GK470 - Die Teufelsschlange
Schüsse mußten an ihr Ohr gedrungen sein und sie veranlaßt haben, um Hilfe zu rufen. Nun, wir waren auf dem Weg zu ihnen, und ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel: Herr, laß Roxane bei diesen Mädchen sein!
Vor uns tauchten Parasiten auf. Mr. Silver ließ sich von ihnen nicht aufhalten. Er zertrat sie wie elendes Gewürm. Sein Feuerblick brachte sie zum Verdampfen. Er spaltete sie mit der Streitaxt und Sekunden später erblickten wir die Mädchen, und mein Gott… Roxane war dabei!
***
Ugar schloß das Auge. Er konzentrierte sich auf seinen Körper und merkte, daß der Schmerz in seiner linken Schulter erheblich nachgelassen hatte. Der Trank, den ihm Massas eingeflößt hatte, wirkte. Die Heilung der Wunde machte Fortschritte.
Wie lange würde es wohl dauern, bis er wiederhergestellt war?
Konnte ihn Ytlar bereits in der Nacht des schwarzen Mondes opfern?
Er vernahm Stimmen vor dem Zelt. Jemand fragte mit schnarrender Stimme: »Wie geht es dem Gefangenen?«
»Den Umständen entsprechend«, antwortete Massas.
»Pflegst du ihn auch gewissenhaft genug?«
»Er bekommt von mir, was er verlangt. Zu trinken. Zu essen…«
»Laß dich von ihm nicht bequatschen. Ich könnte mir vorstellen, daß er versucht, dich auf seine Seite zu bringen.«
Massas schwieg.
»Hat er es schon versucht?«
»Nein«, antwortete Massas.
»Wenn du ihm zur Flucht verhilfst, erwartet dich die Todesstrafe.«
»Das weiß ich, deshalb würde es mir niemals einfallen, etwas zu tun, was dem großen Ytlar nicht gefällt.«
»Kluges Kerlchen«, sagte die schnarrende Stimme. »Bleib so, dann schenkt dir Ytlar vielleicht eines Tages die Freiheit. Sehnst du dich danach, frei zu sein?«
»Wer tut das nicht? Aber ich muß gestehen, daß es mir jetzt nicht schlecht geht.«
»Sehr vernünftig, Massas. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß ein Vogelmensch so gescheite Ansichten hat. Du kannst es bei uns noch zu etwas breingen.« Schritte entfernten sich. Gleich darauf betrat Massas das Zelt. Er senkte verlegen den Blick.
»Ich habe alles gehört«, sagte Ugar leise.
»Die Zeltwand ist sehr dünn«, entgegnete Massas.
»Du hast nicht die Wahrheit gesagt, nicht wahr?«
»Nein, ich habe gelogen.«
Ugar hob den Kopf. »Heißt das, daß du mir helfen wirst?«
»Wenn wir Pech haben, werden wir sterben«, flüsterte Massas.
Ugar lächelte. »Das Glück wird uns begleiten, Massas. Hab keine Angst. Dir winkt schon bald ein Leben in Freiheit. Ragu und ich werden dir sehr dankbar für deine Hilfe sein. Wir werden dir jeden Wunsch erfüllen, den du äußerst.«
»Wir sind noch lange nicht bei Ragu«, wandte Massas ein.
»Wann machen wir uns aus dem Staub?« fragte Ugar ungeduldig.
»Ytlar gibt ein Gelage. Er will deine Gefangenschaft feiern. Sie werden trinken, tanzen, übermütig sein. Sie werden kaum einen Gedanken an dich verschwenden, denn sie wissen, daß du dich allein nicht befreien kannst, und sie kennen niemanden, der so verrückt wäre, dir zu helfen.«
»Hältst du dich für verrückt?« fragte Ugar den Jüngling.
»Ein bißchen schon. Ich setze immerhin mein Leben aufs Spiel. Du hast es vorhin gehört. Ytlar würde mir vielleicht eines Tages die Freiheit schenken.«
»Ja, eines Tages. Und: vielleicht! Wenn wir aber durchkommen, bist du sofort frei.«
Massas nickte. »Das ist der Grund, weshalb ich dir helfe. Und ein wenig tue ich es auch für dich. Weil ich dich sympathisch finde. Aber so, wie du jetzt aussiehst, kommst du nicht unbemerkt aus dem Lager. Ich werde dir Kleider besorgen. Als Schattenwesen würdest du jedem sofort auffallen. Und du brauchst auch Flügel. Im ganzen Lager gibt es kein Wesen, das keine Flügel hat. Ich werde Imitationen anfertigen, die wir dann an deinem Rücken befestigen können. Für dich ändert sich vorläufig nichts. Du bleibst hier festgebunden und wartest.«
»Laß dir nicht zu lange Zeit«, bat Ugar. »Und verschaff mir eine Waffe.«
»Mal sehen. Wir wollen hoffen, daß es niemandem in den Sinn kommt, mich durch einen anderen Sklaven ablösen zu lassen, sonst kannst du die Flucht vergessen.«
Massas verließ das Zelt, und für Ugar ging das nervenzermürbende Warten weiter. Es war nicht sicher, ob Massas wiederkommen würde.
Kam er nicht wieder, dann war ihm, Ugar, der Tod auf dem Opferstein gewiß.
***
Der Kundschafter der Vogelbestien wußte nichts von der Schnelligkeit und der Kampfkraft der Prinzessin. Er hielt Ragu für ein schwaches, zierliches Weib, mit dem er spielend
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