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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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während der Rückreise abgelegt hatten. »Aber eine Neuigkeit habe ich für dich. Sie wird dir gefallen, glaube ich.«
    »Dein Kopf in einer Schachtel würde mir gefallen«, würgte ich hervor.
    Er zögerte kurz und Kieran spannte bereits den Abzug seines langen Revolvers. Aus seinem Mund kam kein Laut und ich erkannte, dass er sich vor Anspannung beinahe selbst den Kiefer brach.
    »Zu deinem Bedauern, mein Kopf ist es nicht.« Er legte den Kopf schief und sah mich mit träumerischem Blick an. »Aber ihrer. Er ist so schön, mit seinem hellen, eigenwillig pinkfarbenen Haar – eine seltsame Farbentscheidung, finde ich. Lange nicht so strahlend wie das der Erdbeerblonden aus Gévaudan. Aber nicht unattraktiv. Nicht im Geringsten. Und diese niedliche Frisur, so besonders, Van Sade, dass ich ihr einen Ehrenplatz unter meinen Exfrauen zugestehen möchte …«
    Ich schlug ihm den Rest des Satzes mit meiner Faust von den Lippen. Er torkelte gegen die Wand und versuchte vergeblich, sich mit erhobenen Armen gegen meine Schläge zu wehren. Ich schlug mit aller Kraft weiterhin auf ihn ein, konnte nicht mehr von ihm lassen, wie ein Berserker im Wahnsinn. Dennoch gelang es mir nicht, ihn ernsthaft zu verletzen und ich schniefte bald nur noch, ob der kraftloser werdenden Schläge, gegen die er bald nicht einmal mehr die Hände zu heben brauchte. Ich legte den Kopf in den Nacken und entließ ein heiseres Heulen in das dunkle Gemäuer. Diesen Moment der Schwäche nutzte er, um mich am Kragen zu packen und mir seine Faust auf den Wangenknochen zu schmettern. Ich fiel um, wie ein Brett. Mein Revers hatte seine Form verloren, und während ich es hektisch richtete, tobte zwischen Kieran und dem bulligen Lord sogleich ein erbitterter Zweikampf. Der Jäger hatte sich zwischen uns geworfen und seine Waffe bereits mit Sandys erstem Schlag den starrenden Toten geopfert. Sie lag nun irgendwo inmitten des Leichenpublikums.
    Kieran drosch mit unbändiger Kraft auf den Lord ein, doch auch dieser teilte viele Schläge aus, bei denen mein Freund laut aufstöhnte und mehrmals zu Boden ging, nur, um sich immer wieder aufzurappeln. Er war doch arg mitgenommen und an Kraft fehlte es ihm zudem erheblich. Aus seinen noch nicht völlig verheilten Wunden floss inzwischen frisches Blut, doch auch Sandfords Genick knackte bei einem Schlag laut und er ging taumelnd in die Knie, wo der Jäger ihm mehrmals mit aller Kraft mit den Stiefeln gegen die Schläfen trat. Er fiel um, wie ein Baum, und ich kreischte hysterisch auf. Ich wollte Rache für meine Freundin, die erkaltet in einem Sack lag, den wir während der Fahrt als Bank für unsere Füße genutzt hatten. Ich warf einen Blick zu ihr hinüber. Ihr verschmutztes Dienstkleid klebte klamm an ihr, der Torso wirkte wächsern und eindeutig wurde sie die Treppe hinabgeschleift und abgelegt wie eine verdrehte Puppe. Hellrote Abschürfungen verliefen über ihre Arme und ihren Nacken. Auch waren ihre Strümpfe an den Waden und die Bluse am Rücken zerrissen. Sie wirkte zerbrochen. Mein Arm war bald blau und pochte von meinen Fingernägeln, die ich mir immer wieder hineintrieb, um aus diesem Alb endlich zu erwachen. Doch sooft ich auch die Augen öffnete – sie lag noch immer vor mir, starrte mich aus halbgeschlossenen Augen entrückt an. Ich ging zu ihr, ignorierte die Kämpfenden. Mehrmals beging ich den Versuch, ihre Lider ganz zu schließen, doch meine Finger zitterten zu sehr. Erneut stieg in mir eine zähe Schwärze auf und ich konnte den kleinen Schwall aus Erbrochenem nicht aufhalten, der zwischen meinen Fingern hindurch rann. Dann sah ich zu den beiden ringenden Männern, von denen mein Freund wie durch ein Wunder die Oberhand erlangt hatte und den riesigen Lord so stark mit dessen eigenem Halstuch würgte, dass die Adern an Hals und der Stirn hervortraten … dass sie zu platzen drohten. Sandys Gesicht war bläulich verfärbt, die Augen traten hervor wie Krocketbälle und die Zunge hing ihm zwischen den Zähnen hervor. Doch fiel er einfach nicht um. Noch immer auf Knien sah er zu dem Jäger auf, der mit bloßen Händen versuchte, sein Leben zu beenden und das Halstuch immer wieder wie eine Kordel drehte und drehte. Kieran brüllte ihm vor Anstrengung laut ins Gesicht, und ließ schließlich davon ab, aus verzweifelter Einsicht heraus, dass er den Lord so wohl unmöglich töten konnte. Er glitt erschöpft an der Wand hinab, neben den reglosen Sandford. In der Absicht, meinen Freund zu reglementieren und

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