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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Bemerkung über Ziegenböcke, Signorina.«
»Bitte?«
»Eine törichte Äußerung nach dem Genuss zweifelhaften Weines in zweifelhafter Gesellschaft …«
»Signore …«
»Unser Granduca steht an einem Fenster, einige Zimmer weiter. Er ist ein Mann in den besten Jahren. Seine Frau besitzt einen tadellosen Charakter und ein liebenswertes Wesen, aber leider hat die Vorhersehung ihr ein hübsches Äußeres versagt. Niemand, nicht einmal sie selbst, verübelt es dem Herrscher, wenn sein Blick sich dort verfängt, wo ihm die Schönheit entgegenstrahlt. Doch Leopoldo stammt aus einem keuschen Elternhaus. Seine verehrte Mamma versorgte ihn mit Grundsätzen, die ein ganzes Kloster in den Himmel gehoben hätten. Wie konnte Rossi so töricht sein, ihm vorzuwerfen, dass er dennoch schwach wird, ab und an?«
Schemenhaft kam die Erinnerung. Der Abend nach der Theateraufführung. Rossis Streit mit Inghiramo. Signora Seccis Toast auf den Granduca. Ihr schwärmerischer Vergleich Leopoldos mit dem tugendhaften König Deramo. Und Rossis spöttische Bemerkung. Der Ziegenbock , der zum Gärtner gemacht wurde . Hatte er das wirklich gesagt?
»Die Situation entbehrt nicht der Komik«, dozierte di Vita, als würde er seinen Studenten Paragraphen erklären, »denn der Herrscher hat sich vorgenommen, das Delikt der Majestätsbeleidigung aus den Gesetzbüchern zu streichen. Ein gewaltiger Schritt, von einem mutigen und uneigennützigen Manne geplant …«
»Rossi hat es doch nicht so gemeint.«
»Zweifelhafte Gesellschaft. Nach dem Genuss zweifelhaften Weines. Wie konnte er nur!«
Nun ging Cecilia doch zum Fenster. Der Blick ins Freie brachte ihr keine Erleuchtung. Sie sah, dass etliche Passanten dort standen, wo die Boboli-Gärten an die Baustelle stießen, an der ein weiterer Flügel des Palazzo wachsen sollte. Auch die Handwerker hatten sich neben ihren Steinbergen versammelt. Cecilia wischte einen Fleck beiseite, den neugierige Kinderfinger auf das Glas gebracht hatten.
Dann sah sie den Mann im Mittelpunkt des Geschehens. Er war kräftig gebaut, mit rotem Wollhaar und nacktem Oberkörper, den er gerade wieder mit seinem Hemd bedecken wollte. Seine Muskeln nötigten den Umstehenden bewundernde Blicke ab. Er hatte ins rote Haar ein hellblaues Samtband gebunden, wodurch er Cecilia aus irgendeinem Grund an einen Schmetterling erinnerte. Während er sich das Hemd anzog, erblickte Cecilia den Gegenstand, den er in einer Schubkarre der Bauarbeiter abgelegt hatte. Dunkles Schlangengewirr auf hellem Sandgrund. Eine Peitsche.
Großmutter hatte ihrer Enkeltochter niemals erlaubt, dem vulgären Vergnügen einer öffentlichen Urteilsvollstreckung beizuwohnen. Aber man musste nicht besonders phantasiebegabt sein, um dennoch zu begreifen, was sich dort unten auf dem Platz gerade abgespielt hatte.
»Ist es vorbei?«, fragte di Vita.
»Ja«, sagte Cecilia. Wie betäubt blickte sie den Spaziergängern nach, die auf die hübsch geharkten Parkwege zurückkehrten. Man hatte ihn also ausgepeitscht.
»Wie konnte er nur?«, murmelte di Vita, immer noch fassungslos. Irgendwo in einem nahe gelegenen Zimmer ertönte Kindergelächter, und eine Katze kreischte.
Plötzlich war es Cecilia, als würde die Luft im Zimmer knapp. Sie wollte hinaus aus diesem goldfunkelnden Haus, dessen Besitzer keine Skrupel hatte, seinen loyalsten Anhänger auspeitschen zu lassen. In der Öffentlichkeit! Wie hatte er ihn so demütigen können? Musste er es Rossi auf diese Art unter die Nase reiben? Emporkömmling, Sohn eines Heiligenmalers … Durch die Gnade deines Herrn erhoben und auf sein Fingerschnipsen in den Staub gedrückt. Da hast du’s. Nun weißt du, was du wert bist. Sie hatte schon die Hand an der Klinke, als ihr noch etwas einfiel. »Wie hat der Granduca davon erfahren?«
Di Vita hob den Kopf. »Seine Spitzel, Signorina. Der Granduca hat das gesamte Land mit einem Netz von Zuträgern überzogen. Schade um den Fisch, der sich darin gefangen hat. Suchen Sie ihn an dem Ausgang der Boboli-Gärten, der der Grotte des Buontalenti am nächsten liegt. Und bestellen Sie ihm, … ach, gar nichts«, seufzte er niedergeschlagen.
Dort, ein Stück hinter dem Ausgang, las sie ihn auf. Sie ließ die Vittoria neben ihm fahren, und nachdem sie ihn zweimal angesprochen hatte, bemerkte er sie und kletterte mit einem Gesicht, das vor Schmerz weiß war, zu ihr auf den Sitz.
    Sie ließen Florenz mit seinem Lärm und seiner Pracht hinter sich, ohne ein einziges Wort zu sprechen. Jenseits der Tore

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