GK470 - Die Teufelsschlange
sahen, daß er tödlich getroffen war und sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten konnte.
Er machte zwei hilflose Schritte vorwärts. Seine drei Hände streckten sich haltsuchend aus. Er kippte nach vorn und fiel mit dem Gesicht gegen die Wand. Dann sackte ér langsam zu Boden und hauchte sein Leben aus.
Von ihm hatten die Mädchen nichts mehr zu befürchten.
***
Patar stand auf dem Balkon und beobachtete die Prinzessin durch den hauchdünnen grünen Vorhäng. Ein leises Zischen drang durch seine Säbelzähne. Ein unbändiger Haß erfüllte die Brust der Vogelbestie. Ragu hatte es gewagt, ihn einzukerkern. Diese Unverfrorenheit sollte sie nun mit dem Leben bezahlen.
Die Prinzessin schritt mit graziösen Bewegungen durch den Raum, dessen Stirnseite mit den Symbolen der Macht - zwei gekreuzten Schwertern -geschmückt war.
Ragu war zwar eine äußerst friedliche Person, aber sie vermochte dennoch ihr Schwert wie ein harter Krieger zu führen, wenn es sein mußte. In der Vergangenheit hatte sie oft zur Waffe greifen müssen, um Vergeltungsschläge gegen Skups Truppen zu führen.
Doch damit war es vorbei, und wenn Ytlar nicht in das Reich der grünen Schatten eingefallen wäre, hätten hier für lange Zeiten Ruhe und Ordnung geherrscht.
Aber es gab Ytlar. Und er hatte Ugar in seine Gewalt gebracht. Aus diesen Gründen machte sich Ragu Sorgen. Sie sorgte sich auch um Tony Ballard und um dessen Freund Mr. Silver. Wenn jemand die Dämonenschlange besiegen konnte, dann waren es diese beiden.
Wenn sie es aber nicht schafften…
Ragu legte ihre Hände auf das grüne Schattengesicht. Nichts lief so, wie sie es sich wünschte, und darüber war sie traurig.
Plötzlich vernahm sie ein Geräusch und ließ die Hände sinken. Jemand befand sich im Raum. Ihr Auge suchte ihn, und es fand… Patar, den Kundschafter der Vogelbestien.
Er hielt ein Schwert in der Faust und lachte in sich hihein. »Jetzt geht es dir ans Leben, kleine Prinzessin!« zischte er, während er sich ihr rasch näherte.
***
»Weiter«, sagte Roxane.
Maki behielt den Dolch. Es erfüllte sie mit Genugtuung, diesen Peiniger erledigt zu haben. Viele Schattenwesen hatten unter seiner Grausamkeit zu leiden gehabt. Damit war es nun vorbei. Wyxen konnte niemandem mehr etwas zuleide tun.
Die Mädchen setzten ihre Flucht fort. Sogar Assara war nun ein bißchen optimistischer. Sie klammerte sich an die Möglichkeit eines Gelingens der Flucht wie eine Ertrinkende an den Strohhalm. Vielleicht schaffen wir es doch, dachte sie. Vielleicht muß man nur fest genug daran glauben.
Roxane übernahm wieder die Führung.
Maki bildete mit dem Dolch die Nachhut. Sie schaute sich immer wieder nervös um. Alle Gefahren waren noch lange nicht ausgestanden. Es gab bestimmt noch mehr Parasiten.
Und es gab natürlich auch noch Tingo, die jederzeit ihrer Flucht ein jähes Ende bereiten konnte.
Maki zuckte plötzlich zusammen. Hatte sie soeben etwas Kleines, Schwarzes gesehen? Sie blieb stehen. Die anderen Mädchen eilten weiter. Maki wartete mit erhobenem Dolch. Nichts näherte sich ihr. Sie lief den Mädchen nach. Roxane führte sie im Zickzack durch das Labyrinth.
Als Maki sich wieder einmal rasch umwandte, sah sie dieses Kleine, Schwarze wieder. Ein weiterer Parasit. Und dahinter noch einer. Vier, fünf waren es. Sie verfolgten die Mädchen.
»Parasiten!« rief Maki nach vorn.
»Schneller!« rief Roxane. »Sie können nicht so geschwind laufen wie wir, das ist unser Vorteil.«
»Dafür kennen sie sich in diesem Labyrinth besser aus als wir, das ist ihr Vorteil«, sagte Tindissa atemlos.
Der Gang verzweigte sich, winkelte sich mal nach links, dann wiederum nach rechts ab. Roxane mußte immer wieder blitzschnelle Entscheidungen treffen, und es lag eigentlich auf der Hand, daß sie sich einmal falsch entscheiden würde.
Der Gang, den sie nun entlangeilten, war ein »Blinddarm«.
Er endete vor einer Wand.
»Hier geht es nicht weiter!« keuchte die Hexe aus dem Jenseits. »Wir müssen umkehren!«
Als sie das tun wollten, sahen sie sich mit fünf Parasiten konfrontiert, die sich ihr Leben holen wollten…
***
Etwas Undefinierbares lastete auf meiner Brust, und Mr. Silver erging es genauso. Wir spürten die Gefahr körperlich. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Ich rechnete jeden Moment mit einem Angriff. Würde es Tingo sein, die sich auf uns stürzte? Gab es in diesem weitverzweigten Labyrinth noch andere Wesen, die mit der Dämonenschlange
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