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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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bin ich doch kain Tummkopf; hier wenigstens nicht; denn wenn ich sie sehe, so würde ich ihr maine Brieftasche keben.«
    »Hören Sie, Herr Baron,« sagte Asien, indem sie eine Semiramispose einnahm, »man hat Sie schon genug ausgespült. So wahr ich mich Saint-Estève nenne, im Geschäft, versteht sich, ich ergreife Ihre Partei.« »Kut!... Ich werde dich pelohnen.« »Ich glaube es, – denn ich habe Ihnen gezeigt, daß ich mich zu rächen weiß. Erfahren Sie es übrigens, Papa,« sagte sie, indem sie ihm einen furchtbaren Blick zuwarf, »ich habe ein Mittel, Ihnen Fräulein Esther wegzuschnappen, wie man eine Kerze schneuzt. Und ich kenne meine Frau! Wenn das kleine Weib Ihnen das Glück gewährt hat, so wird sie Ihnen notwendiger sein, als sie es jetzt ist. Sie haben mich gut bezahlt; Sie haben sich das Ohr ziehen lassen, aber schließlich haben Sie geblecht! Ich meinerseits habe meine Verpflichtungen erfüllt, nicht wahr? Gut also, ich will Ihnen einen Handel vorschlagen.« »Lassen Sie sehen.« »Sie geben mich der gnädigen Frau zur Köchin; Sie nehmen mich auf zehn Jahre; ich erhalte tausend Franken Lohn, die letzten fünf Jahre zahlen Sie im voraus... Ein Gottespfennig, wie? Bin ich einmal bei der gnädigen Frau, so werde ich sie zu den folgenden Konzessionen zu bringen wissen. Sie lassen ihr zum Beispiel eine entzückende Toilette kommen, von Frau Auguste, die den Geschmack und die Art der gnädigen Frau kennt; und Sie geben Befehl, daß der neue Wagen um vier Uhr vor der Tür steht. Nach der Börse steigen Sie zu ihr hinauf, und Sie machen eine kleine Spazierfahrt im Bois de Boulogne. Nun, auf diese Weise zeigt die Frau, daß sie Ihre Geliebte ist, sie verpflichtet sich vor den Augen und Ohren von ganz Paris... Hunderttausend Franken... Sie werden mit ihr dinieren – ich verstehe solche Diners zu bereiten; Sie führen sie ins Schauspiel, in die Varietés, nehmen eine Proszeniumsloge, und ganz Paris sagt alsbald: ›Da sitzt dieser alte Halunke Nucingen mit seiner Mätresse...‹ Es ist doch schmeichelhaft, einen solchen Glauben zu erwecken?... All diese Vorteile – ich bin eine gute Frau – sind in den ersten hunderttausend Franken einbegriffen... In acht Tagen werden Sie auf diese Weise einen schönen Weg zurückgelegt haben.« »Ich werde hünderttausend Franken peßahlt haben...« »In der zweiten Woche«, fuhr Asien fort, und es sah aus, als hätte sie diesen jämmerlichen Einwurf nicht gehört, »wird die gnädige Frau, durch diese Präliminarien getrieben, sich dazu entschließen, ihre kleine Wohnung zu verlassen und in das Hotel zu ziehen, das Sie ihr bieten. Ihre Esther hat die Welt einmal wiedergesehen, sie hat ihre alten Freunde wiedergefunden, sie wird glänzen wollen, sie wird in ihrem Palast die Honneurs machen! Das ist in Ordnung... Wieder hunderttausend Franken... Wahrhaftig, Sie sind in ihrem Hause, Esther ist bloßgestellt... sie gehört Ihnen. Bleibt eine Kleinigkeit, bei der Sie die Hauptperson spielen, dicker Elefant! – Reißt er die Augen auf! Das Ungeheuer! – Nun, die nehme ich auf mich... Vierhunderttausend Franken... Ah, die, mein Dickchen, die brauchst du erst am folgenden Tage herzugeben... Heißt das nicht Redlichkeit?... Ich habe mehr Vertrauen zu dir, als du zu mir. Wenn ich die gnädige Frau dazu bringe, sich als Ihre Geliebte zu zeigen, sich bloßzustellen, alles anzunehmen, was Sie ihr bieten, und vielleicht noch heute, da werden Sie mich wohl auch für fähig halten, daß ich sie so weit bringe, den Übergang über den großen Sankt Bernhard freizugeben. Schwer genug ist es, sehen Sie!... Da ist, um Ihre Artillerie durchzubringen, ebensoviel Zugarbeit nötig wie für den Ersten Konsul in den Alpen.« »Und weshalb?...« »Sie hat das Herz voll Liebe,« erwiderte Asien. »Sie hält sich für eine Königin von Saba, weil sie sich in den Opfern gebadet hat, die sie ihrem Liebhaber brachte... eine Vorstellung, die solche Frauen sich in den Kopf setzen! Ah, mein Kleiner, Sie müssen gerecht sein, schön ist es! Diese Possenspielerin würde vor Kummer sterben, wenn sie Ihnen angehörte, und mich sollte das nicht wundernehmen; aber was mich beruhigt – ich sage Ihnen das, um Ihnen Mut zu machen –, ist, daß sie einen tüchtigen Untergrund von der Dirne her besitzt.« »Du hast«, sagte der Baron, der Asien in tiefem Schweigen und voll Bewunderung zugehört hatte, »das Schenie der Verderbtheit, wie ich das Schenie der Bank pesitze.« »Ist es abgemacht, mein

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