GK453 - Wolfsmond
Freund und Kampfgefährten wütend.
»Das war Lathor«, sagte Mr. Silver. »Der Mann mit dem Wolfsschwert.«
»Du kennst ihn?«
Der Ex-Dämon nickte. Er hielt Jerry Winberg in seinen Armen. Schwester Carol trat aus dem Krankenzimmer. Zaghaft blickte sie sich um, dann eilte sie zu Mr. Silver und nahm ihm den weinenden Jungen ab. Der Ex-Dämon strich Jerry mit seiner großen Hand über das Haar. Es war nicht nur eine freundliche Geste. Der Hüne ließ gleichzeitig etwas von seiner Kraft in den Jungen fließen, um zu verhindern, daß der Schock schlimme Nachwirkungen hatte. Jerry hörte zu weinen auf.
»Du mußt jetzt sehr tapfer sein, mein Junge«, sagte der Ex-Dämon.
Jerry nickte und ließ sich von der Krankenschwester in den Krankensaal zurückführen.
»Erzähl mir von Lathor, Silver!« verlangte ich.
»Er ist der Träger des Wolfsschwerts, wie du gesehen hast. Eine außergewöhnliche Waffe. Du konntest dich selbst davon überzeugen.«
»Wieso heißt sie Wolfsschwert?«
»Weil Lathor Menschen damit in Werwölfe verwandeln kann. Er nimmt ihnen ihre Seele und pflanzt ihnen gleichzeitig das Leben des Wolfs in den Körper. Sie werden zu seinen Dienern und übernehmen den Auftrag der Hölle. Er muß beobachtet haben, wie wir Rex Rhodes fertigmachten, und er wollte nicht, daß wir auch noch seinen zweiten Wolf erledigen, deshalb griff er ein.«
Ich blickte mich mißtrauisch um. »Du meinst, er weiß über jeden unserer Schritte Bescheid?«
»Das ist durchaus möglich.«
»Wo befindet er sich in diesem Augenblick, Silver?«
»Ich weiß es leider nicht, aber er wird weiterhin auf seinen Wolf ein Auge haben.«
»Dann haben wir es nicht nur mit der Bestie, sondern auch mit Lathor zu tun«, knirschte ich.
Der Ex-Dämon nickte bedeutungsvoll. »Du sagst es.«
***
James Blackburn legte das Aussehen der Bestie ab, sobald er sich in Sicherheit gebracht hatte. Es war ihm gelungen, sich im Schutz des fluoreszierenden Schilds bis zur Treppe abzusetzen, hastete zur nächsten Etage hinunter und brach da eine Tür auf. Solange er in diesen Anstaltskleidern herumlief, fiel er zu sehr auf. Er brauchte etwas anderes anzuziehen. Ihm war die Lust am Aufenthalt in der St.-James-Klinik gründlich vergangen. Er wollte sich nicht von diesen beiden Dämonenjägern erwischen lassen. Daß es ihm nicht gelungen war, den Jungen fortzuschleppen, ärgerte ihn zwar, aber das war kein Malheur. Er konnte sich jederzeit anderswo ein Opfer holen. Grinsend rieb er sich die Hände, und er freute sich jetzt schon auf die Dunkelheit. Sobald die Nacht anbrach würde er ein blutiges Fest feiern, und niemand würde ihn daran hindern können.
Er schaute sich in dem Raum um, in den er eingebrochen war.
Von der Tür bis zum Fenster ragte ein Einbauschrank auf. Blackburn riß sämtliche Türen auf. Er fand einen Anzug und einen leichten Übergangsmantel. Das Zeug paßte ihm sogar. Geschwind zog er es an, und er setzte auch einen Hut auf den Kopf, um nicht erkannt zu werden.
Dann huschte er aus dem Zimmer, fuhr mit dem Lift nach unten und trat gleich darauf aus dem Gebäude. Über einen asphaltierten Weg steuerte er eine der Klinikeinfahrten an.
Immerzu mußte er an die beiden Kerle denken, die ihn beinahe erwischt hätten. Er wußte, daß er nur knapp dem Tod entronnen war. Wenn Lathor nicht eingegriffen hätte, wäre er jetzt nicht mehr am Leben gewesen.
»Ich danke dir, Lathor!« murmelte er. »Danke dafür, daß du dich schützend vor mich gestellt hast!«
Blackburn sann mit finsterem Blick auf Rache. Er wollte es diesen beiden Dämonenjägern heimzahlen. Sie hatten Rex Rhodes ausgeschaltet, und sie hätten beinahe auch ihn gekriegt. Nun wollte Blackburn den Spieß umdrehen. Er würde herausfinden, wer die beiden waren, wo sie wohnten, wo sich ihre Schwachstelle befand, und er würde zuschlagen, wenn sie nicht damit rechneten. Wer sich mit ihm anlegte, der hatte nur noch ein kurzes Leben vor sich.
»Ich mache sie fertig!« knurrte James Blackburn. »Alle beide, das schwöre ich!«
Er erreichte das Tor.
»Halt!« sagte jemand mit scharfer Stimme. »Hier darf niemand durch!«
Sofort packte ihn eine unbändige Wut, und er war nahe daran, sich wieder in die Bestie zu verwandeln.
***
John Coleman war ein kräftiges Schwergewicht. In jungen Jahren hatte er gecatcht, doch als er allmählich in die Rheumajahre kam, schaute er sich um etwas Solideres um, und er fand auch etwas Passendes: er wurde Pförtner im St.-James-Krankenhaus, ein
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