gefährlich in Oliver Vegas’ Augen. Die Luger mit dem klobigen Schalldämpfer richtete sich auf den Mann, den er nicht kannte.
Möglicherweise schießt er gleich, dachte Bose, aber er behielt sein Grinsen bei.
»Wer sind Sie?« fragte Oliver Vegas schneidend. »Was haben Sie in meiner Garage zu suchen? Hatten Sie die Absicht, meinen Wagen zu stehlen?«
Bose lachte verhalten. »Sehe ich aus wie ein Dieb?«
»Sie sehen aus wie einer, dem man alles zutrauen muß.«
»Das ist richtig. Alles, Vegas. Auch einen Mord!«
Der Gangster wich einen Schritt zurück. »Wer hat Urnen
Weitere Kostenlose Bücher