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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Seufzer entschlüpfen ließ. »Und jetzt«, fuhr sie mit vibrierender Stimme fort, »wollen wir ›schwindeln‹ ...«
    Europa stand, als sie dieses Wort vernahm, ganz blöde da, so wie sie wohl dagestanden hätte, wäre ihr die Lästerung eines Engels ins Ohr geklungen. »Nun, was hast du denn zu starren? Ob ich Gewürznelken im Munde habe oder Zähne? Ich bin jetzt nur noch ein ehrloses und unsauberes Geschöpf, eine Dirne, eine Gaunerin, und ich erwarte Mylord. Laß also ein Bad heizen und bereite mir meine Toilette. Es ist zwölf Uhr, der Baron wird wohl nach der Börse kommen; ich werde ihm schreiben, daß ich ihn erwarte; und ich hoffe, daß Asien ihm ein allerliebstes Diner bereitet; ich will ihn rasend machen, diesen Menschen ... Vorwärts! Los, los! meine Tochter ... Wir wollen lachen, das heißt wir wollen ›arbeiten‹.«
    Sie setzte sich an ihren Tisch und schrieb den folgenden Brief:
    »Mein Freund, wenn die Köchin, die Sie mir geschickt haben, nicht schon in meinen Diensten gestanden hätte, so könnte ich glauben, es wäre Ihre Absicht, mich wissen zu lassen, wie oft Sie vorgestern bei Empfang meiner drei Briefe ohnmächtig geworden sind. – Was wollen Sie? Ich war an jenem Tage sehr nervös, ich ging die Erinnerungen meiner beklagenswerten Existenz noch einmal durch. – Aber ich kenne Asiens Aufrichtigkeit. Ich bereue also nicht mehr, Ihnen einigen Kummer gemacht zu haben, denn es hat mir beweisen müssen, wie teuer ich Ihnen bin. Wir sind einmal so, wir verachteten Geschöpfe; echte Liebe rührt uns mehr, als wenn wir der Anlaß wahnsinniger Ausgaben sind. Ich selbst habe immer gefürchtet, ich wäre nur der Kleiderhaken, an dem Sie Ihre Eitelkeiten aufhingen. Es langweilte mich, Ihnen nichts anderes zu sein. Ja, trotz Ihrer schönen Beteuerungen glaubte ich, Sie hielten mich für eine gekaufte Frau. Nun, jetzt werden Sie in mir also ein braves Mädchen finden, freilich unter der Bedingung, daß Sie mir immer noch ein klein wenig gehorchen. Wenn dieser Brief bei Ihnen die Verordnungen des Arztes ersetzen kann, so werden Sie es mir beweisen, indem Sie mich nach der Börse aufsuchen. Sie werden die unter den Waffen und mit Ihren Gaben geschmückt vorfinden, die sich zeit ihres Lebens Ihre Vergnügungsmaschine nennt,
    Ihre Esther.«
    An der Börse war der Baron von Nucingen so lustig, so zufrieden, scheinbar so umgänglich, und er erlaubte sich so viele Scherze, daß du Tillet und die Kellers, die anwesend waren, sich nicht enthalten konnten, ihn nach dem Grunde seiner guten Laune zu befragen. »Ich werde keliept... Wir werden bald den Einwaihungsschmaus abhalten,« sagte er zu du Tillet. »Wie teuer kommt Sie das?« fragte Franz Keller scharf zurück; »Frau Coleville soll ihn im Jahr fünfundzwanzigtausend Franken gekostet haben.« »Nie hat mich diese Frau, die ain Engel ist, um ßwei Heller kepeten.« »So macht man es nie,« erwiderte du Tillet. »Um niemals etwas erbitten zu brauchen, legen sie sich Tanten oder Mütter zu.«
    Siebenmal sagte der Baron auf der Fahrt von der Börse bis zur Rue Taitbout zu seinem Kutscher: »Sie fahren ja nicht, prauchen Se doch die Beitsche! ...«
    Er kletterte behend hinauf und fand seine Geliebte zum erstenmal so schön, wie es jene Mädchen sind, deren einzige Beschäftigung die Sorge für ihre Toilette und ihre Schönheit ist. Sie kam eben aus dem Bad, und die Blume war frisch und duftete, daß sie einem Robert von Arbrissel Begierden hätte einflößen können. Esther war in einer entzückenden Toilette. Eine Jacke aus schwarzem Rips, besetzt mit Posamenten aus rosa Seide, fiel offen über einen Rock aus grauem Satin herab; es war das Kostüm, in dem sie später die schöne Amigo in den ›Puritani‹ spielte. Eine Brustkrause aus englischen Spitzen fiel leicht auf die Schultern herab. Die Ärmel des Kleides waren von Schnüren gehalten, um die Puffen abzuteilen, die die anständigen Frauen seit einiger Zelt an Stelle der zu ungeheuerlich gewordenen Keulenärmel trugen. Esther hatte auf ihrem prachtvollen Haar eine Haube aus Mechelner Spitzen befestigt, die immer fallen zu wollen schien und doch nicht fiel; die ihr den Anschein gab, als sei sie nicht angezogen und schlecht gekämmt, obwohl man genau die weißen Striche ihres kleinen Kopfes zwischen den Furchen des Haares durchschimmern sah.
    »Ist es nicht ein Greuel, die gnädige Frau so schön zu sehen hier in einem so verbrauchten Salon?« fragte Europa den Baron, als sie ihm die Tür des Salons

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