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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Terrains. Contenson, der seit langem an Peyrade hing, diente ihm immer noch. Er war auf Befehl Corentins und Peyrades in den Dienst der Exekutoren des Handelsgerichts getreten. In jener Wut nämlich, die ein mit Liebe ausgeübter Beruf einstößt, machte es diesen beiden Generalen Freude, ihre gewandtesten Soldaten überall da anzustellen, wo Auskünfte in Fülle zu erwarten waren. Übrigens erforderten Contensons Laster und seine entarteten Gewohnheiten, die ihn tiefer gestürzt hatten als seine beiden Freunde, viel Geld, und also mußte er viel Arbeit verrichten. Contenson hatte Louchard, ohne eine Indiskretion zu begehen, gesagt, er kenne den einzigen Mann, der imstande wäre, den Baron von Nucingen zufriedenzustellen. Peyrade war denn auch der einzige Agent, der ungestraft auf Rechnung eines Privatmannes Polizeidienste leisten konnte. Als Ludwig XVIII. starb, verlor Peyrade nicht nur seine ganze Bedeutung, sondern auch die Einkünfte seiner Stellung als regelmäßiger Spion Seiner Majestät. Da er sich für unentbehrlich hielt, so hatte er seine Lebensweise fortgesetzt. Die Frauen, das Wohlleben und der ›Cercle des Etrangers‹ [Fußnote: Name eines damals berühmten Klubs.] hatten diesen Mann, der, wie alle für das Laster geschaffenen Leute, eine eiserne Konstitution besaß, vor jeder Sparsamkeit bewahrt. Von 1826 bis 1829 freilich, während welcher Zeit er nahezu sein vierundsiebzigstes Jahr erreichte, ließ er nach, wie er es ausdrückte. Von Jahr zu Jahr hatte Peyrade zusehen müssen, wie es mit seinem Wohlsein abwärts ging. Er erlebte das Begräbnis der Polizei, er erkannte mit Bedauern, daß die Regierung Karls X. ihre guten Traditionen verließ. In jeder neuen Sitzung beschnitt die Kammer die Bewilligungen ein wenig mehr, die für das Dasein der Polizei notwendig sind, denn man haßte dieses Regierungswerkzeug und wollte die ganze Einrichtung von vornherein demoralisieren. ›Das ist gerade, als wollte man in weißen Handschuhen kochen‹ sagte Peyrade zu Corentin.
    Corentin und Peyrade hatten 1830 schon 1822 vorausgesehen. Sie kannten den heimlichen Haß, den Ludwig XVIII. seinem Nachfolger entgegenbrachte, der auch seine Nachgiebigkeit gegen die ältere Linie erklärte und ohne den seine Regierung und seine Politik ein Rätsel ohne Lösung wären.
    Je mehr Peyrade alterte, um so größer war seine Liebe zu seiner natürlichen Tochter geworden. Für sie hatte er seine bürgerliche Gestalt angenommen, denn er wollte seine Lydia mit einem ehrlichen Mann verheiraten. Deshalb wollte er auch, vor allem seit den letzten drei Jahren, entweder in der Polizeipräfektur oder in der Direktion der politischen Polizei des Königreichs unterkommen, und zwar in irgendeiner Stellung, die er zeigen, die er eingestehen konnte. Er hatte schließlich selbst eine Stellung erfunden, deren Notwendigkeit sich, wie er zu Corentin sagte, früher oder später fühlbar machen würde. Es handelte sich darum, in der Polizeipräfektur ein sogenanntes ›Auskunftsbureau‹ zu schaffen, das ein Vermittler zwischen der Pariser Polizei im eigentlichen Sinne, der Kriminalpolizei und der Polizei des Königreichs werden sollte; auf diese Weise wollte er der Generaldirektion all diese zerstreuten Mächte dienstbar machen. Peyrade allein konnte in seinem Alter nach fünfundfünfzig Jahren der Verschwiegenheit das Ringglied bilden, das die drei Zweige der Polizei vereinigte, den Archivar, an den sich die Politik wie die Justiz wenden mußten, um in gewissen Fällen Aufklärung zu erhalten. Peyrade hoffte so mit Hilfe Corentins eine Gelegenheit zu finden, um der kleinen Lydia eine Mitgift und einen Gatten zu verschaffen. Corentin hatte schon mit dem Generaldirektor der Polizei des Königreichs darüber gesprochen, ohne aber Peyrade zu erwähnen; und der Generaldirektor, ein Südländer, hielt es für nötig, ein Gutachten der Präfektur einzuziehen.
    In dem Augenblick, als Contenson dreimal mit seinem Goldstück auf den Tisch schlug – ein Signal, das bedeutete: ›ich habe mit Euch zu sprechen‹ –, dachte der Älteste der Polizeiagenten eben über folgendes Problem nach: ›Durch welche Persönlichkeit, durch welches Interesse soll ich den gegenwärtigen Polizeipräfekten gewinnen?‹ Und dabei sah er aus wie ein Dummkopf, der seinen ›Französischen Kurier‹ studierte.
    ›Unser armer Fouché,‹ sagte er bei sich selber, während er die Rue Saint-Honoré dahinschritt, ›dieser große Mann, ist tot! Unsere Vermittler mit Ludwig

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