GK467 - Der Killer-Geist
Seine Hände waren geballt. Er fürchtete sich vor keinem Angriff. Miles Manda würde sehr schnell erkennen, daß er nicht so stark war, wie er im Moment noch glaubte.
Der Ex-Dämon forcierte sein Tempo. Er machte sich Sorgen um Tony Ballard. Und er fand es eigenartig, daß Tony ihn von seiner Absicht, hierher zu gehen, nicht in Kenntnis gesetzt hatte.
Das war für gewöhnlich nicht Tonys Art.
Wenn sie einen Fall zusammen angingen, dann erledigten sie ihn auch gemeinsam, und niemand ritt dabei eine Extratour.
Der Hüne mit den Silberhaaren lief kreuz und quer durch den finsteren Park. Er befürchtete, den Freund irgendwo an einer Geisterschlinge hängen zu sehen.
»Tony!« rief er mit lauter Stimme. »Tony, wo bist du?«
Er bekam keine Antwort. Noch einmal suchte er den Park ab, und er versuchte auch wieder seine übernatürlichen Fähigkeiten zu aktivieren. Aber er schaffte es trotzdem nicht, Tony Ballard zu finden.
Auch von Miles Manda entdeckte er keine Spur. Das ließ in ihm den Verdacht aufkeimen, daß Jir Karobec ihn belogen hatte. Sobald ihm dieser Gedanke gekommen war, drehte er um und verließ die Anlage, um zum Varietétheater zurückzukehren und Jir Karobec ins Gebet zu nehmen.
Irgend etwas war da faul.
***
Okay, der Zigeuner hatte mich die Treppe hinuntergestoßen und mich im Keller eingesperrt, aber wenn er glaubte, daß ich nun unwiderruflich festsaß, hatte er sich gewaltig geschnitten.
Ich war bewaffnet.
Mein Colt Diamondback steckte in der Schulterhalfter. Ich zog die Waffe, entsicherte sie, stieg die Stufen, die ich vorhin hinuntergepurzelt war, hinauf, und war entschlossen, eine geweihte Silberkugel zu opfern, um das Schloß aufzuschießen.
Anschließend wollte ich mir den Hellseher kaufen.
Er war zwar für das, was er anstellte, nicht verantwortlich, aber vielleicht konnte ich zwischen ihm und Miles Manda eine Brücke schlagen, über die ich den Mörder mit der Geisterschlinge erreichte.
An der Tür blieb ich stehen. Ich legte mein Ohr auf das Holz. Jenseits der Tür befand sich niemand. Jir Karobec hatte sich zurückgezogen. Ich fragte mich, was er in diesem Augenblick wohl machte. Empfing er von Miles Manda neue Befehle?
Ich richtete den Revolver auf das Schloß. Mein Arm war gestreckt. Einen Moment zögerte ich, dann drückte ich ab. Krachend entlud sich die Waffe. Die geweihte Silberkugel hieb in das Holz und zertrümmerte das Schloß. Die Tür ließ sich öffnen.
Ich trat aus meinem Kerker und hörte im selben Moment schnelle Schritte.
Bestimmt kam da Jir Karobec angerannt.
***
Mr. Silver erreichte das Varietétheater. Seine silbernen Brauen waren zusammengezogen. Über seiner Nasenwurzel stand eine tiefe Unmutsfalte. Den Ausflug zum Grosvenor Square hätte er sich sparen können. Aber woher hätte er das wissen sollen? Er konnte zwar viele Dinge tun, zu denen ein Mensch nicht fähig war, aber allwissend war er leider nicht.
Der Ex-Dämon machte drei Schritte.
Plötzlich hallte das Krachen eines Schusses durch das Gebäude.
»Tony!« entfuhr es dem Hünen mit den Silberhaaren.
Er startete, hetzte einen Gang entlang, rammte mit der Schulter knapp nacheinander zwei Türen auf, erreichte die Garderobe des Zigeuners und stellte fest, daß sie leer war.
Aber er vernahm die Schritte des Wahrsagers, und diesen folgte er. Vielleicht befand sich noch irgend jemand im Theater, aber den hatte der Schuß bestimmt nicht angelockt, sondern höchstens verscheucht.
Mr. Silver gelangte zu einer Treppe, die nach unten führte. An ihrem Fuß entdeckte er Jir Karobec.
Der Ex-Dämon folgte dem Hellseher weiter, denn er glaubte zu wissen, daß dieser ihn direkt zu seinem Freund Tony Ballard, den Dämonenhasser, brachte. Und er irrte sich nicht.
***
»Ballard!« knurrte Jir Karobec feindselig. Es funkelte gefährlich in seinen dunklen Augen. Daß ich einen Revolver in der Faust hielt, schien ihn nicht zu stören.
Hielt er sich für unverwundbar?
Hielt er sich in diesem Augenblick für Miles Manda?
Seine Stimme hatte sich tatsächlich verändert, war mir plötzlich fremd. Ich konnte davon ausgehen, daß Miles Manda durch diesen Mann zu mir sprach.
»Ballard, du Dreckskerl!« blaffte der Zigeuner.
Ich richtete meinen Colt Diamondback auf ihn. »Stop, Karobec! Keinen Schritt weiter, sonst bin ich gezwungen, abzudrücken!«
Der Hellseher blieb stehen. Er breitete die Arme aus. »Schieß doch, du Bastard! Na los! Worauf wartest du? Warum drückst du nicht ab?«
Ich dachte zum Glück
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