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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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auch ohne Schlüssel zu öffnen. Was dem einen gelang, konnte jedem anderen auch gelingen. Cecilia wischte über ihre Augen und konnte doch nicht verhindern, dass die Tränen nachflossen.
»Ich finde ihn«, sagte Rossi.
»Wann?«
»Ich finde ihn.«
»Vielleicht sollte ich tatsächlich ins Asyl gehen. Dort gibt es wenigstens Gitter … Gitter schützen doch …«
Diese Mal ließ er sich nicht fortstoßen, als er sie an sich zog. Und deine Pistole nutzt mir gar nichts , weil sie mir Angst macht , hätte sie ihm gern gesagt. Und ich halte keine Angst mehr aus … und deshalb vergesse ich sie unter meinem verdammten Kopfkissen , wo sie mir wirklich Kopfweh macht …
Ein Reiter überholte sie und warf ihnen einen seltsamen Blick zu. Durch ihren Tränenschleier konnte Cecilia nicht erkennen, wer es war. Sie heulte auf offener Straße. Herrgott , ich hasse mich !
»Ich werde jemanden einstellen, der auf dich achtgibt.«
»Hast du ein Schnupftuch?«
Rossi lachte halbherzig und fischte eines aus der Innentasche seiner Weste.
»Jemand war in meiner Wohnung und hat einen meiner Strümpfe gestohlen.« Cecilia hatte keine Lust, ihren Verdacht zu erläutern, als er nachfragte. Er konnte ihr nicht helfen. Niemand konnte das.
»Unter den Fischern sind ein paar kräftige Kerle.«
»Nein«, sagte Cecilia.
»Nein?«
»Ich will’s nicht.«
Danach sprach sie überhaupt nicht mehr. Auf seine Vorhaltungen schüttelte sie nur den Kopf. Schließlich überholte sie eine Calesse, deren Besitzer mit Rossi bekannt war und die sie den Rest des Weges mitnahm.
Als Cecilia bei ihrer Wohnung ausstieg, eilte Signore Secci aus seiner Bank. »Was mir noch eingefallen ist …«, rief er Rossi, der in der Kutsche sitzen geblieben war, zu.
Cecilia blieb stehen.
»Ich weiß nicht, ob es wichtig ist …«
»Dann sag’s doch einfach.« Geduld war keine von Rossis Stärken, im Moment weniger denn je.
»Die Moncada-Brüder …«
»Duilio und Carlo …«
»Sie haben ihren Kredit abgezahlt.«
»Schön für dich«, knurrte Rossi.
»Was das Bemerkenswerte ist: Sie haben den Kredit vor acht Jahren aufgenommen und in dieser Zeit nicht ein Mal ohne Mahnung die Raten gezahlt.«
»Aha.«
»War ein Fehler, ihnen das Geld zu leihen, ganz klar. Aber nun haben sie den Kredit auf einen Schlag abbezahlt, und ich habe mir die Freiheit genommen, sie zu fragen …«
»Renato …«
»Sie haben das Haus ihrer verstorbenen Frau Mutter vermieten können. Es liegt ziemlich einsam in der Nähe der Kreuzung zwischen Pieve a Nievole und Monsummano. Heruntergekommene Bruchbude. Gibt nicht einmal einen Weg, der dorthin führt. Aber nun haben sie einen Mieter, und der zahlt gut. Der zahlt viel zu viel, denn ein Teil das Dachs ist undicht, und in den Räumen wimmelt es von Ratten. Ein Fremder.«
Rossi war mit einem Mal sehr aufmerksam. »Sein Name?«
»Michelangelo.«
»Kein Zuname?«
»Sie haben ihn nicht danach gefragt. Sie bekommen ihr Geld.«
»Und staunen, wie gut das Schicksal es mit ihnen meint! Michelangelo also …« Rossi bat seinen geduldigen Bekannten, ihn zu Bruno zu fahren.
    16. Kapitel
    I n der Wohnung war es unerträglich. Der Mann, der Cecilias Strumpf gestohlen hatte, geisterte wie ein Schatten durch ihre Räume. Hier öffnete er die Schubladen, dort betastete er ihre Kleider. Sie warf ein Paar Schuhe fort, die sie in einer falschen Ecke des Schrankes fand, weil sie plötzlich von der Vorstellung geplagt wurde, der Eindringling könnte in ihnen herumspaziert sein. Sie schickte Irene, neue Seife zu kaufen. Sie ließ das Bett frisch beziehen und den Boden wienern. Und immer noch hatte sie das Gefühl, von einem fremden Mann bedrängt zu werden. Sie erwog sogar, ihre Kleider fortzugeben. Aber das war natürlich nicht möglich. Zu teuer, viel zu teuer.
    Der Eindringling hatte Inghiramos Gesichtszüge verloren. Es war zu einem schlangelnden, wieselartigen Wesen geworden. Er trug schwarze Kleider … Er besaß überhaupt kein Gesicht mehr. Wau … Ich fange wirklich an, verrückt zu werden, dachte sie.
    Sie hörte, dass Inghiramo mit seinen Leuten in der Burg die Proben aufgenommen hatte und dass er sehr zufrieden mit den Effekten war, die die Ruinenmauern hergaben. Aber sie hatte keine Lust mehr, ihn aufzusuchen. Wie wollte sie ihm auch vorwerfen, woran sie selbst zweifelte? Unzufrieden beschloss sie, sich nützlich zu machen und sich das Geld, mit dem Rossi sie unterhielt, zu verdienen. Bevor sie das Haus verließ, packte sie die Pistole in ihr Ridikül.
    Sie ging in den

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