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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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doch keinen Funken Verstand besitzen und blind durchs Leben laufen. Das Feuer strömte keine Wärme mehr aus. Cecilia erhob sich und legte frisches Holz auf die Glut.
»Nicht das nasse.«
Aber das nasse lag oben.
»Das nasse macht den Qualm«, behauptete Rossi.
Gähnend entfernte sie die feuchten Scheite wieder und suchte andere heraus, die sich trocken anfühlten.
»Du erstickst das Feuer, wenn du alles obenauf wirfst. Schieb es unten hinein, von der Seite, aber nicht zu viel auf einmal.« Rossi erklärte ihr die Kunst, Scheite für ein offenes Feuer in einer zügigen Hütte zu schichten. Es hatte viel mit Löchern und Luft zutun.
»Wenn man sich die Mühe gegeben hätte, dir frühzeitig etwas beizubringen, wäre aus dir ein nützlicher Mensch geworden.«
»Danke, Rossi, danke.« Sie setzte sich wieder an seine Seite. »Lässt Leopoldo dich in seiner Kommission weiterarbeiten?«
»Das stand in … in dieser Debatte nicht zur Diskussion. Doch, er wird. Unser Granduca setzt seinen persönlichen Ärger nicht über die Interessen des Landes.«
»Du bist ein Interesse seines Landes?«
»Ja.« Er zwinkerte ihr zu, und sie ärgerte sich. Dein Granduca hat dich auspeitschen lassen! In aller Öffentlichkeit, wie einen gemeinen Verbrecher. Vielleicht wird er es vergessen, zugunsten seines Landes. Aber du wirst bald spüren, wie schwer dieser Bissen dir im Magen liegt. Und wenn du selbst damit klarkommst, bleibt immer noch die Frage, wie deine Richterkollegen darauf reagieren werden. Wer setzt sich neben einen Mann, der durchs Auspeitschen seine Ehre verloren hat?
»Ich bin müde, Cousin«, sagte sie. »Dreh dich um und mach die Augen zu. Ich muss einige Polster losbinden, damit ich liegen kann.«
Der Morgen weckte sie mit Hundegebell.
Wauwau … Sie zuckte zusammen, ihr Herz ratterte und sie stieß sich den Kopf an einem Balken, als sie in die Höhe fuhr. Verdammte Hunde. Verdammte … Immer mit der Ruhe. Atmen …
Sie atmete. Dann blinzelte sie gegen das Hüttendach, wo der Staub im Sonnenlicht trieb. Es musste noch früh sein, denn das Licht fiel fast horizontal durch die wenigen kleinen Fenster. Das Gebell war verstummt, stattdessen hämmerte ein Specht. Leise erhob sie sich und band die Polster unter ihr Kleid.
Da Rossi noch schlief, hatte sie Muße, die Verwüstung auf seinem Rücken im Hellen zu betrachten. Mistkerl, dachte sie und hätte spucken mögen auf die goldenen Säle. Das Feuer war in der Nacht erloschen, und es war kalt. Sie blickte zu einer Decke, die der Bauer vergessen hatte, aber es wieselten Kakerlaken darüber, und außerdem war sie zu dünn, um zu wärmen.
»Eines würde mich dann noch interessieren«, murmelte Rossi. »Wer hat Leopoldo zugetragen, was ich gesagt habe, damals bei Signora Seccis Fest?«
Gute Frage, ja. Ein Spitzel. Cecilia schaute auf ihre von der Ochsensalbe braun gewordenen Hände und fand, dass sie es sich verdient hatte, in Ruhe gelassen zu werden. »Soll ich versuchen, etwas zum Essen zu besorgen?«
Er verdrehte den Hals, um sie anschauen zu können. »Was ist an diesem Burschen so großartig, dass er dich um den Finger wickeln kann?«
»An welchem …?«
»Warum klammert eine Frau wie du sich an so … eine Ratte? Er ist treulos, er ist hässlich und derart in sich selbst verliebt, dass er nicht furzen kann, ohne im Spiegel zu schauen, wie sich’s macht.«
»Hat jemand um Unterhaltung gebeten?«, fragte sie mit schmalen Lippen.
»Und dabei …«
»Behalt’s für dich.«
Er murmelte ein Schimpfwort, das sie nicht kannte. Mit der Sentimentalität der vergangenen Nacht war’s vorbei. Seine Laune war ebenfalls auf einem Tiefpunkt angelangt.
»Ich reibe noch einmal die Salbe auf deinen Rücken.« Sie strich ihm das übel riechende Zeug auf die heiße Haut und grollte ihm, weil … Erst war ich das Liebchen eines Verführers , und nun soll er auch noch ein Denunziant sein? Dumm … dumm … dumm … hämmerte der Specht, der hinter der Hütte den Baumstamm bearbeitete. »Signore di Vita lässt dir ausrichten, dass er enttäuscht von dir ist.«
»Lässt er das?«
»Mit den besten Empfehlungen.«
Die Wunden waren noch nicht einmal ansatzweise geschlossen, aber Cecilia sah auch keine roten Ränder oder Schwellungen oder andere Anzeichen von Entzündung, was unbedingt für die Stinkesalbe sprach. Sie überlegte, ob sie den Bauern um seinen Tiegel bitten sollte.
»Es schmeichelt dir, dass der Kerl dir nachgereist ist.«
»Geht dich nichts an«, sagte Cecilia.
»Du denkst …«
Den Rest

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