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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Carlos mit der Miene amtlicher Autorität. »Freilich habe ich das Unrecht begangen, für Herrn von Nucingen eine Frau zu suchen, in die er verliebt war, als hätte er den Kopf verloren. Das ist die Ursache, weshalb ich in Ungnade gefallen bin; denn es scheint, ich habe, ohne es zu wissen, an sehr ernste Interessen gerührt.« Der Subalternbeamte blieb ungerührt. »Aber nach zweiundfünfzigjährigem Dienst kenne ich die Polizei genau genug,« fuhr Peyrade fort, »um mich seit dem Verweis, den der Herr Präfekt mir erteilt hat – und er hatte sicherlich recht –, still zu verhalten...« »Sie würden also auf Ihre Laune verzichten, wenn der Herr Präfekt Sie darum bäte? Das wäre, denke ich, der beste Beweis der Aufrichtigkeit dessen, was Sie mir sagen, den Sie geben könnten.« »Wie der jagt! Wie der jagt!« sagte Peyrade bei sich selber. ›Ah, potztausend, die heutigen Agenten sind denen des Herrn Lenoir gewachsen!‹ »Darauf verzichten?« erwiderte Peyrade laut. »Ich werde die Befehle des Herrn Präfekten erwarten... Aber wenn Sie mit hinaufkommen wollen, hier sind wir beim Hotel.« »Woher nehmen Sie denn das Geld?« fragte Carlos mit scharfsinniger Miene unvermittelt. »Ich habe einen Freund...« sagte Peyrade. »Das sagen Sie nur einem Untersuchungsrichter,« erwiderte Carlos. – Diese verwegene Szene war bei Carlos das Ergebnis einer jener Berechnungen, deren Einfachheit nur dem Kopf eines Menschen seines Schlages entspringen konnte. Er hatte Lucien morgens früh zu der Gräfin von Sérizy geschickt. Lucien bat den Privatsekretär des Grafen, zum Präfekten zu gehen und im Namen des Grafen um Auskunft über den Agenten zu bitten, den der Baron von Nucingen benutzt hatte. Der Sekretär war mit einer Notiz über Peyrade zurückgekehrt, die er nach dem Bericht in den Akten abgeschrieben hatte:
    »In der Polizei seit 1778; zwei Jahre vorher aus Avignon nach Paris gekommen.
    Ohne Vermögen und ohne Moral; Mitwisser von Staatsgeheimnissen. Wohnhaft Rue des Moineaux, unter dem Namen Canquoelle, dem Namen des kleinen Gutes, auf dem seine Familie lebt, im Departement Vaucluse; die Familie übrigens ehrenwert.
    Wurde kürzlich gesucht von einem seiner Großneffen namens Theodosius de la Peyrade. (Siehe Bericht eines Agenten, Nr. 37 der Akten.)«
    »Das muß der Engländer sein, dem Contenson als Mulatte dient,« hatte Carlos ausgerufen, als Lucien ihm die Auskünfte brachte, die, abgesehen von jener Notiz, mündlich erteilt worden waren.
    In drei Stunden hatte dieser Mensch, der die Regsamkeit eines kommandierenden Generals entfaltete, durch Paccard einen unschuldigen Komplicen gefunden, der die Rolle eines Gendarmen in Zivil zu spielen vermochte; und er selbst hatte sich als Polizeibeamter verkleidet. Dreimal hatte er im Wagen einen Anlauf gemacht, Peyrade zu töten; aber er hatte es sich untersagt, je selbst einen Mord zu begehen, und er nahm sich vor, Peyrade gelegentlich zu beseitigen, indem er ihn ein paar entlassenen Sträflingen als Millionär empfahl.
    Peyrade und sein Führer hörten die Stimme Contensons, der mit der Jungfer der Frau du Val-Noble sprach. Peyrade gab Carlos einen Wink, im ersten Zimmer zu bleiben; es war, als wollte er ihm damit sagen: ›Sie sollen selbst urteilen, ob ich aufrichtig bin.‹
    »Die gnädige Frau ist mit allem einverstanden,« sagte Adele. »Die gnädige Frau ist augenblicklich bei einer ihrer Freundinnen, bei Frau von Champy, die noch auf ein Jahr eine vollständig möblierte Wohnung in der Rue Taitbout besitzt und sie ihr ohne Zweifel geben wird. Die gnädige Frau wird Herrn Johnson dort besser empfangen können, denn die Möbel sind noch sehr hübsch, und der Herr wird sie der gnädigen Frau kaufen können, wenn er sich mit Frau von Champy verständigt.« »Gut, mein Kind. Wenn man das nicht Rupfen nennt, so nennt man es doch Federziehen,« sagte der Mulatte zu der verblüfften Zofe; »aber wir werden teilen ...« »Ei, das ist mir ein Farbiger!« rief Fräulein Adele. »Wenn Ihr Nabob ein Nabob ist, so kann er der gnädigen Frau doch wohl Möbel schenken. Der Mietvertrag läuft im April 1830 ab; Ihr Nabob kann ihn erneuern, wenn er sich dort wohlfühlt.« »Ich sährr ßufrrieden!« erwiderte Peyrade, indem er eintrat und die Zofe auf die Schulter klopfte.
    Und er gab Carlos einen Wink der Verständigung, den jener durch eine zustimmende Geste beantwortete, da er recht wohl begriff, daß der Nabob in seiner Rolle bleiben mußte. Aber die Szene verwandelte sich

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