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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sich nicht. Nur die monotonen Geräusche der Maschine erfüllten die Druckerei. Clytie suchte ihren Mann. Mehrmals dachte sie, er würde hinter ihr stehen, und zückte nervös herum, aber hinter ihr war niemand. Im Büro entdeckte sie ihren Mann auch nicht. Gott, wer hatte die Maschine in Gang gesetzt? Etwa nicht Martin?
    Clytie Wyngard bekam es mit der Angst zu tun. Sollte sie es wagen, das Papierlager zu betreten? Hielt Martin sich darin auf? Wenn er hiergewesen wäre, hätte er auf ihr kufen sicher geantwortet. Wer aber außer ihm hätte die Maschine in Gang setzen sollen?
    Mit zitternden Knien betrat die Frau das Papierlager. Hinter einem der Regale bewegte sich jemand.
    »Martin? Bist du das?«
    Ja, es war Martin. In diesem Augenblick trat er hinter dem Regal hervor. Aber wie sah er aus? Clytie Wyngard traf beinahe der Schlag. Der Mann - ihr Mann -, dem sie gegenüberstand, war aus Stein!
    ***
    Der schwarze Mercedes fuhr an der Ortstafel von Seltrick vorbei. Am Steuer saß Bischof Avery, neben ihm seine reizende Nichte Mags, die ihren Onkel hartnäckig gebeten hatte, sie nach Seltrick mitzunehmen.
    »Es ist nichts los in Seltrick«, hatte der Bischof zu Hause gesagt. »Du wirst dich da bestimmt langweilen.«
    »Ich habe etwas übrig für einsame Dörfer, die abseits liegen. Wußtest du das nicht, Onkel?« hatte Mags Avery erwidert. »Ich bin eine unverbesserliche Romantikerin wie dein Bruder. Die Landluft wird mir auch guttun. In Glasgow hat man ja an manchen Tagen das Gefühl zu ersticken. Bitte nimm mich mit, Onkel. Ich werde dir bestimmt nicht zur Last fallen. Du wirst mich überhaupt nicht bemerken, wirst denken, allein nach Seltrick gefahren zu sein.«
    Wenn sich Mags etwas in den Kopf setzte, dann drückte sie das auch durch. Das war schon immer so gewesen, und da der Bischof sich für das Mädchen seit dem tragischen Unfalltod seines Bruders verantwortlich fühlte und er Mags auch sehr zugetan war, konnte sie ihn immer wieder mühelos herumkriegen.
    »Du weißt, weshalb ich nach Seltrick muß, Mags?«
    »Ja, der Pfarrer trinkt zuviel, und du wirst ihm ins Gewissen reden. Vielleicht wirst du ihn auch seines Amtes entheben.«
    »Das habe ich nicht vor.«
    »Aber du kannst es auch nicht von vornherein ausschließen, nicht wahr? Hast du dir darüber Gedanken gemacht, aus welchem Grund der Pfarrer trinkt?«
    »Jetzt ergreife nicht schon seine Partei, ehe du ihn kennengelernt hast, sonst nehme ich dich erst gar nicht nach Seltrick mit.« Das hatte der Bischof zwar polternd gesagt, aber er hätte es niemals übers Herz gebracht, Mags wirklich zu Hause zu lassen.
    Nun waren sie in dem kleinen Dorf eingetroffen, und der Bischof wies auf die alten Häuser. »Habe ich zuviel gesagt? Der Ort ist der langweiligste, den ich kenne. Ich frage mich, was du hier machen willst.«
    »Wanderungen. Das Dorf liegt sehr schön. Ich glaube, hier kann man stundenlang auf einer Straße gehen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.«
    »Und das findest du so schön?«
    »Ich liebe die Einsamkeit.«
    »Der Herr möge geben, daß du dich nicht irgendwo verkriechst und dich von der Welt abkehrst. Du bist zu hübsch für eine Einsiedlerin. Mädchen wie du müssen heiraten und Kinder kriegen.«
    »Und Männer wie du?«
    »Das ist etwas anderes«, sagte der Bischof und stoppte den Wagen vor dem Dorfgasthaus.
    »Wie lange werden wir voraussichtlich in Seltrick bleiben, Onkel?«
    Bischof Avery schaute nachdenklich zu der alten Kirche hinüber. »Das weiß ich noch nicht. Das hängt von verschiedenen Dingen ab.«
    »Laß dir ruhig Zeit mit dem Pfarrer. Ich hab’s nicht eilig, nach Glasgow zurückzukommen.«
    »Aber ich. Schließlich ist mein Amt mit viel Arbeit und einer Menge Verpflichtungen verbunden, die ich nicht vernachlässigen darf.«
    Sie stiegen aus, der wohlbeleibte Bischof und seine neunzehnjährige blonde Nichte. Sie trug ein Kleid, das schlicht geschnitten war, ihre Reize aber nicht versteckte. Ihr langes Haar fiel in weichen Wellen auf die Schultern.
    Der Gastraum war leer. Debbie Messey putzte Gläser, als Bischof Avery und Mags eintraten.
    Der kirchliche Würdenträger, als solcher in seiner Soutane unschwer zu erkennen, sagte: »Meine Nichte und ich würden gern bei Ihnen wohnen. Haben Sie zwei Einzelzimmer frei?«
    Debbie brachte verlegen ihr Kleid in Ordnung, und es reute sie, daß es so offenherzig ausgeschnitten war.
    »Selbstverständlich. Zwei Einzelzimmer, können Sie haben. Ich werde gleich Tom rufen. Tom Jessop. Er

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