Glaesener Helga
nächsten Tagen täglich in den Palazzo und besprach mit Anita Einkauflisten. Sie ließ sie die Küche putzen, bis in die Ecken hinter dem altertümlichen Herd, was Anita kränkte, weil ihr Reich sowieso blitzte. Sie bestellte neue Schürzen für das Dienstpersonal. Sie ließ einen Gärtner kommen, der sich des Vorgartens annahm und zwei Tage lang Unkraut jätete und neue Pflanzen setzte.
»Man muss hier regelmäßig was tun, Signorina Barghini«, erklärte er ihr, während er mit schwarzen Hosenbeinen in den Beeten kniete und das Kräuterbeet anlegte, das Anita sich erbeten hatte. Auf dem Weg türmten sich die Steine, die er aus der Erde gesammelt hatte.
»Ich weiß.«
Irgendwann dieser Tage schaute auch Arthur vorbei. Sein Besuch schien zufällig, aber da er eine ehrliche Haut war, beichtete er ihr schon nach wenigen Sätzen, dass Rossi ihn gebeten hatte, ein Wort mit ihr zu sprechen. »Nicht, dass es dazu seiner Aufforderung bedurft hätte.« Er lächelte sie an.
Der Streit um Vincenzo war offenbar vergeben und vergessen. Sie las in seinem Gesicht, dass sie immer noch einen Platz in seinem Herzen besaß. Wenn sie gewollt hätte, dann hätte sie ihn dazu bewegen können, ihr einen Heiratsantrag zu machen, jetzt, in diesem Augenblick. Sicherheit hinter Gittern . Ich werde allmählich wirklich verrückt, dachte sie.
Die Sonne erhellte das Zimmer, und sie konnte Arthurs Kopfhaut rosig durch das dünne blonde Haar scheinen sehen, was sie rührte.
»Enzo macht sich Sorgen um Sie, und offen gestanden – mir geht es nicht anders.«
»Als ich nach Marliana gefahren bin, da ist mir ein Mann gefolgt, ein Kerl mit einem schwarzen Umhang und einem schwarzen Filzhut, der auf einem Fuchs geritten ist«, gestand Cecilia ihm aus dem plötzlich überwältigenden Wunsch heraus, sich jemandem anzuvertrauen.
»Ein schwarzer Mann!«
»Auf einem Fuchs. Erst sah es so aus, als wäre er von der Straße abgebogen und hätte einen anderen Weg genommen, aber als ich aus dem Kloster kam, habe ich das Pferd bei einer Schenke stehen sehen.«
»Dasselbe Pferd?«
Wieder wurde sie unsicher. Dass das Pferd eine elfenbeinfarbene Mähne besessen hatte, war gewiss. Darum war es ihr ja aufgefallen – wegen seiner ungewöhnlichen Färbung.
»Mag sein, dass das Pferd in Marliana und das auf der Straße aus derselben Zucht stammen«, meinte Arthur vernünftig. »Hier gibt es nicht viele Pferdezüchter. Ist Ihnen der Mann denn später noch einmal aufgefallen? Oder das Tier?«
Nein. Sie fühlte sich töricht, und es geschah ihr recht, dass Arthur ihren Arm tätschelte, als wäre sie eine seiner Patientinnen. Ein schwarzer Mann! Sie mochte nicht mehr auf den gestohlenen Strumpf zu sprechen kommen. Anzunehmen, dass Irene niemals etwas falsch machte, dass sie niemals etwas verlegte oder schwindelte oder Unordnung hinterließ, war unsinnig. »Ich habe kein Kopfweh mehr«, sagte sie, als benötigte sie Arthurs Bestätigung, dass mit ihr alles in Ordnung sei.
»Ist noch irgendeine weitere Erinnerung zurückgekommen?«
Sie schüttelte den Kopf.
Schlag fester … Nichts als diese beiden Worte, die zudem mit jedem Tag mehr verblassten.
»Es wäre tatsächlich besser, liebe Cecilia, wenn Sie einen Mann an Ihrer Seite hätten, der Sie begleitet, wenn Sie das Haus verlassen.«
»Ich besitze doch die Pistole.«
Arthur drang weiter in sie, erklärte ihr, wie gut es ihrer seelischen Konstitution täte, wenn sie eine starke, beschützende Hand über sich wüsste, selbst wenn sie nicht in Gefahr wäre, wovon er persönlich überzeugt sei.
»Sagen Sie, Arthur, haben Sie in letzter Zeit etwas von Vincenzo gehört?«
Sein besorgtes Gesicht verschloss sich.
»Seine Eltern passen sicherlich gut auf ihn auf?«
»Sie brauchen sich seinetwegen keine Sorgen zu machen, Cecilia, wirklich nicht.«
»Ich bin ja auch nur interessiert.«
»Ein armer Junge, trotz allem.«
»Ich weiß, Arthur, ich weiß.«
Als Rossi an diesem Nachmittag heimkam, war er endlich wieder einmal guter Laune. Er verriet ihr, dass Alfredo und der junge Mann, der mit ihm im Gefängnis saß, zwar nicht die Namen ihrer Helfershelfer preisgegeben hatten, aber nach einer stundenlangen Beratung mit Francesca Abate Brandi versprochen hatten, ihre Sabotageakte in Zukunft zu unterlassen. Und sie wollten ihren Einfluss geltend machen, dass die anderen Fischer – wer auch immer mit ihnen unter einer Decke steckte – ebenfalls aufgaben. Der Widerstand war vergebens. Am Ende hatten sie es einsehen müssen.
»Guido
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