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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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falsche Beamte trocken, »so wechseln wir die Richtung und fahren in die Rue de Grenelle statt in die Rue de Jérusalem. Ich habe die bestimmtesten Befehle über Sie. Aber nehmen Sie sich in acht! Man will Ihnen nicht so gar übel, und Sie könnten sich in einem Augenblick Ihr Spiel verderben. Ich persönlich habe gar nichts gegen Sie... Aber vorwärts!... Sagen Sie mir die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit ist die,« sagte Peyrade, indem er einen feinen Blick auf die roten Augen seines Zerberus warf. Das Gesicht des angeblichen Beamten blieb stumm und regungslos; er tat, was seines Amtes war, jede Wahrheit schien ihm gleichgültig zu sein, er machte den Eindruck, als beschuldigte er den Präfekten einer Laune. Präfekten haben manchmal Grillen. »Ich habe mich wie ein Wahnsinniger in eine Frau verliebt, in die Geliebte jenes Wechselmaklers, der zu seinem Vergnügen und zum Mißvergnügen seiner Gläubiger auf Reisen gegangen ist, jenes Falleix.« »In Frau du Val-Noble,« sagte der Beamte. »Ja,« erwiderte Peyrade. »Um sie einen Monat lang aushalten zu können, was mich kaum mehr als tausend Taler kosten wird, habe ich mich als Nabob verkleidet und Contenson zum Bedienten genommen. Das ist so wahr, daß Sie mich im Fiaker lassen können; ich werde Sie erwarten, auf die Ehre eines ehemaligen Generalpolizeikommissars; steigen Sie ins Hotel hinauf und fragen Sie Contenson. Contenson wird Ihnen nicht nur bestätigen, was ich die Ehre hatte, Ihnen zu sagen, sondern Sie werden auch die Kammerfrau der Frau du Val-Noble sehen, die uns heute die Einwilligung in meine Vorschläge oder die Bedingungen ihrer Herrin bringen soll. Ein alter Affe kennt sich aus in Grimassen: ich habe tausend Franken im Monat und einen Wagen geboten, das macht fünfzehnhundert Franken; fünfhundert Franken für Geschenke und ebensoviel für Gesellschaften, Diners und Theater; Sie sehen, ich irre mich nicht um einen Centime, wenn ich sage: tausend Taler. Ein Mann in meinem Alter kann wohl tausend Taler an seine letzte Laune wenden.«
    »Ah, Papa Peyrade, Sie lieben die Frauen immer noch genug, um ... Aber Sie foppen mich; ich bin sechzig Jahre alt, und ich kann sie sehr gut entbehren... Wenn freilich die Dinge liegen, wie Sie sagen, so verstehe ich, daß Sie sich in einen Ausländer verwandeln mußten, um sich diese Laune zu erlauben.« »Sie begreifen, daß Peyrade oder der Vater Canquoelle aus der Rue des Moineaux ...« »Gewiß; weder der eine noch der andere hätte Frau du Val-Noble gepaßt,« unterbrach Carlos ihn, entzückt, die Adresse des Vaters Canquoelle erfahren zu haben. »Vor der Revolution hatte ich einmal eine Frau zur Geliebten, die der Vollstrecker der Urteile, den man damals den Henker nannte, ausgehalten hatte. Eines Tages sticht sie sich im Theater mit einer Nadel, und wie man das damals so sagte, ruft sie: ›Ach, Henker!‹ ›Ist das eine Reminiszenz?‹ fragte ihr Nachbar sie... Nun, mein lieber Peyrade, sie hat den Mann wegen dieses Witzes verlassen. Ich begreife, daß Sie sich nicht einem ähnlichen Schimpf aussetzen wollen... Frau du Val-Noble ist eine Frau für anständige Leute, ich habe sie eines Tages in der Oper gesehen und recht schön gefunden... Lassen Sie den Kutscher umkehren nach der Rue de la Paix, mein lieber Peyrade, ich werde mit Ihnen hinaufgehen und mir die Sache selbst ansehen. Ein mündlicher Bericht wird dem Herrn Präfekten ohne Zweifel genügen.«
    Carlos zog aus seiner Seitentasche eine Tabatiere aus schwarzer Pappe, die innen mit vergoldetem Silber belegt war, und bot Peyrade mit wundervoll gutmütiger Geste Tabak an. Peyrade sagte bei sich selber: ›Und das sind ihre Agenten! Mein Gott, wenn Herr Lenoir oder Herr von Sartine in die Welt zurückkehrten, was würden die sagen!‹
    »Es ist das ohne Zweifel ein Teil der Wahrheit, aber es ist nicht alles, mein lieber Freund,« sagte der falsche Polizeibeamte, indem er seine Prise durch die Nase aufsog. »Sie haben sich in die Herzensangelegenheiten des Barons von Nucingen eingemischt, und Sie wollen ihn ohne Zweifel in irgendeine Laufschlinge verwickeln; mit der Pistole haben Sie ihn gefehlt, jetzt wollen Sie mit grobem Geschütz nach ihm zielen. Frau du Val-Noble ist eine Freundin der Frau von Champy...« ›Ah, zum Teufel, spießen wir uns nicht auf!‹ sagte Peyrade bei sich selber. ›Er ist stärker, als ich glaubte. Er führt mich an der Nase herum: er spricht davon, mich loszulassen, und er bringt mich immer noch zum Schwätzen.‹ »Nun?« sagte

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