Glaesener Helga
Eifersucht . Dario M ., der Bruder der liebreizenden Giovanna , sah hier die Gelegenheit , sich eigene Träume zu erfüllen , und es gelang ihm , Mitleid heuchelnd , die Aufmerksamkeit der armen Elvia zu erringen , und auf sein Drängen noch mehr .
Als Tullio von der Verfehlung seiner Ehefrau erfuhr , schlug er sie heftig und zerrte sie vor Gericht . Elvia , auf Gerechtigkeit hoffend , schilderte ihre Lage , musste jedoch zur Kenntnis nehmen , dass es zwar dem Manne gestattet ist , gegen seine untreue Ehefrau zu klagen , einem Weibe aber diese Möglichkeit durch das Gesetz verwehrt wird .
Der staunende Bürger musste zur Kenntnis nehmen , dass somit Elvia zu einem Tag am Pranger verurteilt wurde , ihr Ehemann hingegen straffrei ausging .
Cecilia strich den Namen Montecatini aus. Ein kleiner Ort im Herzen der Toskana – das reichte. In der Reinschrift besann sie sich und setzte den Namen wieder ein. Und so aufs Papier gebannt, adressierte sie den Brief an Die Meinungen der Babette . Die letzten Male hatten sie ihr zwei Skudi bezahlt. Man musste eben fleißig sein.
Sie blieb bis Dienstag in ihrer Wohnung und schrieb sich in weiteren Artikeln ihren Zorn von der Seele, aber irgendwann ging ihr die erforderliche Wut aus. Da setzte sie sich an das Fenster und starrte hinaus, während Irene durch die Zimmer strich und ihr beunruhigte Blicke zuwarf.
An diesem Nachmittag kam ein Billett. Ein Junge brachte es an die Tür, und Irene nahm es entgegen. Cecilia warf einen Blick auf das Kuvert, sie erkannte die Handschrift und schickte Irene hinaus. Zögerte sie etwa? Nein! Sie stand auf und warf den Brief ins Feuer.
Anschließend ging sie durch ihre Wohnung. Sie räumte den ägyptischen Lampenmann in die Rumpelkammer. »Ich brauche keine Männer in meinem Leben«, beschied sie ihm und knallte die Tür zu.
Irene streckte erschrocken den Kopf durch die Tür. »Sollte man nicht jemanden holen, Signorina, wenn Sie umräumen wollen?«
»Nehmen Sie den Vasenständer, Irene.« Cecilia selbst schob den Nachtstuhl über die Dielen. Die Zimmer leerten sich, die Rumpelkammer wurde voll. Sie hatte keine Ahnung, warum sie so besessen ausmistete – aber es tat gut. Endlich schloss sie die Tür zur Rumpelkammer.
Dort, wo die Dinge gestanden hatten, waren schmierige Schmutzabdrücke zurückgeblieben. Dort, wo sie nicht gestanden hatten, in den Ecken, unter den Teppichen, hinter den Möbeln, lag ebenfalls Schmutz. Die Wände waren von Spinnweben eingewoben. Als hätte Inghiramos Jabot Junge bekommen, die sich in ihrer Wohnung eingenistet hatten. »Verschwinde!«
»Bitte, Signorina?«
»Wir brauchen jemanden, der gründlich sauber macht.«
Irene holte Anitas Tante, und der Rest des Tages verging in Wasser, Staub und scharfem Seifengeruch. Nun war es wirklich gut.
Weitere Tage verstrichen. Anita kam mit Dina, und die beiden brachten ein frisch gebackenes Olivenbrot für das Mittagessen.
»Sie sind zu früh ausgezogen. Ich bin doch noch gar nicht weg. Jemand muss auf mich aufpassen«, maulte Dina, und Cecilia versprach ihr zum Trost eine Spazierfahrt mit der Vittoria. Sie konnte sich schließlich nicht für immer einigeln.
Der Himmel hatte sich aufgehellt. Es war zwar noch frisch, aber man spürte bereits den Frühling. Die Hausfrauen hatten die Fenster geöffnet, und Dienstboten fegten die Treppen und Plätze. Als sie den Marktplatz erreichten, hörte Cecilia hinter den Türen des Teatro eine Frauenstimme deklamieren:
» Lieber Vater , nichts hab ich mir merken lassen , ich schwör es euch ! Es war die Statue , die hat mein Herz verraten … «
»Sie proben«, flüsterte Dina.
»Ich hör’s.«
» Statue oder nicht …«
»Nein, nein, so geht das nicht.« Inghiramos Stimme. Müde, verdrossen. »Clarice ist verliebt. Ein bisschen Leidenschaft.«
»Das einzig Leidenschaftliche, das ich fühlen kann, ist Hunger«, beschwerte sich die Frauenstimme.
»Dann denke an Schweinsbuletten. Noch einmal mit Leidenschaft.«
»Ich glaube, ich schau lieber bei der Probe zu«, flüsterte Dina.
»Aber …«
»Wir können ja heute Nachmittag fahren.« Und schon war sie mit wehendem Kleidchen davon.
Anita lachte. »Sie brennt noch mit ihnen durch, die kleine Signorina.«
Cecilia hatte inzwischen wirklich Lust auf eine Ausfahrt bekommen. Der Gedanke, Pferd und Kutsche ohne Rossi auszuprobieren, reizte sie, und sie ging zu Goffredo und bat ihn einzuspannen.
Die Stimmen der Schauspieler hallten über den Markt, während sie auf einem von Goffredos
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