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GK453 - Wolfsmond

GK453 - Wolfsmond

Titel: GK453 - Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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feinnervigen Händen wurden abscheuliche Pranken mit mörderischen Krallen. Und sein Gesicht… Großer Gott, sein Gesicht… Haare sprossen aus der Haut. Das Antlitz war ständig in Bewegung, verformte sich, verlor alles Menschliche. Der Mund spitzte sich zu einer geifernden Schnauze. Jener Mund, dessen weiche Lippen Paula so gern geküßt hatte. Die Kiefer schoben sich nach vorn. Dafür traten die Augen zurück und glänzten wie mordlüsterne Lichter. Angsterregende Reißzähne zeigte die Bestie, als sie das Maul aufriß und ein gieriges Knurren hören ließ.
    Paula Blackburn wankte mehrere Schritte zurück.
    Die lange Zeit der Gram hatte sie geschwächt. Wegen der Appetitlosigkeit hatte sie so wenig gegessen, daß sie nach vier Tagen erheblich entkräftet war. Jetzt spürte sie, wie schwach sie war.
    Und dabei hätte sie stark sein müssen. Stark für die Flucht!
    Die Lefzen des Monsters zitterten. Sein struppiges Fell sträubte sich. James Blackburn war zu einem Wesen der Hölle geworden, dessen Leben nur noch einen Inhalt hatte: das Töten!
    Das Ungeheuer spannte seine eisenharten Muskeln.
    Paula wich bibbernd vor dem, was aus ihrem Mann geworden war, zurück. Um ihn hatte sie sich gesorgt! Ihn hatte sie zurückhaben wollen! Nun war er hier, und Paula wünschte sich weit, weit weg von ihm, denn sie wußte, daß er sie umbringen würde. Sie sah es in seinen Augen, daß er sich gleich auf sie stürzen würde. Ihr Selbsterhaltungstrieb loderte wie eine Stichflamme hoch.
    Die Angst verlieh ihr für kurze Zeit Kraft.
    Sie drehte sich blitzschnell um und versuchte wegzulaufen.
    Die Bestie knurrte unwillig.
    Paula warf hinter sich zwei Stühle um. Sie sollten das Monster daran hindern, ihr zu folgen. Aber der Werwolf sprang über die Sitzmöbel, als wären sie nur wenige Zentimeter hoch. Er strotzte vor Kraft. Seine Pranke erwischte Paula. Ihr Kleid zerriß mit einem häßlichen Geräusch und hing in Fetzen herunter. Sie spürte nur den Schlag, nicht die Schmerzen, obwohl die scharfen Krallen des Untiers sie erheblich verletzt hatten. Der Schock machte sie schmerzunempfindlich.
    Die Wucht des Schlages stieß sie nach vorn, auf die Wohnzimmertür zu, die sie auframmte. Totenblaß taumelte sie in die Diele. Die Kräfte verließen sie. Und jetzt setzte auch der Schmerz ein. Ein furchtbares Glühen zog sich über ihren Rücken. Sie drehte sich unendlich langsam um, hatte das Gefühl, ihre Beine müßten jeden Moment nachgeben. Sie wunderte sich, daß sie noch stand. Eigentlich hätte sie längst Umfallen müssen.
    Das Monster hechelte. Speichel glänzte auf seinen schwarzen Lefzen. Die Zunge hing ihm weit aus dem Maul. Blut klebte an den Krallen seiner rechten Pranke.
    Paula schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein…! Nein…! Ich bitte dich, verschone mich! Irgendwo bist du doch immer noch mein Mann! Du kannst mich doch nicht…«
    Das Scheusal nahm keine Rücksicht. Hörte es nicht, was Paula sagte? Verstand das Tier die Worte nicht?
    Knurrend und fauchend schnellte er sich ab.
    Sein harter Körper prallte gegen Paula Blackburn. Er riß sie zu Boden. Die Frau wehrte sich. Sie schlug mit ihren kleinen Fäusten auf den mächtigen Wolfsschädel ein. Wie glühende Messer versenkten sich die Pranken des Monsters in Paulas Körper.
    Paula raste auf eine Ohnmacht zu.
    Sie sah die geifernde Schnauze des Untiers über sich, sah die blitzenden Reißzähne und schloß in diesem schrecklichen Augenblick mit ihrem Leben ab…
    ***
    Mit jedem Schritt ging Charlotte Lane schneller. Sie befand sich nicht gern um diese Zeit auf der Straße. Schließlich war das Clerkenwell, und was sich hier in den letzten Tagen abgespielt hatte, rief in jedem großes Unbehagen hervor. Charlotte blickte sich immer wieder nervös um. Sie fing an, sich die verrücktesten Dinge zusammenzureimen. Vielleicht war Paula auf dem Weg zu ihr diesem grausamen Mörder begegnet. Möglicherweise lag Paula in diesem Moment schon in einer der schmalen Seitenstraßen. Tot.
    Charlottes Kopfhaut spannte sich. Nein, so etwas Schreckliches durfte Paula nicht zugestoßen sein.
    Laut hallten Charlottes klappernde Schritte von den Häuserfronten wider.
    Waren da nicht noch weitere Schritte zu hören? Charlottes Herz schlug sofort schneller. Sie begann zu laufen. Das Haus der Freundin kam in Sicht. Licht brannte noch. Also hatte Paula das Haus noch nicht verlassen. Welchen Grund gab es dafür? Charlotte eilte auf die Haustür zu. Sie durchlief einen kleinen gepflegten Vorgarten

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