Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
Vom Netzwerk:
dem Tempel peitschte?«
Marianna sagte leise – aber laut genug, dass jeder es mitbekam – zu ihrem Mann: »Sie werden den armen Menschen doch nicht aufhängen? Das tun sie doch nicht, oder?«
Bruno begann, die Leute auseinanderzutreiben.
»Komm, Guido. Du auch, Adolfo.« Rossi nötigte die beiden Kontrahenten ein Stück weit den Weg hinab. Die Wachleute, die keine Ahnung hatten, was von ihnen erwartet wurde, tuschelten miteinander. Sie sahen aus wie Straßenräuber. Was hätten sie getan, wenn es Nacht gewesen wäre und keine Passanten die Straße bevölkert hätten? Die Messer benutzt, die ihnen abenteuerlich aus den Gürteln ragten? Ihre Pistolen auf den alten Mann abgefeuert? Hunde losgehetzt?
Waren Abate Brandis Schläger die Mörder, die mithilfe von Hunden Angst verbreiteten, um die Saboteure zu vergraulen? Aber warum hätten sie Feretti etwas antun sollen, der die Fischer doch hasste und dem die Teiche egal waren?
Einer der Männer knurrte dem jüngeren Saboteur etwas ins Ohr, was der mit einem halb verwegenen, halb ängstlichen Lächeln quittierte.
Rossi und Abate Brandi verhandelten unterdessen zäh und unfreundlich. Adolfo warf ab und zu einen Brocken ins Gespräch, bis Rossi ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gab. Schließlich kehrten sie zurück. Keiner sah zufrieden aus. »Bruno, die beiden kommen in die Zelle«, erklärte Rossi und nickte mit dem Kopf zu Seccis Wagen. »Nimm sie mit«, bat er den Bankier. »Signora Barghini und ich werden zu Fuß zurückgehen.«
»Besten Dank«, sagte Cecilia, »aber Signora Bossi wird gewiss nichts dagegen haben …«
Rossi fiel ihr ins Wort. »Ich muss mit Ihnen reden.«
Ach ja?
Marianna blinzelte ihr verschwörerisch zu, wie eine, die weiß, was Ärger bedeutet, und wendete den Wagen. Secci folgte ihrer Kutsche, der Abt ließ sich von seiner zwielichtigen Garde auf ein Pferd hieven.
»Danke, Rossi, danke! So wird der Klatsch bestimmt verstummen!«, meinte Cecilia bitter, als sie endlich einigermaßen allein, also außer Hörweite aller anderen Personen waren.
Er kniff sie in den Arm. »Da rede ich mit dir, mit Engelszungen, und denke, du hast es kapiert – und du gehst mutterseelenallein vor der Stadt spazieren!«
»Der Weg war nicht einsam.«
»Du kannst es wohl nicht begreifen. Du hast den Mann gesehen, der Sergio Feretti umgebracht hat. Du bist eine Mordzeugin!«
»Der bis heute nichts passiert ist.«
»Cecilia! Der Mörder ist – anders, als du es dir offenbar vorstellst – nicht allwissend. Er kann dir nicht in den Kopf schauen. Er hat keine Ahnung, womit er bei dir rechnen muss. Kommt die Erinnerung doch noch zurück? Vielleicht schon heute oder morgen? Wie viel hat die Signorina gesehen? Wird sie es verraten? Er muss hochgradig nervös sein.«
»Und trotzdem …«
»Herrgott, er ist auch nicht allmächtig . Er muss dich erst einmal erwischen. Wie stellst du dir das vor? Er schläft, er isst, er geht womöglich einem Beruf nach. Vielleicht hat er familiäre Verpflichtungen. Seine Zeit, dir aufzulauern, ist begrenzt. Das hört sich primitiv an, macht den Mann aber nicht weniger gefährlich. Er wird es versuchen, nach meiner Meinung. Damit musst du rechnen.«
»Und was soll ich machen? Für den Rest meines Lebens in der Wohnung sitzen? Eingesperrt wie Leo? Immer mit der Angst im Nacken, er könnte kommen? Immer horchen? Bei jedem Geräusch zusammenfahren, jedem misstrauen … Das tu ich schon. Verdammt, das tu ich schon!«
»Trägst du die Pistole bei dir?«
»Denkst du wirklich, ich würde damit schießen? Ja, ich würde! Wenn ich nicht gerade am Esstisch säße. Wenn ich nicht gerade mit Irene Kleider sortierte. Wenn ich nicht gerade dummerweise durch eine Gasse liefe, in der sich gerade dummerweise niemand aufhält, und ich bekäme mein Täschchen nicht auf … Sogar in deinem Haus! Wie sicher bin ich denn, wenn Anita in der Küche arbeitet und du in deinem Zimmer sitzt? Er muss …«
»Cecilia …«
»… ja nicht die Hunde benutzen. Es reicht …« Sie schluchzte, sie hatte gar nicht bemerkt, wann sie damit begonnen hatte. »Es reicht, wenn er mir einen … Strumpf um den Hals … mit weißen Schmetterlingen …« Rossi legte den Arm um ihre Schultern, was weder seinem Bein noch ihrem Ruf guttat. Wütend wehrte sie ihn ab. »Es gibt keine Sicherheit. Sei doch so ehrlich und sag mir das.«
Stumm liefen sie nebeneinander her. Jemand war in ihrer Wohnung gewesen. Inghiramo oder eine andere Person. Offenbar bereitete es keine Probleme, ihre Wohnungstür

Weitere Kostenlose Bücher