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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Schäfchen?« fragte Asien. »Sagen wir finfzigtausend Franken schdatt hunderttausend!... Und ich will dir keben finfhünderttausend am Dage nach mainem Driumph.« »Gut, ich gehe an die Arbeit,« erwiderte Asien... »Ah, Sie können kommen!« fuhr sie ehrfurchtsvoll fort. »Der gnädige Herr wird die gnädige Frau bereits so sanft finden wie einen Katzenrücken und vielleicht sogar geneigt, ihm angenehm zu sein.« »Keh, keh, maine Kute,« sagte der Bankier, indem er sich die Hände rieb. Und nachdem er dieser furchtbaren Mulattin zugenickt hatte, sagte er bei sich selber: ›Wie recht man hat, viel Keld ßu pesitzen.‹ Und er sprang aus dem Bett, ging in seine Bureaus und nahm mit freudigem Herzen die Leitung seiner ungeheuren Geschäfte wieder auf.
    Nichts konnte für Esther verhängnisvoller sein als der Entschluß, zu dem Nucingen gekommen war. Die arme Kurtisane verteidigte ihr Leben, indem sie sich gegen die Untreue wehrte. Carlos nannte diese so natürliche Verteidigung Ziererei. Nun machte Asien sich auf – nicht ohne die für einen solchen Fall vorgesehenen Sicherheitsmaßregeln –, um Carlos mitzuteilen, was für eine Unterredung sie mit dem Baron gehabt und wieviel Nutzen sie daraus gezogen hatte. Der Zorn dieses Menschen war so furchtbar wie er selbst; er fuhr auf der Stelle im Wagen mit herabgelassenen Vorhängen zu Esther und ließ den Wagen in den Torweg hineinfahren. Noch fast weiß, als er hinaufstieg, so trat dieser doppelte Fälscher vor das arme Mädchen; sie sah ihn an, sie stand aufrecht da und fiel, als brächen ihr die Beine, in einen Sessel.
    »Was haben Sie?« fragte sie, an allen Gliedern zitternd. »Laß uns allein, Europa,« sagte er zu der Kammerfrau. Esther sah dieses Mädchen an, wie ein Kind seine Mutter angesehen hätte, von der ein Mörder es trennen wollte, um es töten zu können.
    »Wissen Sie, wohin Sie Lucien schicken werden?« fragte Carlos, als er mit Esther allein war. »Wohin?« fragte sie mit schwacher Stimme, während sie es wagte, ihren Henker anzusehen. »Dahin, woher ich komme, mein Juwel.« Esther sah alles rot, als sie diesen Menschen anblickte. »Auf die Galeeren!« fügte er mit leiser Stimme hinzu. Esther schloß die Augen, ihre Beine streckten sich, ihre Arme fielen herab, sie wurde weiß.
    Carlos schellte, Prudentia erschien. »Bring sie wieder zum Bewußtsein,« sagte er kühl, »ich bin noch nicht fertig.« Er ging im Salon auf und ab, während er wartete. Prudentia-Europa sah sich gezwungen, den gnädigen Herrn zu bitten, daß er Esther aufs Bett trüge; er nahm sie mit einer Leichtigkeit auf, die athletische Kraft verriet. Man mußte die schärfsten Mittel holen, die die Arzneikunde besitzt, um Esther der Empfindung für ihre Leiden zurückzugeben. Eine Stunde darauf war das arme Mädchen wieder imstande, diesem leibhaftigen Alp zuzuhören; er saß am Fuß des Bettes, sein starrer Blick blendete wie zwei Strahlen geschmolzenen Bleies.
    »Mein kleines Herz,« fuhr er fort, »Lucien steht zwischen einem glänzenden, ehrenvollen, glücklichen, würdigen Leben und dem Loch voll Wasser, Schlamm und Kieseln, in das er sich werfen wollte, als ich ihm begegnete. Das Haus Grandlieu verlangt von dem teuren Kinde einen Landsitz zu einer Million, ehe es ihm den Marquistitel erwirken und ihm die lange Stange namens Klotilde reichen will, mit deren Hilfe er zur Macht emporsteigen wird. Dank uns beiden hat Lucien soeben das mütterliche Schloß erwerben können, das nicht viel gekostet hat: dreißigtausend Franken; aber es ist seinem Anwalt durch glückliche Unterhandlungen gelungen, für eine Million Land daran anzugliedern, worauf wir dreihunderttausend Franken angezahlt haben. Das Schloß, die Kosten, die Provisionen für die, die wir vorgeschoben haben, um den Leuten im Lande dort die Geschichte zu verbergen, haben den Rest verschlungen. Wir haben freilich noch hunderttausend Franken in Aktien, die in ein paar Monaten zwei- bis dreihunderttausend Franken wert sein werden; aber dann bleiben immer noch vierhunderttausend Franken zu bezahlen ... In drei Tagen kehrt Lucien aus Angoulême zurück; denn dorthin ist er gegangen, weil er nicht in Verdacht kommen darf, sein Vermögen gefunden zu haben, indem er Ihre Matratzen kämmte ...« »O nein,« sagte sie, indem sie mit wundervoller Bewegung die Augen hob. »Ich frage Sie, ist dies der Augenblick, um den Baron zu erschrecken?« sagte er ruhig. »Und vorgestern haben Sie ihn fast getötet! Er ist wie eine Frau in

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