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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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hinauszugehen schien über das vereinbarte Rollenspiel. Sicher, dachte Löhring, als er sich ungefragt aufs Sofa fallen ließ, Kellermann ähnelte Kesch schließlich bis aufs Schnurrbarthaar, und wenn sich Rolle und Persönlichkeit annäherten, dann konnte das dem Geschäft äußerst zuträglich sein. Aber gleich so? Oder war es nur ein Spiel? Er musterte die beiden, rückte dann ganz unmerklich auf dem Sofa etwas näher an Kellermann heran, guckte ihm ins Ohr, von dort aus ganz langsam am Profil entlang, lugte von oben ins offene Hemd, bis es haarig wurde auf der Brust, und sagte leise: »Edgar?«
    Kellermann erschrak. Er hatte Löhring wohl nicht so nahneben sich vermutet. »Scheiße, Löhring. Für Sie bin ich immer noch Kellermann. Was soll denn das? Kriegen Sie jetzt das Stockholm-Syndrom?«
    High conflict potential. Es war einen letzten Versuch wert gewesen, dachte Löhring. Aber Kellermann schien definitiv Kellermann und Edgar unwiederbringlich unter der Erde zu sein. Löhring rückte etwas weg und sagte: »Ist schon gut. Ich meine ja nur, es ist doch schön, wenn zu Hause jemand ist, der auf einen wartet, was, Kellermann?«
    Kellermann guckte. Auf ihn würde in letzter Konsequenz die ganze Justizvollzugsanstalt warten.
    »Jürgen, möchtet ihr ein paar Cracker dazu?« Ilse Kesch hatte ihnen etwas eingegossen, setzte sich jetzt auf einen kleinen Hocker und schlug elegant die Beine übereinander, wobei der Rock auf dem niedrigen Sitzmöbel etwas nach oben rutschte. Schwarz stand ihr gut. Sie hatte so etwas Physisches, alles an ihr war irgendwie immer noch pralles Leben, fand Löhring. Wie bei Kellermann. Aber da war noch etwas, das ihm erst im Nachhinein richtig bewusst wurde, es klang wie ein Gongschlag in seinem Hirn: Jürgen. Sie hatte ihn tatsächlich Jürgen genannt.
    Löhring hatte bis dato noch nicht einmal gewusst, wie Kellermann mit Vornamen hieß. Und sie sprach ihn jetzt aus. Einfach so. Ganz nebenbei und selbstverständlich. Und Kellermann ließ sie grinsend gewähren. Nein, das konnte nicht sein. Nicht Jürgen. Wenn sie wenigstens »Edgar« zu ihm gesagt hätte. Löhring war untröstlich und versuchte, dies so gut wie möglich zu überspielen, so als hätte er es gar nicht gehört. Man durfte diesen Dingen nicht allzu viel Raum gegen. Es war ja auch lächerlich. Und trotzdem. Jürgen. Mein Gott.
    Er musterte Jürgen von der Seite, der seine Hände so selbstzufrieden vor dem Bauch zusammengeführt hatte, wie es nur Männer tun, die vorgeben, ein paar feste Gewissheiten im Leben gefunden zu haben. Der Mann verfügte durchaus über eine geschickte, typgerechte Körpersprache, alles passte. Vielleicht war er mehr als nur ein Erinnerer für Ilse Kesch. Solche verwegenenTypen übten auf Frauen ihren ganz eigenen Reiz aus, man mochte gar nicht allzu lange darüber nachdenken. Die Geschmäcker waren schließlich verschieden. Er musste an Zonen-Klaus denken.
    Um ein anderes und sowieso auch sehr viel substantielleres Thema zu finden, kam Löhring so beiläufig wie möglich auf Etta von Dangast zu sprechen. Die Zeit war reif. Er wusste, dass Ilse sie zumindest als Kundin ihres Mannes gut kannte – und seit kurzem offenbar sogar auf Video hatte, als Mörderin ihres Mannes. Ja, bemerkte Löhring, diese Etta von Dangast sei doch tatsächlich die Mehrheitseignerin der Holding, zu der auch dieses brandneue Käferprojekt gehöre. Ob Ilse das noch nicht in der Presse gelesen habe? Die Welt sei voller Überraschungen und vor allem doch sehr klein, nicht wahr?
    Die erwartete Reaktion blieb nicht aus: Ilse Kesch stutze, wurde ernst und stellte ihr Glas so langsam und behutsam auf dem Glastisch ab, als befürchte sie, dieser könne unter der Last zusammenbrechen. »Von Dangast? Etta von Dangast? Eure Käferkiste gehört tatsächlich zur Dangast-Gartencenter-Holding? Ich dachte, Keith Winter …«
    Löhring rollte die Augen. Dass Frauen aus bereits vorliegenden Fakten wieder Fragen machten, würde er nie verstehen.
    Ilse Kesch wartete seine Antwort auch gar nicht ab: »Das ist der Gipfel der Erpressung. Ich glaube es nicht.« Sie stand auf und goss sich einen zweiten Cognac ein.
    »Ilse, was ist daran Erpressung, bitte schön? Gerade du müsstest dich doch ein wenig mit den Fondskonstrukten und den GVV-Verträgen auskennen.«
    »Ihr habt ja keine Ahnung«, bemerkte Ilse Kesch.
    »Erpressung«, Löhring schüttelte den Kopf, »das habt ihr vorher doch auch nie so genannt.« Er genoss seine Überlegenheit und beobachtete

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