GK473 - Sonne, Sand und Höllenmonster
nehmen wollte, passierte es. Das Verderben hatte ihn erreicht und griff ihn sofort an…
***
»Na, Frank, wie gefällt es dir hier bei uns?« erkundigte sich Dr. Alec Channing lächelnd.
Dr. Frank Esslin, ein eleganter, hagerer blonder WHO-Arzt, dessen Fachgebiet die Tropenmedizin war, wandte sich seinem einstigen Schulkollegen zu. »Ich muß gestehen, daß ich sehr beeindruckt bin. Du hast es weit gebracht, Alec. Darauf kannst du stolz sein.«
»Das bin ich«, erwiderte Channing selbstbewußt. Er war kein schöner Mann, hatte eine zu große Nase, ein zu grobes Gesicht, zu derbe Züge, aber er war eine Seele von einem Menschen und ein hervorragender Wissenschaftler.
Alec Channing hatte Frank Esslin zufällig in Miami getroffen. Frank hatte an einem Ärztekongreß teilgenommen, und Channing hatte dem Schulkollegen das Angebot gemacht, nach dem Kongreß für ein paar Tage auf die Insel zu kommen.
Frank Esslin hatte dieses Angebot gern angenommen. Erstens, weil er früher sehr viel für Channing übriggehabt hatte, und zweitens, weil ihn Channings Arbeit interessierte.
Sie standen vor einer dicken Glaswand, durch die sie in ein großes Innenbecken blicken konnten, in dem sich ein Delphin tummelte. Sie beobachteten das Tier unter Wasser.
Der Delphin war ein Clown, stets zu Schabernack aufgelegt. Frank Esslin hatte sich schon köstlich amüsiert.
In dem Raum, in dem sich Channing und Esslin befanden, gab es zahlreiche elektronische Meßgeräte, Tonband- und Videoapparate.
»Hier sieht’s ein bißchen wie bei einem modernen Dr. Frankenstein aus«, hatte Frank irgendwann einmal verlauten lassen. Es sollte ein Scherz sein, aber er war bei Channing nicht angekommen, dazu nahm der Wissenschaftler seine Arbeit viel zu ernst.
Der Delphin schwamm rechts herum im Kreis. Channing drückte auf einen Knopf. Ein rotes Unterwasserlicht leuchtete auf. Der Delphin stoppte sofort. Sobald ein blaues Licht auf Knopfdruck aufleuchtete, wendete das Tier und schwamm in die entgegengesetzte Richtung.
»Er ist in der Gefangenschaft zur Welt gekommen«, erklärte Alec Channing. »Seine Mutter starb bei der Geburt. Wir haben ihn großgezogen. Er wählte mich als seine Bezugsperson aus, und das bin ich immer noch. Er liebt mich. Er liebt auch alle anderen Stationsmitglieder, aber mich liebt er am meisten.«
»Wie macht sich das bemerkbar?« fragte Frank Esslin.
»Er würde für mich alles tun. Delphine sind die intelligentesten Meeresbewohner. Sie können innige Freundschaften schließen.«
»Hat dein Freund einen Namen?«
»Ja. Er heißt King.«
»Fühlt er sich nicht hin und wieder einsam?«
»Er hat doch mich.«
»Das genügt ihm?«
Channing lächelte. »Nun ja, irgendwann werden wir ihm eine Queen zur Seite geben.«
»Wird er dir die Zuneigung dann entziehen?«
»Bestimmt nicht. Er wird versuchen, zu erreichen, daß auch Queen mich liebt.« Channing beugte sich über ein Mikrophon und schaltete es ein. Er rief Kings Namen. Der Delphin schwenkte sofort ab und schwamm auf die dicke Glasscheibe zu. Er schaute Channing an, und es hatte den Anschein, als würde er freundlich grinsen.
Alec Channing legte Frank Esslin den Arm um die Schultern.
Als der Delphin an die Wasseroberfläche zurückkehrte, um Luft zu holen, sagte Channing: »Jetzt weiß er, daß ich dich mag, Frank. Er wird dich als meinen Freund akzeptieren.«
»Erstaunlich«, erwiderte Frank Esslin voller Bewunderung.
Channing winkte ab. »Morgen biete ich dir noch mehr. King ist ein äußerst gelehriger Schüler und ein überaus mutiger Kämpfer. Selbst in einem Becken mit zwei Haien hat er keine Angst.«
»Bewundernswert«, sagte Frank. »Wobei ich nicht genau weiß, wen ich mehr bewundern soll, dich oder den Delphin.«
»Am besten uns beide, denn wir gehören zusammen. Der eine ist ohne den anderen eine Null. Komm, wir füttern King ein wenig. Dabei kannst du ihn näher kennenlernen.«
Sie verließen den Raum. Ein schräg nach oben führender Bogengang endete am Beckenrand. King schnellte immer wieder übermütig aus dem Wasser und- tauchte elegant ein. Das edle Tier strotzte vor Kraft.
Channing holte einen Eimer mit Fischen, aber er kam nicht dazu, King zu füttern, denn in diesem Moment gellte ein markerschütternder Schrei auf, der den Forscher und seinen Gast heftig elektrisierte…
***
Die Bar bot einen vornehmen Rahmen für die drei Gangster, die sich hier treffen wollten. Niemand wäre wohl auf die Idee gekommen, daß hier drei gewissenlose
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