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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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wir könnten schauen, was dort unten … O Liebster, mir ist so langweilig … « Mariannas Mann lachte erneut, und da er kein Comte war, drückte er ihr einen Schmatz auf die Wange und gab ihrer Neugierde nach.
»Es ist Ihnen doch Recht, Signorina Barghini? – Aber nicht fahren wie der Teufel, Engelchen. Du weißt, da wird mir ganz anders.«
Signora Secci hatte unrecht. Marianna hatte für ihren Comte keinen traurigen Ersatz nehmen müssen, sie hatte den Mann ihrer Träume ergattert. Schelmisch blinzelte sie ihn an, und schon donnerten sie Seccis Wagen hinterdrein.
Es stellte sich heraus, dass Marianna Bossi es, was die Fahrkünste anging, ohne Schwierigkeiten mit Signore Secci aufnehmen konnte. Nie verlor sie ihn aus den Augen. Eine wilde, eine großartige Fahrt. Der junge Ehemann platzte fast vor Stolz.
    Als sie den Schauplatz des Dramas erreichten, steckten Rossi und seine Begleiter bereits im Getümmel, das aus drei Mönchen, mehreren grobschlächtigen, bewaffneten Männern, einigen Passanten und den ertappten Saboteuren bestand – einem jungen und einem alten Mann.
    Sie befanden sich auf der Straße nach Monsummano, inmitten des Sumpfes, der sich zu beiden Seiten als ein die Sonne spiegelnder grauer Tümpel mit grünen Gräserinseln präsentierte. Am Ufer erhob sich auf einem Fundament aus Bruchstein ein schmales, hohes Haus mit vergitterten Fenstern, aus dem ein Höllenlärm drang. Als würde eine wild gewordene Maschine in den Mauern toben, dachte Cecilia und stellte sich einen Tiger mit metallenem Leib und Gliedern aus Eisenstangen, Schrauben und Gewinden vor. Aber dann war sie schon wieder abgelenkt.
    Rossi hatte sich vor einem der Saboteure aufgebaut, dem älteren Mann, der am Boden lag und schützend die Arme um den Kopf legte. Er versuchte Abate Brandi Einhalt zu gebieten. Der Mönch hatte die Ärmel seiner Kutte hochgekrempelt und drohte mit den Fäusten. Sein feister Kopf wippte auf dem dünnen Hals, als er vor- und zurücktänzelte wie ein Boxer bei einem Straßenkampf. Erschrocken sah Cecilia, dass an seinen Fingern Blut glänzte.
    »Lass es gut sein, lass ihn in Ruhe, Guido«, brüllte Rossi.
Signore Bossi flüsterte seiner Liebsten etwas zu, aber Marianna schüttelte entschlossen den Kopf. Sie und alle anderen starrten auf den Richter und den Mönch. Niemand sprach. Zu gespenstisch war der Anblick des Gottesmannes, der wie ein wildgewordener Bulle an dem Richter vorbeizukommen trachtete. Cecilia sah, wie Bruno unschlüssig die Hand auf die Pistole legte und sie wieder fort nahm.
»Der Mistkerl hat’s drauf angelegt«, schnauzte Brandi.
»Er blutet wie ein Schwein. Mach die Augen auf!«
War es das Wort Blut oder der Tonfall, in dem er angeherrscht wurde? Abate Brandi blickte unwillkürlich auf seine Hände. Ihm schien zum ersten Mal aufzugehen, dass zwischen seinen Fäusten und dem Zustand des Mannes, der am Boden lag und aus Mund und Nase blutete, ein Zusammenhang bestand. Die Umstehenden murmelten Missbilligendes, ein altklug wirkender Junge schlug ein Kreuz.
Ächzend, mit verzerrtem Gesicht, kam der alte Mann auf die Füße. Cecilia blickte in zwei triumphierende Augen, von denen eines bereits zuzuschwellen begann. Adolfo! Die Landkarte der Altersflecken auf seinem Gesicht war von roten Rinnsalen durchzogen, die von einer Platzwunde über der Nasenwurzel ausgingen. Seine Unterlippe war gespalten. So viel hatte Rossis Warnung also genutzt.
Brandi brummte etwas. Sein Zorn war verraucht, kläglich versuchte er sich zu rechtfertigen. »Der Bursche hat die Scheiben des Pumpenhauses zerschlagen und wollte den Kohlevorrat in Brand setzen. Was glaubt ihr denn, was das gegeben hätte, wenn sich der Ruß in der Maschine festgesetzt hätte? Wir hätten alles auseinandernehmen müssen. Jedes Teil, jedes verfluchte Schräubchen sauber machen.«
Adolfo spuckte vor ihm aus, ein weißer Klecks mit dunkelroten Blutfäden, der auf dem braunen Sandboden schwamm.
»Es reicht«, sagte Rossi und packte den Alten grob am Arm. »Wer hier nichts zu suchen hat, verschwindet. Damit meine ich euch alle … Ja, dich auch, Attilo. Zieht Leine!«
Eine Frau, die einen mit Eierkörben beladenen Esel am Seil führte, gehorchte, die anderen blieben stehen wie Granit.
»Der Alte ist ein Saboteur!«, beschwerte sich Brandi. »Das ist ein bisschen mehr, als ein Brot von einer Fensterbank zu stehlen. Hat man keine Rechte, bloß weil man dem Herrn dient, der langmütig ist, aber – ich will das nur erwähnen – die Händler aus

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