Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
Vom Netzwerk:
zurück, und der Innenhof erschien. In seinem Zentrum stand ein Brunnen aus weißem Stein. Neben dem Brunnen wuchs ein Ahornbaum mit kahlen Ästen, der aussah wie ein dem Meer entstiegener Krake.
Irritiert wandte Cecilia den Kopf. Da war etwas …
Ein Geräusch, ein fliegender Körper …
Wauua-uu …
Ein Hund bellte. Und ein riesiger Schatten näherte sich ihr von der Seite her.
Im selben Moment begann jemand entsetzlich zu brüllen …
    10. Kapitel
    L iegen bleiben … Du sollst liegen bleiben!«
    Er brauchte sich nicht aufzuregen – sie hatte ja gar nichts anderes vor. Sobald sie den Kopf auch nur ein winziges Stück bewegte, setzte sich darin ein Mahlwerk in Gang, das ihr Gehirn in einen Brei aus Schmerzen zerrieb. Der Himmel über ihr war blutrot. Köpfe mit merkwürdigen Hüten und Mützen bestückten ihn.
    »Ich habe mich noch gefragt: Schafft sie das auch allein?« Das war Goffredos Stimme, und Cecilia hatte das unbestimmte Gefühl, dass er sie hineinritt.
    Eine der Mützen beugte sich zu ihr herab, und jemand schob ihr Haar auseinander. »Eine riesige, eine ganz verfluchte Beule.« Eine Hand drückte auf ihren Kopf. Sie schrie auf – das Mahlwerk explodierte. Das Blut des Himmels tropfte auf sie herab und direkt in ihre Augen. Alles nur noch rot. Skid, das tat so weh!
    Dina weinte, und Rossi befahl ihr zu verschwinden. Er befahl allen zu verschwinden. »Wir tragen sie ins Haus«, ordnete er an.
    Wieder wich die Dunkelheit. Dieses Mal machte sie einer weiß verputzten Decke Platz. Kerzen flackerten. Es roch nach Ruß und frischer Farbe, und Cecilia begriff, dass sie sich im Palazzo della Giustizia befand.
    In Rossis Schlafkammer, in seinem Bett. Die Decken rochen. Man muss sie frisch beziehen, dachte sie.
    Die Mützen waren verschwunden. Stattdessen hatte Arthur Billings es sich an Rossis Bett bequem gemacht. Neben ihm stand auf einem Tischchen eine Lampe, in deren Schein er gerade ein Fieberthermometer in eine rote Samthülle schob. Als er merkte, dass sie sich bewegte, legte er Hülle und Thermometer beiseite. »Wie geht es, meine Liebe?«
    Sie dachte nach. »Ein Eimer wäre gut.« Der Eimer stand bereits neben dem Bett, und Cecilia überlegte, ob sie ihn benutzen sollte, denn ihr war übel. Aber dann hätte sie sich bewegen müssen, und das wollte sie lieber vermeiden, solange es ging. Sie bemerkte Irene, die mit großen, verschreckten Augen in einer Ecke stand.
    »Ein Hund also«, sagte Rossi, der jetzt am Fußende sichtbar wurde. »Du hast von einem Hund geredet.«
Wütend funkelte Arthur ihn über seine Patientin hinweg an.
»Ich bitte dich – ihr Rocksaum war blutig. Und es war nicht ihr eigenes Blut, wie du mir glücklicherweise bestätigen konntest. Also gibt es dort draußen jemanden, der in Schwierigkeiten …« Rossi brach ab. Sein Schatten wurde an die weiße Decke geworfen, so dass es aussah, als kröche dort ein Wesen aus dem Schloss von Otranto entlang. Er beugte sich über Cecilia, und sie fand es nett, wie er ihr die Haare aus der Stirn strich. »Du hast eine Beule und sonst hoffentlich nichts.«
»Ja«, bestätigte sie gehorsam.
»Aber jemand anderes wurde verletzt. Und es wäre gut, wenn du uns ein bisschen davon erzählen könntest.«
»Wovon?«
»Kannst du dich nicht erinnern …«
»Es ist ganz offensichtlich, dass sie es nicht kann«, unterbrach Arthur ihn vorwurfsvoll. »Möchten Sie etwas trinken, Cecilia?«
Sie streckte die Hand nach dem Becher aus, den er vom Tisch zauberte, denn sie merkte, dass ihr Mund völlig ausgetrocknet war. Aber natürlich konnte sie im Liegen nichts zu sich nehmen. Arthur half ihr, und sie schwitzte und bekleckerte die Bettdecke, und das Mahlwerk begann sich wieder zu drehen. Doch der Wein spülte wenigstens den krustigen Geschmack aus ihrem Mund, und das tat gut. »Danke.«
»Als du nach Hause gekommen bist …«, sagte Rossi. Er hielt inne. »Du warst mit der Kutsche unterwegs …«
Natürlich, das wusste sie selbst.
»Wohin bist du gefahren?«
»Ich … Frag Emilia.«
Über Rossis Gesicht glitt ein Grinsen, das sofort wieder verschwand. Sie fand, dass er schrecklich amtlich wirkte.
»Und was ist während der Kutschfahrt passiert?«
Cecilia versuchte ehrlich, sich zu erinnern. Sie kaute auf der Lippe und wandte den Blick zur Decke.
»Du bist aus der Stadt hinaus …«
»Am Friedhof vorbei, ja.«
»Und dann?«
Und dann? »Durch die Hügel. Emilia mag die Hügel.«
»Zu Zaccarias Hof?«
»Ich glaube.«
»Bist du oder nicht?«
Sie wünschte sehr, er

Weitere Kostenlose Bücher