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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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um das traditionsreiche Unternehmen vor Schlimmerem zu bewahren. High risk. High venture. Durch eine Restrukturierung auf der Kostenseite werde er jedoch versuchen, das Unternehmen fit zu machen. Er, Löhring, sehe sich dabei lediglich als service provider, als Geburtshelfer sozusagen. Ja, gut, vielleicht auch als treibende Kraft und innovativer Ideengeber. Als den Mann, der Dinge möglich machte, quasi Schöpfer und Retter zugleich. Mehr sei er aber nicht. Kurzum, man werde sehen, aber eines stehe fest: Dieser Weg werde kein einfacher sein. SKARABÄUS und die damit verbundenen Wertsteigerungen ließ er erst einmal außen vor.
    Einige Tage später war das eingetroffen, was Löhring sich erhofft hatte: Der Unternehmenswert sank beträchtlich, und viele neue Anleger kauften zu. Auch Etta von Dangast nutzte die Gelegenheit und investierte erneut. Auf Pump. Es kostete sie mindestens zwei Gewächshäuser. Kesch und die Bank hatten ihr den Zukauf sozusagen »off the record« nahegelegt, mit Verweis auf »die Sache mit Herrn Kesch«. Unter dem Strich kam mehr Geld herein als vorher, und Löhrings sogenanntem »Sanierungskurs« stand nichts mehr im Wege.
    Miranda hatte nun ein »Doppelsekretariat«. Für Winter und zugleich für Löhring zu arbeiten glich einem Hochseilakt zwischen zwei Gipfelketten. Es war fürchterlich. Und es tat ihr an jedem verdammten Fingergelenk weh, mitansehen zu müssen, wie Winter alles einfach geschehen ließ. Je lauter und bizarrer Löhring wurde, umso mehr schien Winter zu verschwinden –er war und blieb ihr ein Rätsel. Selbst wenn es sich beim neuen AR-Chef um eine Art Löhring 007 auf wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsmission handelte, so konnte diese Art von Forschung das Unternehmen doch teuer zu stehen kommen. Außerdem nagte Löhring an ihren Nerven. Das einzig Positive an ihm war, dass er jede Menge Arbeit machte und somit zumindest das Vakuum zwischen Eingangs- und Ausgangskörbchen füllte. Ein unheilvolles Gefühl blieb.
    »Löhring ist neulich mit dem Jet über die Autobahn nach Wuppertal geflogen. Flugzeit: fünfzehn Minuten. Kosten: dreitausendachthundert Euro. Er sagt, es sei nicht effizient, über die Autobahn zu fahren und bei Stau fünf Stunden Fahrtzeit zu haben statt fünfzehn Minuten Flugzeit. Das sei eine bestimmte Form des Managements.« Miranda sagte es, als Winter in ihrem Büro am Fenster stand, um einen Zaunkönig zu beobachten, den man wohl von hier besser sah. Miranda hatte sich angewöhnt, mit Winter ausschließlich sachbezogen zu reden – ohne den Hauch einer Meinung oder gar Emotion. Er hätte Zwischentöne auch gar nicht wahrgenommen, und es wäre deswegen die reinste Zeitverschwendung gewesen, sich darin zu verlieren. Meistens funktionierte diese Faktenschilderung recht gut, und Winter reagierte nach einigen Minuten tatsächlich mit einem vollständigen Satz.
    Er tänzelte wieder von einem Bein aufs andere, während er über sein Smartphone strich. Sie versuchte, sich ihm von hinten zu nähern, bis sie ihn riechen konnte. Solange er sich auf andere Dinge konzentrierte, würde er es vielleicht nicht merken.
    »Die extrovertierten Helme der Buckelzikaden sind ein evolutionäres Meisterstück«, sagte Winter.
    Er schien gedanklich in der Zoologie bleiben zu wollen. Miranda schwieg und wartete, dass er weitersprach. Manchmal kam dann ein Schwall von Sätzen aus ihm heraus, ein nicht enden wollender, ununterbrochener Wortstrom. Und dann, mit etwas Glück, kam ganz am Ende die Antwort.
    »Man hat lange gedacht, dass die Buckel dieser Insekten extremeAusformungen des Chitinpanzers seien. Aber jetzt hat man herausgefunden, dass sich in diesen unnützen Körperanhängseln offenbar ein Flügelpaar erhalten hat, wenn auch extrem umgestaltet. Das heißt, die Flügelbildung dieser Tiere wurde irgendwann im Laufe ihrer Evolution verhindert, aber der dafür vorgesehene Wachstumsprozess kaum beeinträchtigt. Nur wurden statt der Flügel jetzt extrem unterschiedliche Körperteile ausgebildet, bizarre Anhängsel zum Vortäuschen von Gefährlichkeit. Solange die Tiere daraus einen Überlebensvorteil ziehen, wird sich das nicht ändern.«
    »Warum fliegt er über die Autobahn?« Miranda konnte nicht glauben, dass Winter ihre eingangs gestellte Frage nicht gehört hatte.
    Winter drehte sich um und sah auf die Markerstifte auf ihrem Schreibtisch. »Er simuliert. Er fährt die Versuchsbedingungen hoch.«
    »Welche genau?«
    »Er entwickelt bizarre Eigenheiten, grenzt sich ab,

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