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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Arbeit nicht allein tun lassen. Im Büroschrank bewahrte er eine alte Flinte auf. Seit Jahren benützte er sie nicht mehr, aber sie war gut gepflegt, sorgfältig eingeölt und jederzeit einsatzbereit.
    Gilmore stürzte in das Zimmer, eilte auf den Schrank zu und öffnete ihn hastig. Er nahm das Gewehr heraus, das an der Rückwand lehnte. Die Patronen dazu bewahrte er in der Schreibtischschublade auf.
    Er wollte sie holen, da passierte etwas Unvorhergesehenes.
    Jemand befand sich mit Barton Gilmore im Raum. Hinter der Tür hatte die Person die Ankunft des Bürgermeisters abgewartet. Jetzt löste sich die Gestalt von der Wand.
    Lautlos glitt sie auf Gilmore zu. In beiden Händen hielt sie ein Seidentuch, das sie so lange drehte, bis daraus eine Art Strick wurde. Diesen warf der Mörder über Barton Gilmores Kopf.
    Der Bürgermeister erschrak zutiefst. Er wollte aufschreien, doch seine Kehle wurde brutal zugeschnürt. Das Gewehr entfiel seinen Händen, Er versuchte, sich aus der würgenden Schlinge zu befreien. Vergeblich! Das Blut brauste in seinen Ohren. Die akute Atemnot machte ihn verrückt.
    Wie von Sinnen schlug er um sich, ohne den Killer richtig zu treffen. Er trat auch nach dessen Schienbeinen, doch der Mörder wußte sich immer wieder geschickt einem schmerzhaften Treffer zu entziehen.
    Schwarze Flocken tanzten vor Gilmores Augen. Niemand ahnte, wie dringend er jetzt Hilfe gebraucht hätte.
    Seine Knie wurden weich. Er konnte sich nicht mehr länger auf den Beinen halten und brach zusammen…
    ***
    Ich sprang über Wurzeln und graues Gestein. Wie ein Querfeldeinläufer war ich unterwegs, in eine Senke hinunter, über einen Bach hinüber, ein Steilufer hinauf. Ab und zu hörte ich Äste brechen, oder ich sah Spuren auf dem weichen Boden, die mir verrieten, daß ich mich auf dem richtigen Weg befand.
    Lance hatte ich aus den Augen verloren, aber ich konnte sicher sein, daß er sich nach wie vor ehrgeizig an dieser Jagd beteiligte.
    Der Steinerne war unglaublich schnell. Sein Erscheinen ließ mich auf einen Medusen-Effekt schließen.
    Medusa, eine von drei Gorgonen, hatte in der Antike für zahlreiche steinerne Tote gesorgt. Man hatte die schlangenhäuptige Frau nur anzusehen brauchen, und schon erstarrte man. Perseus gelang es, sie mit dem Schwert zu enthaupten. Er hatte sie nicht direkt, sondern durch einen Spiegel angesehen und entging dadurch ihrem verderblichen Zauber.
    Medusas Opfer hatten sich zu Stein verwandelt, ohne wieder zum Leben zu erwachen. Aber durch Magie war es möglich, die Steinleichen mit neuem Leben zu beseelen. Genau das mußte hier passiert sein.
    Ich blieb kurz stehen, um mich zu orientieren.
    Das Steinmonster ließ sich nicht mehr blicken. Hatte es ein Versteck gefunden, in dem ich es nicht aufstöbern konnte? Ich merkte, wie mir der Schweiß auf der Stirn stand.
    Schwer atmend setzte ich meinen Weg fort und entdeckte die Spuren auf dem Boden. Die Erde war aufgewühlt, frisch abgefallenes Laub beiseite geschoben. Es sah aus, als wäre der Steinerne hier ausgerutscht.
    Ein Felsblock verdeckte mir die Sicht. Ich lief auf ihn zu, legte meine Hand darauf, glitt daran vorbei.
    Plötzlich war er da, wie aus dem Boden gewachsen. Und er griff mich sofort an.
    ***
    Clytie Wyngard wurde mit dem erlittenen, schlimmen Schock nicht fertig. Sie weinte haltlos, ihre Schultern zuckten. Bischof Avery legte ihr seine Hand beruhigend auf den Rücken.
    »Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Es ist vorbei…«
    »Er wollte mich umbringen«, stöhnte Clytie. »Er legte seine kalten Hände um meinen Hals und wollte mich erwürgen. O Gott, es war so schrecklich.«
    »Es ist vorbei«, sagte Bischof Avery wieder.
    »Er… Er war mein Mann. Wer hat ein solches Ungeheuer aus ihm gemacht? Wieso ist Martin auf einmal aus Stein?«
    Der Bischof hob die Schultern. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Für mich steht fest, daß schwarze Mächte im Spiel sind.«
    »Wer bedient sich ihrer?«
    »Man wird es herausfinden.«
    »Und Martin? Wird er wieder zu dem werden, was er einmal war? Oder muß er dieses mordende, steinerne Ungeheuer bleiben?«
    Die Tür öffnete sich, und Jack Jenkins trat ein. Bischof Avery begrüßte die Störung, denn er hätte auf Clyties Fragen keine Antwort gewußt. Jenkins kam näher.
    »Wo ist er?« fragte Clytie heiser. »Wo ist mein… Mann?«
    »In den Wald geflohen. Man versucht, ihn zu erwischen.«
    »Lebend?«
    »Lebt er denn noch, Clytie?«
    »Er fiel einem schrecklichen Zauber zum Opfer.

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