GK453 - Wolfsmond
Cates wußte sofort, wen sie vor sich hatte.
Das war James Blackburn, der Kerl, der sich in einen reißenden Wolf verwandeln konnte!
***
Schwester Carol fieberte. Nervös starrte sie den Mann an. Irgend etwas mußte jetzt geschehen, sonst gab es eine Katastrophe. Heiß pochte das Blut in Carol Cates’ Schläfen. Die Patienten hatten keine Ahnung, wer da eingetreten war, aber sie würden es wohl sehr bald erfahren.
Die Krankenschwester schielte zum Stationstelefon hinüber. Unendlich weit kam es ihr vor. Würde sie es erreichen können? Mit steifen Gelenken setzte sie sich in Bewegung.
Der Wolfsmann stand an der Tür. Reglos. Carol Cates ließ ihn nicht aus den Augen. James Blackburn blickte sich suchend um. Wollte er sich ein Opfer aussuchen?
Du mußt Dr. Remick anrufen, pochte es ununterbrochen in Schwester Carols Kopf. Wir brauchen Hilfe, und zwar rasch, sonst… Nicht auszudenken, wenn sich Blackburn verwandelt!
James Blackburn ließ es geschehen, daß sich die Krankenschwester dem Telefon näherte. Seine Mordgier war stärker als der Wunsch, vorsichtig zu sein.
Mit brennenden Augen schaute sich James Blackburn die Patienten an. Sein Blick blieb schließlich an Jerry Winberg hängen.
Schwester Carol hatte das Telefon schon beinahe erreicht. Die Kranken spürten, daß etwas nicht in Ordnung war und daß Carol Cates’ seltsames Verhalten mit diesem Mann zu tun hatte.
»He, Schwester!« rief George Tanna. »Was ist mit diesem Kerl?«
Carol Cates gab keine Antwort.
»Ist er nicht okay? Er guckt so komisch«, sagte Tanna.
»Seien Sie still. Seien Sie um Himmels willen still!« sagte Carol Cates eindringlich.
»Ich denke, dieses Typs sollte sich jemand annehmen.«
»Das wird schon geschehen«, sagte die Krankenschwester und griff nach dem Hörer.
»Sie brauchen keine Hilfe zu rufen. Mit dem werde ich allein fertig«, behauptete George Tanna, schlug die Bettdecke zurück und stand auf.
James Blackburn richtete seinen Blick auf den Patienten, und ein tierhaftes Knurren, das alle Anwesenden erschreckte, kam aus seiner Kehle. Tanna, der losstürmen wollte, zögerte einen Moment.
Und dann passierte das Unfaßbare!
Aus Blackburn wurde ein Wolf. Die Kranken schrien entsetzt auf. Tanna wagte es nicht, sich von der Stelle zur rühren. Mit großen Augen sah er das Ungeheuer an. »Das… das gibt’s doch nicht. Das darf nicht wahr sein…«, stieß er heiser hervor.
Die Ereignisse überstürzten sich. Diejenigen Patienten, die bei der Tür lagen, sprangen aus ihren Betten und ergriffen in panischer Furcht die Flucht. Auch Jerry Winberg lag da. Auch er jumpte aus dem Bett, doch ihn ließ der Wolf nicht fliehen. Ihn griff sich die Bestie. Mit beiden Pranken packte er den Jungen.
Jerry kreischte auf. Entsetzen verzerrte sein Gesicht. Keiner der Patienten hatte den Mut, ihm beizustehen. Niemand wagte etwas gegen den Werwolf zu unternehmen. Jeder war froh, daß er nicht die Beute dieses haarigen Teufels war.
Schwester Carol wählte mit zitternden Finger aufgeregt die dreistellige Nummer, unter der Dr. Remick zu erreichen war. Steve Remick hob fast augenblicklich ab.
»Hier ist Schwester Carol von der Dermatologie!« rief die Krankenschwester schrill ins Telefon. »Er ist hier! Blackburn ist hier! Er hat sich einen Jungen geholt, oh, mein Gott…«
»Was ist mit dem Jungen? Lebt er noch?«
»Ja, aber…«
»Hören Sie, keiner darf etwas gegen das Monster unternehmen! Haben Sie mich verstanden?«
»Ja. Ja.«
»Es kommt sofort jemand runter. Der Wolf wird sich mit seinem Opfer zurückziehen wollen, um es im verborgenen zu töten. Lassen Sie ihn gehen. Niemand darf ihn aufhalten. Nur so hat der Junge noch eine winzige Chance.«
Remick legte auf. Schwester Carol ließ bebend den Hörer sinken, während das Untier den schreienden Jungen aus dem Saal schleppte.
***
Da war der Alarm, auf den wir ungeduldig gewartet hatten. Als er Dr. Remick erreichte, flitzten wir aus dem Zimmer und hetzten zur Dermatologie hinunter. Wieder hielt ich meinen Colt Diamondback schußbereit in der Faust und hoffte, ihn gegen den Wolf wirkungsvoll einsetzen zu können, damit dieser Horror endlich vorbei war.
Dritter Stock.
Mr. Silver warf die Tür zur Seite. Ein langer Gang lag vor uns, und in dessen Mitte entdeckten wir das Ungeheuer mit seinem kreischenden, wimmernden Opfer. Der Junge tat mir schrecklich leid. Ich konnte mir vorstellen, wie es in ihm aussah, und ich hoffte, daß dieser schwere Schock ihn nicht für den Rest
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