Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)
aus der Verbannung fast ruiniert zurückkam, hat sie doch infolge der Ergebenheit eines Anwalts, Dervilles, ein ziemlich beträchtliches Vermögen zurückgewonnen.
Der Herzog und die Herzogin von Grandlieu waren 1804 nach Frankreich heimgekehrt, und sie wurden alsbald zum Gegenstand der Koketterien des Kaisers; Napoleon gab denn auch, als er sie an seinem Hofe sah, alles, was vom Besitz des Hauses Grandlieu konfisziert worden war, zurück: es machte etwa vierzigtausend Franken Rente aus. Von allen Großen des Faubourgs Saint-Germain, die sich vom Kaiser verlocken ließen, waren der Herzog und die Herzogin – eine Ajuda der älteren Linie, die mit den Braganza verschwägert ist – die einzigen, die den Kaiser und seine Wohltaten nicht verleugneten. Ludwig XVIII. achtete diese Treue, als der Faubourg Saint-Germain sie den Grandlieus als Verbrechen auslegte; aber vielleicht wollte Ludwig XVIII. darin nur ›Monsieur‹ [Fußnote: ›Monsieur‹ war der Titel des ältesten Bruders aller französischen Könige.] ärgern. Man sah die Heirat des jungen Vicomte von Grandlieu mit Marie Athenais, er längsten, damals neunjährigen Tochter des Herzogs als wahrscheinlich an. Sabine, die vorletzte, heiratete nach der Julirevolution den Baron von Guénic. Josephine, die dritte, wurde Frau von Ajuda-Pinto, als der Marquis seine erste Frau, ein Fräulein Rochefide (alias Rochegude), verlor. Die älteste hatte 1822 den Schleier genommen. Die zweite, Fräulein Klotilde Friederike, die gegenwärtig in ihrem siebenundzwanzigsten Jahre stand, war sterblich in Lucien von Rubempré verliebt. Man braucht nicht erst zu fragen, ob das Hotel des Herzogs von Grandlieu, eins der schönsten in der Rue Saint-Dominique, tausend Zauber auf Luciens Geist ausübte; sooft sich die ungeheure Tür in ihren Angeln drehte, um seinen Wagen einzulassen, empfand er jene Genugtuung der Eitelkeit, von der Mirabeau spricht. ›Obgleich mein Vater nur ein einfacher Apotheker zu Houmeau war, habe ich hier Zutritt!‹ so lautete sein Gedanke. Daher hätte er auch noch tausend andere Verbrechen begangen als das seines Bundes mit einem Fälscher, um sich das Recht zu bewahren, daß er die wenigen Stufen der Freitreppe hinaufgehen durfte, um dann ›Herr von Rubempré‹ melden zu hören, und zwar in dem großen Salon im Stil Ludwigs XIV., der zur Zeit Ludwigs XIV. nach dem Muster derer von Versailles eingerichtet worden war, und in dem sich jene auserlesene Gesellschaft, die ›Creme‹ von Paris befand, die man damals ›le petit Château‹ nannte.
Die vornehme Portugiesin, eine der Frauen, die es am wenigsten liebten, ihr Haus zu verlassen, war meist von ihren Nachbarn, den Chaulieus, den Navarreins und den Lenoncourts, umgeben. Oft kamen die hübsche Baronin von Macumer (geborene von Chaulieu), die Herzogin von Maufrigneuse, Frau d'Espard, Frau von Camps und Fräulein Des Touches, die mit den Grandlieus – sie stammen aus der Bretagne – verschwägert war, zu Besuch, wenn sie zu einem Ball gingen oder aus der Oper kamen. Der Vicomte von Grandlieu, der Herzog von Rhétoré, der Marquis von Chaulieu, der eines Tages Herzog von Lenoncourt-Chaulieu werden sollte, seine Frau, Madeleine von Mortsauf, die Enkelin des Herzogs von Lenoncourt, der Marquis von Ajuda-Pinto, der Fürst von Blamont-Chauvry, der Marquis von Beauséant, der Stiftsamtmann von Piamiers, die Vandenesses, der alte Fürst von Cadignan und sein Sohn, der Herzog von Maufrigneuse waren die Stammgäste dieses großartigen Salons, in dem man Hofluft atmete und in dem sich die Manieren, der Ton und der Geist dem Adel der Hausherrn anpaßten, deren große, aristokratische Haltung ihre napoleonische Knechtschaft schließlich in Vergessenheit gesenkt hatte.
Die alte Herzogin von Uxelles, die Mutter der Herzogin von Maufrigneuse, war das Orakel dieses Salons, zu dem Frau von Sérizy nie hatte Zutritt erlangen können, obwohl sie eine geborene von Ronquerolles war.
Von Frau von Maufrigneuse eingeführt, die ihre Mutter zu einer Aktion zugunsten Luciens bewogen hatte, da sie zwei Jahre lang wahnsinnig in ihn vernarrt gewesen war, hielt dieser verführerische Dichter sich dort dank des Einflusses des Almosenpflegeramts von Frankreich und mit Hilfe des Erzbischofs von Paris. Freilich ließ man ihn erst nach der Verordnung zu, die ihm den Namen und das Wappen der Rubemprés zurückgab. Der Herzog von Rhétoré, der Chevalier d'Espard und ein paar andere, die auf Lucien eifersüchtig waren, nahmen den
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