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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Schwiegersohn des Herzogs von Grandlieu Botschafter sein und Frankreich vertreten wird ... Und dann, sag mir doch, Herr Junge, wird Esther daran sterben? Kann der Gatte des Fräuleins von Grandlieu Esther behalten? Im übrigen laß mich nur machen, du brauchst dich nicht damit zu langweilen, daß du an alles denkst; das ist meine Sache. Nur wirst du Esther eine oder zwei Wochen entbehren, und in die Rue Taitbout wirst du trotzdem gehen. Auf! girre auf deiner Planke des Heils und spiele deine Rolle gut; schiebe Klotilde den Brandbrief in die Hand, den du heute morgen geschrieben hast, und bringe einen zurück, der auch ein wenig warm ist! Sie wird sich für ihre Entbehrungen schriftlich entschädigen. Das Mädchen paßt mir. Du wirst Esther ein wenig traurig finden, aber sag ihr, daß sie gehorchen muß. Es handelt sich um unsere Tugendlivree, um unsere Mäntel der Ehrlichkeit, um den Windschirm, hinter dem die Großen all ihre Infamien verbergen ... Es handelt sich um mein fürtreffliches Ich, um dich, der du nie beargwöhnt werden darfst. Der Zufall hat uns einen bessern Dienst geleistet als mein Denken, das seit zwei Monaten im Leeren arbeitete.«
    Während Carlos Herrera diese furchtbaren Sätze einen nach dem andern hinwarf, zog er sich an und machte sich zum Ausgang bereit. »Du freust dich sichtlich,« rief Lucien; »du hast die arme Esther nie geliebt, und du siehst mit Wonne den Augenblick kommen, in dem du dich ihrer entledigen kannst.« »Du bist der Liebe zu ihr nie müde geworden, nicht wahr? ... Nun gut, ich bin es nie müde geworden, sie zu verfluchen. Aber habe ich nicht immer gehandelt, als hinge ich aufrichtig an diesem Mädchen, ich, der ich durch Asien ihr Leben in der Hand hielt? Ein paar schlechte Champignons in einem Ragout, und alles wäre getan gewesen ... Aber Fräulein Esther lebt! ... Sie ist glücklich! Weißt du, weshalb? Weil du sie liebst! Spiele nicht das Kind. Seit vier Jahren warten wir jetzt auf einen Zufall, der für oder wider uns ist; nun, es gilt, mehr als bloßes Talent zu entfalten, um das Gemüse auszuzupfen, das das Schicksal uns heute hinwirft: in diesem Rouletteschlag liegt Gutes und Schlimmes, wie in allem. Weißt du, woran ich in dem Augenblick dachte, als du eintratst?« »Nein ...« »Daran, mich hier wie in Barcelona mit Hilfe Asiens zum Erben einer reichen Frömmlerin zu machen ...« »Ein Verbrechen?« »Mir blieb nur noch dieser Ausweg, um dein Glück zu sichern. Die Gläubiger regen sich. Wärst du erst von den Gerichtsvollziehern verfolgt und aus dem Hotel Grandlieu verjagt, was wäre da aus dir geworden? Für den Teufel wäre der Tag des Verfalls gekommen.«
    Carlos Herrera malte durch eine Geste den Selbstmord eines Mannes, der sich ins Wasser wirft; dann heftete er einen jener starren und durchdringenden Blicke auf Lucien, die dem Willen der Starken Eingang verschaffen in die Seele der Schwachen. Dieser Zauberblick, der die Wirkung hatte, daß er jeden Widerstand brach, verriet, daß Lucien und seinen Ratgeber nicht nur Geheimnisse um Leben und Tod verbanden, sondern auch Empfindungen, die ebenso hoch über den gewöhnlichen Empfindungen standen, wie dieser Mensch über der Gemeinheit seiner Stellung.
    Er war gezwungen, außerhalb der Welt zu leben, in die wieder einzutreten das Gesetz ihm auf ewig verbot; das Laster und wütender, furchtbarer Widerstand hatten ihn erschöpft, aber er war mit einer Kraft der Seele begabt, die an ihm nagte; und so lebte diese unedle und große, obskure und berühmte Persönlichkeit, verzehrt vor allem von fieberhaftem Lebensdrang, im eleganten Körper Luciens wieder auf, dessen Seele die seine geworden war. Er ließ sich im sozialen Leben von diesem Dichter vertreten, dem er seine zähe Kraft und seinen ehernen Willen lieh. Für ihn war Lucien mehr als ein Sohn, mehr als eine geliebte Frau, mehr als eine Familie, mehr als sein Leben: er war seine Rache; und da starke Seelen mehr an einer Empfindung festhalten als am Dasein, so hatte er ihn durch unlösliche Bande an sich gefesselt.
    Nachdem er in dem Augenblick, als der verzweifelte Dichter einen Schritt zum Selbstmord tat, Luciens Leben gekauft hatte, hatte er ihm einen jener Höllenpakte vorgeschlagen, die man fast nur aus Romanen kennt, deren furchtbare Möglichkeit aber durch berühmte Justizdramen oft vor Gericht erwiesen wurde. Indem er alle Freuden des Pariser Lebens über Lucien ausschüttete, indem er ihm bewies, daß er sich immer noch eine schöne Zukunft schaffen

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