GK470 - Die Teufelsschlange
zerstörte sie.
Von einer Sekunde zur anderen war der Weg frei.
Roxane und die Schattenmädchen atmeten erleichtert auf.
Im selben Moment stieß Maki einen grellen Schrei aus. Roxane wirbelte wie von der Natter gebissen herum und sah… Wyxen, Tingos Folterknecht. Sein grünes Schattengesicht war zu einer höhnischen Fratze verzerrt.
Die Schneide eines Dolchs saß waagerecht an Makis Kehle, und Wyxen sagte lachend: »Das habt ihr euch so vorgestellt, was?«
***
Wir sprangen von den Pferden. Die Tiere waren merklich nervös, aber sie ergriffen nicht sofort die Flucht, als wir sie losließen. Sie spürten das Unheil, die Gefahr, die im Labyrinth der Dämonenschlange zu Hause waren. Damit die Pferde nicht später Reißaus nehmen konnten, banden wir ihnen die Vorderfüße zusammen.
Mr. Silver vollführte mit der magischen Streitaxt einige Schlagbewegungen. Das blitzende Metall surrte rasant durch die Luft. Ich erinnerte mich an einen japanischen Samuraifilm, da hatte der Star mit seinem Schwert auf eine ähnliche Weise trainiert.
»Hoffentlich finden wir Tingo bald«, sagte der Ex-Dämon aggressiv. »Damit ich endlich Roxanes Tod rächen kann.«
»Halte dir stets vor Augen, daß du nicht zuviel riskieren darfst, Silver«, riet ich meinem Freund. »Denk daran, daß wir zu zweit sind. Du brauchst die ganze Arbeit nicht allein zu machen. Ich hasse Tingo genauso wie du. Also laß mir auch ein Stück davon übrig.«
Der Hüne mit den Silberhaaren bleckte die Zähne. »Keine Sorge, Tony. Du kommst nicht zu kurz.«
Wir traten hinter jenen Felsen, der die Form einer Teufelsfratze hatte. Vor uns tat sich ein schmaler Schlund auf.
»Bist du bereit?« fragte mich Mr. Silver.
Ich nickte mit finsterer Miene. »Von mir aus kann es losgehen.«
»Also dann«, sagte der Ex-Dämon und zwängte sich als erster in den Schlund hinein. Ich folgte ihm, und dann befanden wir uns in Tingos Welt, im Labyrinth der Dämonenschlange, in dem eine Vielzahl von Gefahren auf uns lauerte.
***
Roxane starrte Wyxen haßerfüllt an. Sie konnte im Moment nichts tun, denn alles, was sie unternommen hätte, hätte Maki das Leben gekostet.
»Hab‘ ich euch wieder, ihr kleinen Ausreißerinnen«, höhnte Wyxen. »Gefällt es euch denn so schlecht bei mir, daß ihr verschwinden wollt? Habe ich euch nicht immer freundlich und nett behandelt?« Er lachte schnarrend. »Dieser Fluchtversuch bringt jeder von euch hundert Peitschenschläge ein!« sagte er dann schneidend.
Maki war steif wie eine Steinfigur. Sie wagte sich nicht zu bewegen, weil sie befürchtete, Tingos Folterknecht würde ihr dann den Hals durchschneiden. Tindissa und Assara blickten Wyxen verzweifelt an.
Sie wagten nicht zu hoffen, daß sie diesem grausamen Kerl doch noch entkommen konnten.
»Wir kehren jetzt um!« kommandierte Wyxen mit scharfer Stimme. »Ich wäre euch sehr böse, wenn ihr meine Gastfreundschaft nicht noch kurze Zeit in Anspruch nehmen würdet. Morgen ist die Nacht des schwarzen Mondes. Da müssen wir uns ohnedies trennen. Aber bis dahin bleiben wir zusammen, wie eine kleine Familie.«
Tindissa und Assara rührten sich nicht von der Stelle.
»Geht vor mir her!« befahl ihnen Wyxen.
Die Mädchen setzten sich mit hölzernen Schritten in Bewegung.
»Roxane, du auch!« rief der Folterknecht der Dämonenschlange.
Die Hexe aus dem Jenseits ging an ihm vorbei.
Er lachte ihr ins Gesicht. »Ich bin sicher, die Idee, zu fliehen, stammte von dir.«
»Das stimmt, und ich bin stolz darauf«, antwortete Roxane giftig.
»Du hast die Mädchen angestiftet, mitzugehen.«
»Richtig«, gab Roxane trotzig zurück. »Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich es wieder tun.«
»Was sagst du zu hundertfünfzig Peitschenschlägen, he?«
»Ich würde sie dir gern geben.«
Wyxen geriet in Rage. Er stieß Maki beiseite und wollte Roxane einen brutalen Faustschlag versetzen. Darauf hatte es die Hexe aus dem Jenseits angelegt. Sie tauchte unter dem Faustschlag weg und griff mit beiden Händen nach Wyxens Handgelenk. Ein schmerzhafter Energiestoß biß sich durch seinen Arm. Er brüllte auf und ließ den Dolch fallen.
Das ermutigte Tindissa und Assara, ihn anzugreifen. Sie stürzten sich auf ihn und versuchten ihn niederzuringen.
Maki bückte sich blitzschnell und hob den Dolch des Folterknechtes auf, und sie stieß ihm die Klinge kraftvoll in den Rücken.
Wyxen erstarrte.
Seine Augen weiteten sich in panischem Entsetzen. Roxane, Tindissa und Assara ließen ihn los. Sie
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