GK467 - Der Killer-Geist
ein Stück weiter.
Miles Manda wollte mich veranlassen, diesen unschuldigen Mann zu erschießen, doch diesen Gefallen tat ich ihm nicht.
»Was ist?« höhnte Jir Karobec. »Bist du zu feige zum Schießen?« Er trat zwei Schritte näher.
Ich sah hinter ihm Mr. Silver auftauchen. Jetzt hatten wir den Wahrsager in der Zange. Ich steckte meinen Revolver weg.
»Was soll das denn?« fragte der Zigeuner mit Mandas Stimme gereizt.
»Gegen dich brauche ich keine Waffe«, sagte ich großspurig. »Dich mache ich mit bloßen Händen fertig.«
»Großmaul!« schrie der Hellseher und wollte sich auf mich stürzen, aber Mr. Silver fing ihn ab. Der Hüne packte ihn derb. Steinhart war sein Griff. Jir Karobec stieß einen wütenden Schrei aus. Verbissen versuchte er freizukommen, doch es war ihm unmöglich, sich dem eisernen Griff meines Freundes zu entwinden.
Haßverzerrt war Jir Karobecs Gesicht. Er hätte uns umgebracht, wenn er dazu imstande gewesen wäre.
»Ich kriege euch!« brüllte der Zigeuner außer sich vor Wut. Es war nach wie vor Mandas Stimme, die aus seinem Mund drang. »Ich vernichte euch mit meiner Geisterschlinge! Ihr habt keine Chance gegen mich! Wie ein Blitz aus heiterem Himmel werde ich euch treffen! Ihr werdet krepieren, schon bald. Bereitet euch inzwischen auf euer Ende vor!«
Jir Karobec sank in sich zusammen. Seine Züge glätteten sich. Der Haß und die Mordlust verschwanden aus seinen Augen. Er schaute mich verblüfft an. Ich nickte Mr. Silver zu und sagte: »Es ist vorbei, du kannst ihn loslassen.«
Der Ex-Dämon trat einen Schritt zurück. Jir Karobec schüttelte benommen den Kopf. »Was war los?«
Ich berichtete es ihm, und er wollte sich entschuldigen, aber ich winkte ab. »Was geschehen ist, passierte auf Miles Mandas Veranlassung. Sie können nichts dafür.«
Der Hellseher schauderte. »Hoffentlich kommt es nicht noch einmal zu einem solchen gefährlichen Kontakt. Ich hasse es, von diesem gewissenlosen Mörder zu seinem Werkzeug gemacht zu werden.«
»Haben Sie eine Ahnung, woher die Impulse kamen, voñ denen Ihr Geist unterdrückt wurde?« erkundigte ich mich.
Jir Karobec schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich weiß es nicht, Mr. Ballard.«
»Wir danken Ihnen trotzdem für die Bereitschaft, uns zu helfen«, sagte ich. »Sollten Sie über Miles Manda etwas erfahren, das wir wissen sollten, rufen Sie mich an. Meine Nummer ist Paddington 2332.« Da er sie sich bestimmt nicht auf Anhieb gemerkt hätte, gab ich ihm meine Karte und verließ mit meinem Freund das Varietétheater.
***
Vicky Bonney saß in ihrem Arbeitszimmer und spannte ein neues Blatt in die elektrische Schreibmaschine. Für gewöhnlich arbeitete sie so spät am Abend nicht mehr, aber da sie allein zu Hause und mit ihrem Pensum im Rückstand war, zwang sie sich, wenigstens ein paar Seiten zu schreiben. Schließlich hatte sie Termine, an die sie sich halten mußte.
Sie beugte sich über die Seite, die sie soeben weggelegt hatte, um den Faden wiederaufzunehmen.
Da läutete das Telefon.
Die blonde Schriftstellerin griff sich den Hörer und meldete sich.
Am anderen Ende eine krächzende Mädchenstimme: »Ich möchte Mr. Ballard sprechen.«
»Tut mir leid«, erwiderte Vicky Bonney. »Mr. Ballard ist im Moment nicht zu Hause.«
»Auch das noch…«
»Was ist denn passiert? In dringenden Fällen kann ich versuchen, ihn in seinem Wagen zu erreichen.«
»Der Mörder mit der Geisterschlinge hat wieder zugeschlagen.«
»Miles Manda?«
»Ich kenne seinen Namen nicht.«
»Wie ist Ihr Name?« fragte Vicky.
»Nicola Dunn. Manda hat gestern meinen Bruder ermordet. Ich wollte diesen Mord rächen, kaufte mir einen Revolver und begab mich mit Tom Corby zum Hafen und… nun lebt auch Tom nicht mehr…« Stockend schilderte Nicola Dunn die Einzelheiten der Tragödie. »Jetzt«, fuhr sie schluchzend fort, »hängt Tom da, und niemand kann ihn abnehmen. Er kann doch nicht ewig in der Luft hängenbleiben.«
»Wenn ich Glück habe, erreiche ich Tony Ballard in seinem Wagen, Miß Dunn. Dann schicke ich ihn sofort zum Hafen«, versprach Vicky Bonney.
»Ich danke Ihnen«, seufzte Nicola und hängte ein.
Vicky ließ den Hörer langsam sinken.
Tony hatte sich entschlossen, Miles Manda zu jagen, doch davon ließ der Mörder mit der Geisterschlinge sich nicht beeindrucken. Er mordete seelenruhig weiter.
Vicky spürte einen kalten Haß in sich aufsteigen, und sie tippte sofort die Nummer von Tony Ballards Autotelefonanschluß in den
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