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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Abteilungschef, der die Gefängnisse zu verwalten hatte, hatte ihn mit einer eigenhändigen Bemerkung versehen. Das Papier verriet schon durch seine Färbung mächtige Empfehlungen, denn solche Erlaubnisscheine unterscheiden sich wie die Vorzugsbillette im Theater durch ihre Form und ihr Aussehen von anderen.
    Daher öffnete denn auch der Schließer sofort das Gitter; vor allem, als er den Jäger mit dem Federbusch erblickte, dessen Kostüm in Grün und Gold glänzte wie das eines russischen Generals und auf eine aristokratische Besucherin mit einem fast königlichen Wappen deutete.
    »Ah, mein teurer Abbé!« rief die falsche große Dame, die einen Tränenstrom vergoß, als sie den Geistlichen bemerkte, »wie hat man einen so heiligen Mann auch nur auf einen Augenblick hierher bringen können?«
    Der Direktor nahm den Erlaubnisschein und las: ›Auf Empfehlung Seiner Exzellenz des Grafen von Sérizy.‹
    »Ah, Frau von San-Esteban! Frau Marquise,« sagte Carlos Herrera, »welch schöne Hingebung!« »Gnädige Frau, hier darf nicht so mit den Gefangenen verkehrt werden,« sagte der gute alte Gault. Und er hielt selbst dieses Faß von schwarzem Moiré und Spitzen in seinem Gange auf. »Aber auf diese Entfernung!« sagte Jakob Collin, »und in Ihrer Gegenwart!« fügte er hinzu, indem er einen Blick rings auf die Versammlung warf.
    Die Tante, deren Toilette den Kanzlisten, den Direktor, die Aufseher und die Gendarmen blenden mußte, roch stark nach Moschus. Sie trug außer Spitzen im Werte von tausend Talern einen schwarzen Kaschmirschal für sechstausend Franken. Und der Jäger stelzte auf dem Hof der Conciergerie mit der Unverschämtheit eines Lakaien umher, der weiß, daß er einer anspruchsvollen Prinzessin unentbehrlich ist. Mit dem Lakaien, der an dem bei Tage stets geöffneten Tor nach dem Kai zu stand, sprach er kein Wort.
    »Was willst du, was soll ich tun?« fragte Frau von San-Esteban in dem Rotwelsch, das zwischen dem Neffen und der Tante verabredet war.
    Diese Sprache kam dadurch zustande, daß man Endungen auf ar oder or, al oder i anhing, so daß die Worte des Französischen oder des Rotwelsch durch die Verlängerung entstellt wurden. Es war eine Anwendung der diplomatischen Chiffreschrift auf die Sprache.
    »Bringe alle Briefe in Sicherheit, nimm die, die eine jede der beiden Damen am schwersten kompromittieren, und kehre als Diebin in die Vorhalle zurück; dort erwarte meine Befehle.« Asien oder Jakobine kniete nieder, als wollte sie seinen Segen empfangen, und der falsche Abbé segnete seine Tante mit evangelischer Zerknirschung. »Addio, Marchesa,« sagte er mit lauter Stimme. »Und«, fügte er in ihrer vereinbarten Sprache hinzu, »suche mir Paccard und Europa mit den siebenhundertfünfzigtausend Franken wieder, die sie gestohlen haben; wir brauchen sie.« »Paccard steht dort,« entgegnete die fromme Marquise, indem sie mit Tränen in den Augen auf den Jäger zeigte.
    Daß sie so seinen Wunsch verständnisvoll schon im voraus erfüllt hatte, entriß diesem Menschen, der nur über seine Tante noch erstaunen konnte, nicht nur ein Lächeln, sondern auch eine Bewegung der Überraschung. Die falsche Marquise wandte sich als eine Frau, die gewohnt ist, sich im Mittelpunkt aller Blicke zu sehen, an die Zeugen dieser Szene und sagte in schlechtem Französisch: »Er ist in Verzweiflung, daß er nicht zum Begräbnis seines Sohnes gehen kann; denn dieser abscheuliche Irrtum der Justiz hat das Geheimnis des heiligen Mannes enthüllt! ... Ich werde der Totenmesse beiwohnen. Hier, Herr Direktor,« sagte sie zu Herrn Gault, indem sie ihm eine Börse voll Gold gab, »nehmen Sie das, um den armen Gefangenen eine Freude zu machen.« »Was für ein Schick!« sagte ihr der befriedigte Neffe ins Ohr. Jakob Collin folgte dem Aufseher, der ihn in den Hof hinausführen sollte.
    Bibi-Lupin war in heller Verzweiflung; schließlich aber gelang es ihm, sich einem wirklichen Gendarmen bemerklich zu machen, an den er seit Jakob Collins Verschwinden bedeutsame ›Hm! Hm!‹ richtete und der ihn schließlich in der Kammer des Verurteilten ablöste. Immerhin aber kam dieser Feind Betrüg-den-Tods nicht mehr rechtzeitig, um noch die große Dame zu sehen, die eben in ihrer glänzenden Equipage verschwand und deren wenn auch verstellte Stimme ihm noch die heisern Töne einer Säuferin ins Ohr schickte.
    »Dreihundert Franken für die Gefangenen!...« sagte der Oberaufseher, indem er Bibi-Lupin die Börse zeigte, die Herr Gault

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