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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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läßt sich noch alles regeln. Geben Sie die Summe von hunderttausend Franken her, und Sie haben Frieden ... Mich geht das Ganze nichts an; ich bin nur der Beauftragte derer, die sich zu dieser Erpressung hergeben, weiter nichts.«
    Corentin hätte eine Stunde weiterreden können; Lucien rauchte mit vollkommen gleichgültiger Miene seine Zigarette. »Herr,« erwiderte er, »ich will nicht wissen, wer Sie sind; denn Leute, die derartige Aufträge übernehmen, haben überhaupt keinen Namen, wenigstens nicht für mich. Ich habe Sie ruhig ausreden lassen: ich bin zu Hause. Sie scheinen mir nicht jeden Verstandes bar; hören Sie genau zu, in welchem Dilemma ich mich befinde.«
    Es entstand eine Pause, während derer Lucien den Katzenaugen, die Corentin auf ihn heftete, mit einem eiskalten Blick begegnete.
    »Entweder stützen Sie sich auf völlig falsche Tatsachen, die ich in keiner Weise zu beachten brauche,« fuhr Lucien fort; »oder Sie haben recht, und dann lasse ich Ihnen, wenn ich die hunderttausend Franken hergebe, die Möglichkeit offen, mir genau so oft hunderttausend Franken abzufordern, wie Ihr Auftraggeber einen Saint-Estéve findet, den er mir schicken kann ... Um aber Ihrer ehrenwerten Unterhandlung mit einem Schlag ein Ende zu machen, so erfahren Sie, daß ich, Lucien von Rubempré, niemanden fürchte. Ich habe mit den Machenschaften, von denen Sie reden, nicht das geringste zu tun. Wenn das Haus Grandlieu Schwierigkeiten macht, so gibt es andere sehr adlige junge Mädchen, die man heiraten kann; schließlich ist es mir auch nicht zuwider, Junggeselle zu bleiben, zumal wenn ich, wie Sie glauben, mit solchem Nutzen Menschenhandel treibe.« »Wenn der Herr Abbé Carlos Herrera ...« »Herr,« sagte Lucien, indem er Corentin unterbrach, »der Abbé Carlos Herrera ist augenblicklich auf dem Wege nach Spanien. Er hat nichts mit meiner Heirat zu tun, und meine Interessen gehen ihn nichts an. Dieser Staatsmann ist freilich so freundlich gewesen, mir seit langem mit seinem Rate zur Seite zu stehen, aber er hat Seiner Majestät dem König von Spanien Rechenschaft abzulegen; wenn Sie mit ihm zu plaudern haben, so rate ich Ihnen, sich nach Madrid auf den Weg zu machen.« »Herr,« sagte Corentin scharf, »Sie werden nie der Gatte des Fräuleins Klotilde von Grandlieu werden.« »Um so schlimmer für sie,« erwiderte Lucien, indem er Corentin ungeduldig zur Tür drängte. »Haben Sie das wohl überlegt?« fragte Corentin kühl. »Herr, ich erkenne Ihnen weder das Recht zu, sich in meine Angelegenheiten einzumischen, noch mir eine Zigarette zu verderben,« sagte Lucien, indem er seine erloschene Zigarette wegwarf. »Adieu,« sagte Corentin, »wir werden uns nicht wiedersehen ... Aber es wird in Ihrem Leben sicherlich ein Augenblick kommen, in dem Sie die Hälfte Ihres Vermögens dafür geben würden, wenn Ihnen jetzt der Gedanke gekommen wäre, mich noch auf der Treppe zurückzurufen.«
    Als Antwort auf diese Drohung machte Carlos die Geste des Kopfabschneidens. »Jetzt an die Arbeit!« rief er, indem er Lucien ansah, der nach dieser furchtbaren Unterredung totenbleich geworden war.
    Wenn es unter der ziemlich eingeschränkten Anzahl von Lesern, die sich mit der moralischen und philosophischen Seite eines Buches befassen, auch nur einen einzigen gäbe, der imstande wäre, an die Befriedigung des Barons von Nucingen zu glauben, so würde dieser eine beweisen, wie schwer es ist, das Herz einer Dirne irgendwelchen physiologischen Grundsätzen zu unterwerfen. Esther hatte beschlossen, den armen Millionär teuer bezahlen zu lassen, was dieser Millionär den ›Dag saines Driumphes‹ nannte. Daher war denn auch das ›glaine Balais‹ in den ersten Februartagen des Jahres 183Q immer noch nicht eingeweiht. »Aber«, sagte Esther vertraulich zu ihren Freundinnen, die es dem Baron wiederholten, »im Karneval eröffne ich mein Lokal, und ich will meinen Mann glücklich machen wie einen Hahn aus Gips.« Dieses Wort wurde in der Gesellschaft der Dirnen sprichwörtlich.
    Der Baron erging sich also in vielen Klagen. Er machte sich lächerlich wie ein Ehemann; er begann vor seinen Freunden zu jammern, und seine Unzufriedenheit wurde stadtkundig. Esther spielte derweilen ihre Rolle einer Pompadour des Fürsten der Spekulation gewissenhaft weiter. Sie hatte schon zwei oder drei kleine Abendgesellschaften gegeben, und zwar einzig, um Lucien bei sich zu sehen, Lousteau, Rastignac, du Tillet, Bixiou, Nathan, der Graf von Brambourg, die

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