GK460 - Das Geisterdorf
km/h.
Wir würden also keine zwei Stunden bis nach Seltrick brauchen.
»Es ist ein unschätzbarer Vorteil, wenn man einen so zuverlässigen Mann wie Tucker Peckinpah hinter sich hat«, sagte ich.
»Dem kann ich nur beipflichten«, erwiderte Lance Selby. »Was er für dich tun kann, erledigt er immmer prompt.«
Bevor wir uns zum Airport begeben hatten, war ich noch mal schnell nach Hause geeilt, um Vicky Bonney und Mr. Silver Bescheid zu sagen. Mir krampfte es das Herz zusammen, als ich den Ex-Dämon anschaute. Er war bloß ein Schatten seiner selbst. Würden die Zeiten, in denen er vor Kraft und Optimismus gestrotzt hatte, würden sie jemals wiederkommen? Wenn ich ihn so vor mir sah, hegte ich ernste Zweifel daran.
Vicky gab mir eine Menge guter Ratschläge mit auf den Weg. Ich weiß, es war unhöflich, aber ich hörte kaum zu, schnallte die Schulterhalfter um, in der mein Colt Diamondback steckte, der mit geweihten Silberkugeln geladen war, steckte mein silbernes Feuerzeug ein, das als magischer Flammenwerfer verwendet werden konnte, nickte Mr. Silver aufmunternd zu, küßte Vicky zum Abschied auf die vollen, weichen Lippen.
Mit meinem weißen Peugeot 504 TI fuhren wir zum Flugplatz, wo Helikopter und Pilot bereits auf uns warteten. Wir starteten sofort.
Lance rümpfte die Nase. »Ich würde mich bedeutend wohler fühlen, wenn ich wüßte, was uns im schottischen Hochland erwartet.«
»Vielleicht finden wir für das Verschwinden der Männer eine simple Erklärung«, meinte ich.
Der Parapsychologe schaute mich ernst an. »Glaubst du das wirklich, Tony?«
Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«
***
Das alte Pfarrhaus schloß sich eng an die Dorfkirche an. Pater Morton stand am Fenster und blickte nach draußen. Ab und zu strich er sich mit der flachen Hand über die spiegelnde Halbglatze. Seine Zunge huschte über die trockenen Lippen. Er spürte ein brennendes Verlangen nach einem Schluck Whisky, versagte sich den Drink aber, denn er wußte, daß Bischof Avery ins Dorf gekommen war, und er wollte den kirchlichen Würdenträger nicht mit einer Fahne empfangen.
Pater Morton kannte seine Fehler. Er wußte, daß er ein schwacher Mensch war. Zwar versuchte er, dagegen anzukämpfen, doch er verlor diesen Kampf fast immer.
Als er den Bischof erblickte, zuckte er zusammen. Der wohlbeleibte Mann strebte mit langen Schritten dem Pfarrhaus zu. Wenig später klopfte er an die dicke Eichentür.
Pater Morton ließ den Bischof ein. Ein mattes Lächeln huschte über sein leicht aufgedunsenes Gesicht. Seine Hände zitterten, und er verbarg sie schnell vor dem Vorgesetzten.
»Herzlich willkommen in Seltrick«, sagte Pater Morton freundlich. »Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt.«
»O ja, die hatten wir, meine Nichte und ich.«
»Ich weiß, daß Sie nicht allein gekommen sind«, sagte Pater Morton lächelnd. »In so einem kleinen Dorf gibt es keine Geheimnisse.« Der Pfarrer preßte nach diesen Worten die Lippen zusammen. Stimmte das wirklich, was er eben gesagt hatte? Gab es tatsächlich keine Geheimnisse in Seltrick? Und was war mit den vier verschwundenen Männern?
Pater Morton bot dem Bischof Platz an. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
Bischof Avery schüttelte den Kopf. »Sie wissen, weshalb ich die Reise von Glasgow hierher gemacht habe.«
Der Pfarrer sfenkte verlegen den Blick. »Natürliche Und ich muß gestehen, daß ich mich wegen dieses Grundes zutiefst schäme.«
»Ich denke, wir werden ein langes Gespräch führen müssen, Pater. Es darf nicht noch einmal Vorkommen, daß Sie außerstande sind, eine Messe zu lesen.«
»Dazu wird es bestimmt nicht mehr kommen, das verspreche ich.«
»Mein Lieber, ich bin nicht hier, um Sie in Grund und Boden zu verdammen. Ich bitte Sie: Sehen Sie in mir einen Freund, der Ihnen helfen will. Ihre Gemeinde hält nach wie vor zu Ihnen. Deshalb sollten wir gemeinsam versuchen, die Probleme aus der Welt zu schaffen. Ein offenes Wort wird uns da gewiß einen großen Schritt weiterhelfen.«
Pater Morton faltete die Hände, als wollte er beten. »Ich wäre gern so stark wie Sie. Täglich bete ich zum Herrn und bitte ihn, mir beizustehen, mir die Kraft zu geben, der Versuchung zu widerstehen, aber Gott scheint mein Gebet nicht zu hören.«
»Unsinn, er hört jedes Gebet.«
»Aber er hilft nicht.«
»Vielleicht hat er Ihnen eine Prüfung auferlegt. Er will sehen, wie Sie damit aus eigener Kraft fertig werden. Warum trinken Sie, Pater?«
Der Pfarrer starrte
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