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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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diesbezüglich Ihren GVV-Vertrag mit Herrn Kesch, und den Rest finanzieren wir Ihnen schon. Glauben Sie mir, damit sind Sie auf dem besten Wege zu gesunden! Danken Sie Keith Winter.«
    »Ja. Winter. Aber ich weiß nicht.« Sie atmete tief durch, und auch darin schien keine Entschlusskraft zu liegen, sie tat es eher so, als müsse sie eine Weile ohne Sauerstoff auskommen. »Ich war nicht informiert. Eigentlich würde ich noch Bedenkzeit brauchen.«
    »Für ein visionäres Projekt muss man bis zum Horizont sehen und darüber hinausdenken können«, bemerkte Mollow leise.
    Am Ende nahm die Kundin die frohe Kunde über den Schatz, den man da innerhalb ihrer Holding heben wollte, allenfalls neutral auf, versicherte sich stattdessen, dass alles, ja, wirklich alles hier im Raume bleibe und man Stillschweigen bewahre über Dinge, die kürzlich passiert seien, die, nun ja, mittlerweile wirklich der Vergangenheit angehörten. Sie habe eben etwas emotional reagiert, bis es geknallt habe.
    Löhring rang möglichst unauffällig um Fassung. Dagegen schien Mollow immer noch bester Laune zu sein, denn er beschwichtigte sie mit der unverfänglichen Formulierung, manchmal müsse man es eben auch einfach mal knallen lassen. Das sei kein Problem. Und selbstverständlich sei man diskret. Wie die vergangenen zweihundert Jahre auch. Spätestens in diesem Moment war allen im Raume klar, wer Kesch umgebracht hatte. Kurz und schmerzlos. Was immer man Etta von Dangast jetzt vorlegte, ihr würde nichts anderes übrig bleiben als zu unterzeichnen. Kurz und schmerzlos.
    Kellermann fiel es sichtlich schwer, zur Tagesordnung überzugehen. Schließlich hätte er eigentlich tot sein sollen, mit Verband oder zumindest Pflaster am Kopf hätte er sich wohler gefühlt. Als sie die Dokumente für die Erneuerung des GVV-Vertrags mit Kesch und für das Finanzierungsmodell der WinterBerry Group unterzeichneten, hatte er denn auch seine liebe Mühe mit Keschs Unterschrift, so kurz sie auch war.
    Etta von Dangast schien jedoch keinen Verdacht an seiner Identität zu hegen, sagte nur »Shit« und verließ den Raum.
    Kellermann wollte es sich beim Verlassen der Bank dann doch nicht nehmen lassen, »ein wenig Geld abzuheben«. Löhring könne da ruhig zugucken. Es reiche ihm jetzt nämlich endgültig, ja, es sei geradezu unerträglich, wie sich Kesch und die Bank offenbar an verschuldete Frauen rangemacht und diese zu wahren Verzweiflungstaten getrieben hätten. Das sei nicht sein Stil. Das nicht. Und jetzt, jetzt würde er einfach die Kohle nehmen, die er kriegen konnte, und gehen.
    Löhring folgte ihm schweigend da hin, wo Kellermann wohl »den Kassenschalter« vermutete. Es war ein Risiko, aber Löhring liebte Risiken, und es blieb eine Hoffnung, auf die er jetzt alle Karten setzte.
    Die Dame in dem kleinen Büro im Erdgeschoss erkannte den Kunden sofort. »Ach, Herr Kesch. Wie schön, dass Sie auch mal wieder zu uns hier unten kommen.«
    Kellermann war in seinem Element, steckte die Daumen leger in die engen Hosentaschen und zwinkerte mit den Augen. »Liebes, schauen Sie doch mal, was ich momentan so flüssig habe. Man verliert ja leicht den Überblick, nicht wahr?«
    Sie zwinkerte zurück. Gepflegte Finger flogen über die Tastatur, und es klackerte verheißungsvoll. Das Bildschirmbild wechselte, und sie lächelte. »Vierhunderteinundachtzig Euro momentan, Herr Kesch. Überziehungssumme auf Giro unverändert. Wie immer?«
    Löhring fand, dass etwas Höhnisches in ihren Augen lag, als sie es sagte. Ein Grinsen machte sich wohlig warm breit in ihm, und sein Blick schweifte zu den Gobelins an der Wand.
    Kellermann rang um Fassung und kam ins Rechnen.
    Am Ende wurden ihm dreihundert Euro in kleinen Scheinen hingeblättert. Wie immer.
    Löhring war bester Laune und lenkte die Limousine auf dem Standstreifen am Stau vorbei. Er versuchte, Kellermann ein bisschen aufzuheitern: »Kommen Sie, Kellermann, für ’ne Bratwurst reicht es doch! Wir haben ohnehin ganz andere Dimensionen vor Augen: Bionik, sage ich Ihnen, das hat was. Ist mir beim Zuhören noch mal so richtig bewusst geworden.«
    »Hm.«
    »Soll ich Ihnen mal was sagen?«
    »Nein.«
    »Manchmal hätte ich schon gern vor zweihundert Jahren gelebt. Ich denke, die Toleranz für Leute wie mich wäre da größer gewesen.«
    »Frühkapitalismus, was?«
    »Nein. Dampfmaschine. Ich glaube, ich hätte die Dampfmaschine erfunden. Wissen Sie, mir fehlt heutzutage das Haptische im Business, das Bleibende. Das Produkt,

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