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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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gegen ihn.
    »Sie haben eine kleine Reise gemacht?« fragte sie. »Ja, Frau Herzogin. Meine Schwester hat in dem Wunsch, meine Heirat zu erleichtern, große Opfer gebracht, und ich habe Rubempré zurückkaufen, es wieder zusammenbringen können. Freilich habe ich in meinem Pariser Anwalt einen gewandten Menschen gefunden; er hat mich vor den Überforderungen bewahrt, die die Inhaber der Ländereien gestellt hätten, wenn ihnen der Name des Käufers bekannt geworden wäre.« »Ist ein Schloß vorhanden?« fragte Klotilde mit zu deutlichem Lächeln. »Es ist etwas vorhanden, was wie ein Schloß aussieht; aber das klügste wird sein, es nur als Material zu benutzen, um ein modernes Haus zu bauen.«
    Klotildes Augen warfen unter ihrem zufriedenen Lächeln hervor Flammen des Glückes. »Sie werden heute abend einen Robber mit meinem Vater spielen,« sagte sie ganz leise zu ihm. »In vierzehn Tagen, hoffe ich, werden Sie zum Diner geladen werden.«
    »Nun, lieber Herr,« sagte der Herzog von Grandlieu, »Sie haben, wie man sagt, Rubempré gekauft? Ich mache Ihnen mein Kompliment. Das ist die rechte Antwort für alle, die Sie als verschuldet ausgaben. Wir, wir können es uns so gut wie Frankreich oder England leisten, eine öffentliche Schuld zu haben; aber sehen Sie, Leute ohne Vermögen, Handeltreibende können sich solche Dinge nicht erlauben.« »O, Herr Herzog, ich bin noch fünfhunderttausend Franken für meinen Besitz schuldig.« »Nun, Sie müssen ein Mädchen heiraten, das Ihnen die einbringt; aber Sie werden wohl für sich in unserm Viertel, wo man den Mädchen wenig Mitgift gibt, schwerlich eine Partie mit solchem Vermögen finden.« »Aber sie haben an ihrem Namen genug,« erwiderte Lucien. »Wir sind nur drei zum Whist: Maufrigneuse, d'Espard und ich, wollen Sie der vierte sein?« fragte der Herzog Lucien, indem er ihm den Spieltisch zeigte.
    Klotilde trat herzu, um ihrem Vater beim Spiel zuzusehen. »Sie wünscht, daß ich das für mich nehme,« sagte der Herzog, indem er seiner Tochter die Hände streichelte und Lucien, der ernst blieb, von der Seite ansah.
    Lucien, Herrn d'Espards Partner, verlor zwanzig Louisdor. »Meine liebe Mutter,« sagte Klotilde zur Herzogin, »er hat Geist genug bewiesen, zu verlieren.«
    Nachdem Lucien noch einige Liebesworte mit Fräulein von Grandlieu gewechselt hatte, ging er gegen elf Uhr nach Hause; und als er sich ins Bett legte, dachte er an den vollständigen Triumph, den er in einem Monat erringen mußte; denn er zweifelte nicht mehr daran, daß man ihn als Klotildes Zukünftigen anerkennen und daß er vor den Fasten des Jahres 1830 verheiratet sein würde.
    Als Lucien am folgenden Morgen nach dem Frühstück in Gesellschaft des sehr besorgt gewordenen Carlos Herrera einige Zigaretten rauchte, meldete man ihnen Herrn von Saint-Estève – was für ein Witz! – der den Abbé Carlos Herrera oder Herrn Lucien von Rubempré zu sprechen wünschte.
    »Hat man unten gesagt, ich sei verreist?« rief der Abbé. »Ja, gnädiger Herr,« erwiderte der Groom. »Nun, empfange diesen Menschen,« sagte er zu Lucien; »aber sprich kein kompromittierendes Wort, laß dir keine erstaunte Geste entschlüpfen; es ist der Feind.« »Du wirst mich hören,« sagte Lucien.
    Carlos verbarg sich in einem anstoßenden Zimmer, und durch die Türspalte sah er Corentin eintreten, den er nur an der Stimme erkannte, in solchem Grade besaß dieser unbekannte große Mann die Gabe der Verwandlung. In diesem Augenblick glich Corentin einem alten Abteilungschef im Finanzministerium.
    »Ich habe nicht die Ehre, Ihnen bekannt zu sein,« sagte Corentin, »aber ...« »Entschuldigen Sie mich, wenn ich Sie unterbreche,« sagte Lucien, »aber...« »Aber es handelt sich um Ihre Heirat mit Fräulein Klotilde von Grandlieu, die nicht zustande kommen wird,« sagte Corentin jetzt lebhaft.
    Lucien setzte sich und erwiderte nichts.
    »Sie sind in der Hand eines Menschen, der die Macht, den Willen und die Gelegenheit hat, dem Herzog von Grandlieu zu beweisen, daß die Ländereien von Rubempré mit dem Gelde bezahlt werden, das Ihnen ein Dummkopf für Ihre Geliebte Fräulein Esther bezahlt hat.« sagte Corentin. Und er fuhr fort: »Man wird leicht die Protokolle der Urteile finden, kraft deren Fräulein Esther verfolgt wurde, und man hat Mittel, um d'Estourny zum Reden zu bringen. Die äußerst geschickten Manöver, die man gegen den Baron von Nucingen angewandt hat, werden ans Licht gezogen werden ... In diesem Augenblick

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