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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Collin. »Ich hab also arbeiten können, ohne daß mich ein Gucker sah! Das ganze Geflügel schlief im Hühnerstall. Das Gold liegt drei Fuß unterm Boden hinter den Weinflaschen. Und darüber habe ich eine Schicht Kiesel und Mörtel gelegt.« »Gut,« sagte Jakob Collin; »und die Verstecke der andern?« »Ruffard hat seinen Raub bei der Gonore im Schlafzimmer der Armen; er hat sie dadurch in der Gewalt, denn sie kann als Hehlerin gefaßt werden und ihre Tage in Saint-Lazare beschließen.« »Ach, der Halunke! Wie die Polizei so einen Gauner ausbildet!« sagte Jakob. »Godet hat seinen Anteil bei seiner Schwester, der Feinwäscherin, untergebracht, einem ehrlichen Mädchen, das sich fünf Jahre Loch holen kann, ohne es zu ahnen. Der Kerl hat die Fußbodenbretter aufgehoben und wieder eingefügt; dann ist er durchgegangen.« »Weißt du, was ich von dir will?« sagte jetzt Jakob Collin, indem er einen magnetisierenden Blick auf La Pouraille warf. »Na?« »Du mußt Magdalenens Ding auf dich nehmen...« La Pouraille fuhr sonderbar zurück; aber unter dem starren Blick des Dab stand er gleich wieder in gehorsamer Haltung da. »Was, du magst schon nicht? Du mischst dich in mein Spiel ein? Laß sehen! Vier Morde oder drei, ist das nicht ganz dasselbe?« »Vielleicht.« »Beim Meg (Gott) der Spitzen, du hast kein Blut in der Wurmheit (Ader). Und ich wollte dich retten!...« »Und wie?« »Dummkopf! Wenn man verspricht, der Familie das Geld zurückzugeben, kommst du mit lebenslänglicher Wiese davon. Ich würde keinen Heller für deinen Kopf geben, wenn man das Geld schon hätte; aber in diesem Augenblick bist du siebenhunderttausend Franken wert, Dummkopf!« »Dab! Dab!« rief La Pouraille in höchstem Glück. »Und«, fuhr Jakob Collin fort, »nicht zu rechnen, daß wir die Morde auf Ruffard schieben ... Damit ist Bibi-Lupin gesprengt ... Ich habe ihn fest!«
    La Pouraille stand verblüfft vor diesem Gedanken, seine Augen erweiterten sich, und er wurde wie eine Statue. Er war seit drei Monaten in Haft und stand vor seinem Erscheinen vor dem Schwurgericht; seine Berater waren die Freunde in der Force, und mit ihnen hatte er nicht über seine Mitschuldigen gesprochen; er war, nachdem er seine Verbrechen durchgedacht hatte, so ohne jede Hoffnung gewesen, daß dieser Plan all den ›gefaßten‹ Intelligenzen entgangen war. Daher machte ihn denn auch diese Spur von Hoffnung fast blödsinnig.
    »Haben Ruffard und Godet schon gefeiert? Haben sie schon welche von ihren Gelben an die Luft geführt?« fragte Jakob Collin. »Sie wagen's nicht,« erwiderte La Pouraille; »die Halunken warten, bis ich gesenst bin. Das hat mir mein Weib durch La Bisse sagen lassen, als die Le Biffon besuchte.« »Nun also, in vierundzwanzig Stunden haben wir ihr Geld!« rief Jakob Collin; »dann können die Schlingel nicht mehr wie du noch etwas zurückerstatten; du bist dann weiß wie Schnee und sie rot von all dem Blut! Du wirst durch mich, dafür sorge ich, ein ehrlicher Bursche, der lediglich von ihnen mitgerissen wurde. Ich habe dein Vermögen, um dir in deinen andern Prozessen Alibis zu verschaffen, und bist du erst auf der Wiese, denn dahin kehrst du zurück, so siehst du zu, daß du ausbrechen kannst ... Es ist ein scheußliches Leben, aber immer noch ein Leben!« La Pourailles Augen verrieten ein innerliches Delirium. »Alter! mit siebenhunderttausend Franken kann man sich schon betrinken!« sagte Jakob Collin, indem er seinen Freund mit Hoffnung berauschte. »Dab! Dab!« »Ich werde den Justizminister blenden! ... Ah, Ruffard soll tanzen, da ist ein Spitzel stumpf zu machen. Bibi-Lupin ist gesotten!« »Nun ist es abgemacht!« rief La Pouraille in wilder Freude; »befiehl, ich gehorche.« Und er drückte Jakob Collin an die Brust, indem er Freudentränen in den Augen zeigte; so sehr erschien es ihm als möglich, seinen Kopf zu retten. »Das ist noch nicht alles,« sagte Jakob Collin; »der Storch hat eine schwere Verdauung, vor allem bei Fieberrückfällen« (Enthüllungen neuer belastender Tatsachen). »Jetzt handelt es sich darum, eine Frau reinzulegen.« »Wieso? Wozu?« fragte der Mörder. »Hilf mir, du wirst schon sehen,« erwiderte Betrüg-den-Tod.
    Jakob Collin enthüllte La Pouraille in Kürze das Geheimnis des zu Nanterre begangenen Verbrechens; er machte ihm klar, wie notwendig es sei, eine Frau zu finden, die sich bereitfinden ließ, die Rolle der Ginette zu übernehmen. Dann ging er mit dem ganz lustig gewordenen La Pouraille

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