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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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bemerkte.
    »Der Graf von Gondreville ist ganz in der Lage, mir eine Stellung in der Polizeipräfektur zu verschaffen, die ich mir wünsche und über deren Einrichtung der Präfekt innerhalb von achtundvierzig Stunden eine Denkschrift haben wird,« sagte Peyrade, indem er fortfuhr. »Bitten Sie für mich um diese Stellung; sorgen Sie dafür, daß der Graf von Gondreville sich mit der Sache befaßt, und zwar warm; so werden Sie sich für den Dienst, den ich Ihnen leisten will erkenntlich zeigen. Ich verlange von Ihnen nur Ihr Wort; denn wenn Sie es brächen, so würden Sie den Tag verfluchen, an dem Sie geboren sind ... Auf Peyrades Ehre!« »Ich keb Ihnen main Ährenwort, daß ich will tun das mögliche ...« »Wenn ich für Sie nur das mögliche tun wollte, so wäre das nicht genug.« »Kut, ich will offen handeln.« »Offen ... Das ist alles, was ich verlange; sagte Peyrade, »und die Offenheit ist das einzige ein wenig neue Geschenk, das wir einander machen können.« »Offen,« wiederholte der Baron. »Wo wollen Se, daß ich Se absetze?« »Am Ende des Pont Louis Seize.« »Ssur Kammerbricke,« sagte der Baron zu dem Diener, der an den Wagenschlag trat.
    ›Ich werd also pesitzen die Unpegannte,‹ sagte der Baron vor sich hin, als er davonfuhr.
    ›Was für ein wunderlicher Zufall!‹ sagte Peyrade bei sich selber, während er zu Fuß zum Palais Royal zurückkehrte, denn dort hoffte er die zehntausend Franken zu verdreifachen, [Fußnote: Dort lagen die Lotteriebureaus.] um Lydia eine Mitgift geben zu können. ›Da soll ich nun die kleinen Angelegenheiten des jungen Mannes untersuchen, der meine Tochter mit einem Blick bezaubert hat. Er gehört ohne Zweifel zu jenen Männern, die das ›Frauenauge‹ haben,‹ sagte er bei sich selber mit einem Wort aus der Geheimsprache, die er sich für seinen Gebrauch zurechtgelegt hatte und in der seine Beobachtungen wie die Corentins in Worte zusammengefaßt wurden, die zwar oft die Sprache vergewaltigten, aber ebendeshalb malerisch und energisch waren.
    Als der Baron von Nucingen nach Hause kam, sah er sich selbst nicht mehr ähnlich; er setzte seine Leute und seine Frau in Erstaunen: er zeigte ihnen ein belebtes Gesicht voller Farbe; er war lustig.
    »Weh unsern Aktionären!« sagte du Tillet zu Rastignac.
    Man nahm eben nach der Rückkehr aus der Oper in Delphine von Nucingens kleinem Salon den Tee. »Ja,« erwiderte lächelnd der Baron, da er den Scherz seines Kollegen aufgefangen hatte, »ich habe das Bedürfnis, Keschäfte zu machen ...« »So haben Sie Ihre Unbekannte gesehen?« fragte Frau von Nucingen. »Nain,« erwiderte er; »ich hab nur Hoffnung, sie ßu finden.«
    »Liebt man je so seine Frau? ...«rief Frau von Nucingen aus, während sie ein wenig Eifersucht empfand, weil sie sie heuchelte. »Wenn Sie sie für sich haben,« sagte du Tillet zu dem Baron, »so werden Sie uns mit ihr zum Souper einladen; denn ich bin begierig darauf, das Geschöpf zu sehen, das Sie so jung machen konnte, wie Sie es sind,« »Sie ist ain Meisterwerk der Nadur,« erwiderte der alte Bankier.
    »Er wird sich fangen lassen wie ein Minderjähriger,« sagte Rastignac Delphine ins Ohr. »Bah, er verdient doch wohl Geld genug, um ...« »Ein wenig wieder auszugeben, nicht wahr?« sagte du Tillet, indem er die Baronin unterbrach.
    Nucingen ging im Salon spazieren, als stolperte er über seine Beine. »Das ist der Augenblick, um sich Ihre neuen Schulden von ihm bezahlen zu lassen,« sagte Rastignac der Baronin ins Ohr.
    In ebendiesem Augenblick verließ Carlos die Rue Taitbout voller Hoffnung. Er war dorthin gekommen, um Europa die letzten Anweisungen zu geben; denn sie sollte die Hauptrolle in der Komödie spielen, die erfunden worden war, um den Baron von Nucingen zu betrügen. Bis zum Boulevard begleitete den Spanier Lucien, den es ziemlich stark beunruhigte, als er diesen Halbteufel so vollkommen verkleidet sah, daß er selbst ihn nur an der Stimme hatte erkennen können.
    »Wo zum Teufel hast du eine Frau gefunden, die schöner ist als Esther?« fragte er seinen Verführer. »Mein Kleiner, so etwas findet man nicht in Paris. Ein solcher Teint wird nicht in Frankreich erzeugt.« »Ich will sagen, du siehst mich noch ganz starr ... Die Venus Kallipyga ist nicht so schön gewachsen! Man könnte sich für sie dem Teufel verschreiben ... Aber woher hast du sie?« »Sie ist die schönste Londoner Dirne. Im Einrausch hat sie in einem Eifersuchtsanfall ihren Liebhaber getötet. Der Liebhaber

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