GK473 - Sonne, Sand und Höllenmonster
Schurken ihren nächsten Coup besprechen würden.
Im Moment war erst einer von ihnen da: Dan Dillaway, ein Schwergewicht mit ramponierter Nase. Er hatte versucht, im Boxgeschäft groß zu werden, aber die Mädchen und der Alkohol hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Eine Zeitlang hatte er kleine Brötchen backen müssen. Aber dann war er an Ted Mankiewicz geraten, und der hatte seine Fähigkeiten erkannt. Seither ging es ihm gut. Er besaß ein schönes Haus, einen schicken Sportwagen, und in seinem Notizbuch standen die Adressen von mehr als einem Dutzend Mädchen, die sich alle freuten, wenn er sich mal bei ihnen meldete.
Mehr wollte er gar nicht vom Leben. Er wünschte sich nur, daß es so blieb.
Im mitternachtsblauen Anzug sah er nicht einmal so schlecht aus. Die Fliege unter dem Kinn war ihm zwar ein bißchen lästig, aber die gehörte nun mal dazu. Er fand sich damit ab.
Als der Kellner an seinem Tisch vorbeieilen wollte, rief er ihn.
»Ja, Sir?«
»Bringen Sie mir einen Manhattan.«
»Sofort, Sir.«
Der Drink kam umgehend. Dillaway ließ seinen Blick durch die Bar schweifen. An einem Klavier saß ein gut gekleideter Pianist und spielte Gershwin-Melodien. In der Tür erschien eine attraktive Blondine, die mit ihrer weißen Federboa zu kämpfen hatte. Ihr Dekolleté war eine Sensation, und Dan Dillaway hätte gerne etwas angebahnt, aber das Geschäft hatte Vorrang. Die Blondine schaute sich suchend um und steuerte dann auf einen Tisch zu, an dem zwei junge Männer saßen. Beide spritzten hoch und bemühten sich um das Mädchen.
Dillaway grinste. Die Kerle sahen zwar besser aus als er, aber wenn er mit ein paar großen Scheinen geknistert hätte, hätte er die Blondine bestimmt im Handumdrehen abwerben können.
»Dir werden gleich die Augen aus dem Kopf fallen«, sagte plötzlich jemand neben Dillaway.
Das war Ralph Sorvino. Lackschwarzes Haar, schmal und wendig wie ein Windhund. Seine Großeltern lebten in Neapel. Er schickte ihnen einmal im Monat einen Scheck. Seit er mit Ted Mankiewicz zusammenarbeitete, konnte er sich das leisten. Er hätte auch seine Eltern finanziell unterstützt, aber die wollten von seinem Geld nichts wissen. Sie behaupteten, es würde Blut daran kleben. Das bestritt er zwar immer wieder, aber es stimmte. Mochte der Teufel wissen, wie sie es herausgefunden hatten.
»Die Kleine gefällt dir, wie?« sagte Sorvino grinsend.
»Was dagegen?« schnappte Dillaway.
»Nicht im geringsten. Ich sehe, du hast einen guten Geschmack.« Sorvino setzte sich. »Ist Ted noch nicht hier?«
»Siehst du ihn?«
»Nein.«
»Also, was soll dann die dämliche Frage?«
»Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?«
Dan Dillaway zuckte mit den Schultern, sagte nichts.
»Du bist schon ein bißchen unruhig, wegen der Sache, die wir planen, stimmt’s?«
»Wird uns viel Schweiß kosten«, brummte Dillaway.
»Aber auch viel Geld einbringen. Denk dir, du bist immer noch Boxer, hast zehn Pfund zuviel und mußt abspecken.«
Dillaway rümpfte die ramponierte Nase. »Das Gewichtmachen war für mich immer eine Tortur. Ich bin froh, daß das vorbei ist.«
»Da kommt Ted«, sagte Ralph Sorvino und hob die Hand.
Ted Mankiewicz kam auf ihren Tisch zu. Er war nicht mehr ganz taufrisch, hatte eine Halbglatze und viele Falten um die Augen. Aber er hatte Köpfchen. Und die besten Beziehungen. Deshalb gelang es ihm immer wieder, gut bezahlte Jobs an Land zu ziehen.
Er hatte in Fort Lauderdale zu tun gehabt und war erst vor einer halben Stunde nach Miami Beach zurückgekehrt.
»Guten Abend, Freunde«, sagte Mankiewicz und setzte sich. Man konnte ihn als einen selbständigen Unternehmer bezeichnen. Er übernahm unsaubere Aufträge. Jeder, der ein Verbrechen prompt und präzise erledigt haben wollte, konnte sich an Ted Mankiewicz wenden. Der nannte dann seinen Preis, und wenn der Auftraggeber einverstanden war, kam die Sache ins Rollen.
»Hallo, Ted«, sagte Dan Dillaway.
»Na, Ted, wie war’s in Fort Lauderdale?« erkundigte sich Ralph Sorvino.
Mankiewicz verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken. »Nichts als Ärger. Bob Fosserman will von uns eine Entschädigung, weil wir ihm angeblich einen Coup vermasselt haben.«
»Der hat sie wohl nicht alle«, begehrte Sorvino auf. »Was hast du ihm geantwortet?«
»Daß er seine Forderung lieber fallenlassen soll, sonst werfen wir ihn den Haien zum Fraß vor.«
Dillaway staunte. »Und das hat er so einfach geschluckt?«
Ted Mankiewicz
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