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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Arm auf der Linie fest, an deren Ende die Fanfaren und die Beute des Sieges auf die geduldigen Politiker warten. Lucien hatte, um der Rue Taitbout näher zu sein, die Junggesellenwohnung Beaudenords am Quai Malaquais genommen, und sein Ratgeber hatte sich in drei Zimmern desselben Hauses, im vierten Stock eingemietet. Lucien hatte nur noch ein Reit- und Wagenpferd, einen Diener und einen Stallknecht. Wenn er nicht in der Stadt speiste, speiste er bei Esther. Carlos Herrera überwachte die Leute am Quai Malaquais so genau, daß Lucien im Jahr noch keine zehntausend Franken ausgab. Auch für Esther genügten, dank der beständigen unerklärlichen Ergebenheit Europas und Asiens, zehntausend Franken. Lucien wandte die größte Vorsicht auf, wenn er in die Rue Taitbout ging oder aus ihr kam. Er fuhr stets nur im Wagen hin, hatte die Vorhänge heruntergelassen und ließ den Kutscher stets in die Einfahrt hineinfahren. Daher schadeten auch seine Leidenschaft für Esther und die Existenz des Haushalts der Rue Taitbout, die der Welt völlig unbekannt blieben, keiner seiner Unternehmungen oder Beziehungen; nie entschlüpfte ihm ein unvorsichtiges Wort über diesen heiklen Gegenstand. Die Fehler, die er in dieser Hinsicht zur Zeit seines ersten Aufenthaltes in Paris mit Coralie begangen hatte, machten ihn klug. Sein Leben zeigte zunächst jene Regelmäßigkeit des guten Tons, unter der man viele Geheimnisse verbergen kann: er blieb jede Nacht bis ein Uhr in der Gesellschaft; man fand ihn von zehn bis ein Uhr nachmittags zu Hause; dann fuhr er ins Bois de Boulogne und machte bis fünf Uhr Besuche. Man sah ihn selten zu Fuß, und so vermied er seine alten Bekannten. Wenn ihn irgendein Journalist oder einer seiner alten Kameraden grüßte, antwortete er vorläufig mit einer Kopfneigung, die gerade höflich genug war, damit man sich nicht ärgern konnte, durch die aber doch jene tiefe Geringschätzung hindurchblickte, die die französische Vertraulichkeit tötet. Auf diese Weise entledigte er sich schnell der Leute, die er nicht mehr gekannt haben wollte. Ein alter Haß hinderte ihn, zu Frau d'Espard zu gehen, obwohl sie ihn mehrmals hatte bei sich sehen wollen. Wenn er ihr bei der Herzogin von Maufrigneuse begegnete oder bei Fräulein Des Touches, bei der Gräfin von Montcornet oder anderswo, so benahm er sich ihr gegenüber ausgesucht höflich. Dieser Haß, der bei Frau d'Espard ebenso groß war, zwang Lucien zur Vorsicht; denn man wird sehen, wie sehr er ihn belebt hatte, indem er sich eine Rache erlaubte, die ihm übrigens eine starke Predigt Herreras eintrug.
    »Du bist noch nicht mächtig genug, um dich an irgend jemandem zu rächen,« hatte der Spanier zu ihm gesagt. »Wenn man bei brennender Sonne unterwegs ist, bleibt man nicht stehen, um die schönste Blume zu pflücken ...«
    Lucien hatte zuviel Zukunft und echte Überlegenheit, als daß nicht die jungen Leute, die seine Rückkehr nach Paris und sein unerklärlicher Wohlstand in Schatten stellten, entzückt gewesen wären, ihm einen schlimmen Streich spielen zu können. Lucien, der wußte, daß er viele Feinde hatte, übersah die arge Gesinnung seiner Freunde nicht. Daher warnte denn auch der Abbé seinen Adoptivsohn in ausgezeichneter Weise vor der Verräterei der Welt und der Unvorsichtigkeit, die der Jugend so verhängnisvoll wird. Lucien mußte dem Abbé jeden Abend die kleinsten Ereignisse des Tages erzählen und tat es stets. Dank den Ratschlägen dieses Mentors wich er der geschicktesten Neugier aus, der der Gesellschaft. Geschützt durch einen englischen Ernst, gedeckt durch die Schanzen, die die Umsicht der Diplomaten aufführt, gab er niemandem das Recht oder die Gelegenheit, einen Blick in seine Angelegenheiten zu werfen. Sein junges und schönes Gesicht war schließlich in der Gesellschaft so reglos geworden wie das einer Prinzessin während einer Zeremonie. Gegen Mitte des Jahres 1829 war von seiner Heirat mit der ältesten Tochter der Herzogin von Grandlieu die Rede, die damals nicht weniger als vier Töchter zu versorgen hatte. Niemand zweifelte daran, daß der König bei Gelegenheit dieses Bündnisses Lucien die Gunst erweisen würde, ihm den Titel ›Marquis‹ zu verleihen. Die Heirat sollte Luciens politisches Glück entscheiden, denn wahrscheinlich sollte er an einem deutschen Hofe zum Botschafter ernannt werden. Seit drei Jahren war Luciens Leben unangreifbar vorsichtig gewesen; daher hatte auch de Marsay dieses merkwürdige Wort über ihn gesagt:

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