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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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fester gegen den Schädel. Gerade so, dass noch kein Blut kam. Er war immerhin ungleich größer und massiger als ich, daher wollte ich nicht riskieren, dass er beim Anblick seines eigenen Blutes ausrastete und mich wie eine seiner Puppen zerschmetterte.
    »Danach folgte die Hochzeit, doch ich konnte es nicht. Konnte es einfach nicht …« Er zögerte.
    »Weiter!«, forderte ich.
    »Nun, der Verlockung eines schönen Hauses mit großem Wohlstand und aristokratischen Verbindungen, seien sie auch noch so fadenscheinig, waren noch all diese geldgeilen Weibsbilder erlegen. Verständlicherweise kam es doch dem Adel irgendwann seltsam vor, dass meine Bräute nie mit mir gesichtet wurden. Aber ehrlich, solche materialistisch veranlagten Biester kann man doch unmöglich mit in die Gesellschaft geleiten.« Er schüttelte missbilligend den Kopf, soweit es die scharfe Klinge zuließ. »Eine Peinlichkeit waren sie allesamt! Heuchlerisch und oberflächlich. Unerträglich wurde mir ihre Anwesenheit, und wenn ich auch noch so spät von meinen Reisen zurückkehrte, die ich immer häufiger antrat, um ihre gierigen, verschlagenen Blicke nicht ertragen zu müssen – sie erwarteten mich stets bei meiner Rückkehr.«
    Nun, da gab es gewiss Schlimmeres , dachte ich bei mir, als eine wartende Frau, die Schmuck mochte.
    »Frauen sind neugierige Wesen, Van Sade. Und schwach. Verbietet man ihnen etwas, wollen sie es unbedingt! Ihr niederer Instinkt drängt sie dazu.« Er spie den letzten Satz aus wie eine faule Auster.
    »Was für ein Rätsel der Menschheit, in der Tat. Da diese Damen dort drüben doch über einen so fürsorglichen Gatten verfügten, der weder selbstsüchtig noch kontrollwütig war«, stellte ich ironisch fest.
    Was für ein verblendeter Narr er doch war. Und er versuchte, uns mit seinen Lügengebilden anzustecken.
    »Selbstsüchtig!«, fauchte er nun und seine dunklen Augen blitzten. »Beileibe nicht, das kann ich dir versichern!«, stieß er hervor.
    Ich seufzte gelangweilt. Welche Bedeutung hatte es noch für ihn, was ich glaubte und was nicht.
    »Der Frauen Tugenden sind ihre Sittsamkeit und ihr Gehorsam. Sie hatten alles in meinen Schlössern! Edle Speisen, kostbare Kleider, Bücher aus allen Teilen der Erde, auch wenn die meisten dieser dummen Gänse nichts mit ihnen anzufangen wussten.«
    »Und natürlich Gesellschaft«, schloss ich trocken.
    Er blickte mir verbissen ins Gesicht, sodass ich glaubte, er würde mich sogleich niederschlagen und auf das Messer an seiner Schläfe einen feuchten Kehricht geben.
    »Aber du gondeltest ja lieber in der Welt umher. Kein Wunder, dass die Frauen gelangweilt waren. Und du, du erbärmlicher Haufen Mist, hast ihre Langeweile genutzt, damit sie sich selbst einen Grund für ihre eigene Bestrafung lieferten! Damit erscheint ihre Tötung natürlich völlig legitim!«
    Er erwiderte nichts, sah mich nur weiterhin starr an. Auf unserer Reise hatte ich gelernt, dass er offensichtlich meist große Schwierigkeiten hatte, seine gewalttätigen Impulse zu kontrollieren. Daher dachte ich, hatten sich seine jeweilige Frau und alle in der Nähe befindlichen Damen ohnehin stets in Gefahr befunden.
    »Wie hast du verhindert, dass die Dörfler hinter die Morde kommen, dass sie dir irgendwann mit Fackeln und Mistgabeln den Garaus machen?«, wollte Kieran wissen.
    Er holte tief Luft, bevor er die folgenden Worte hervorpresste, und ich wurde auf seiner Brust angehoben, als wöge ich nicht mehr, als die Schleifchen an den staubigen Totenkleidern.
    »Nun, einfache Frauen erkranken oft an ansteckenden Seuchen und meist sterben sie an ihnen. Zum öffentlichen Ansehen sind sie dann eher weniger geeignet. So bestattete ihre Familie einen leeren Sarg. Die anderen Frauen …«, er deutete mit dem Kinn auf die besetzte Bank, »… lernte ich in Städten und auf Bällen kennen, in Frankreich oftmals auch, wo ich ebenfalls ein kleineres Anwesen besitze. Einige wollten durchbrennen, fort von der Gesellschaft und ihrem Korsett aus sinnloser Etikette. Ein paar fand ich nach Überfällen und eine war sogar ihrem handgreiflichen Ehemann entlaufen und hatte sich in den Hochebenen verkrochen. Ich fand sie alle, was mir auch den Ruf eines Kopfgeldjägers bescherte. Allerdings meinten sie es niemals wirklich ernst. Niemand, bis auf deine Herrin.«
    Ich brauchte einen Moment für mich, in dem ich die Augen schloss und einige Male tief durchatmete. Derweil fischte Kieran nach seiner Waffe. Noch immer keine Chance, aus diesem

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