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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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ist ein Elender, den die Londoner Polizei glücklich los ist, und man hat dieses Geschöpf, damit die Sache in Vergessenheit gerät, auf einige Zeit nach Paris geschickt ... Die Schelmin ist recht gut erzogen. Sie ist die Tochter eines Ministers; sie spricht Französisch, als wäre das ihre Muttersprache; sie weiß nicht und darf nie erfahren, was sie da macht. Wir haben ihr gesagt, wenn sie dir gefalle, so könne sie dir Millionen verzehren; aber du seiest eifersüchtig wie ein Tiger; und wir haben ihr das Programm nach Esthers Leben vorgeschrieben.« »Aber wenn Nucingen sie Esther vorzöge?« »Ah! da haben wir dich ...« rief Carlos. »Du fürchtest heute, es könne nicht geschehen, was dich gestern so sehr erschreckte! Sei unbesorgt. Dieses blonde und weiße Mädchen hat blaue Augen: sie ist der Gegensatz der schönen Jüdin, und nur Esthers Augen können einen so verfaulten Menschen wie Nucingen aufstören. Du konntest doch keine Scheuche verstecken, zum Teufel! Wenn diese Puppe ihre Rolle ausgespielt hat, werde ich sie unter dem Geleit einer zuverlässigen Person nach Rom oder nach Madrid schicken, wo sie Leidenschaften entfachen wird.« »Da wir sie nur auf kurze Zeit haben,« sagte Lucien, »so kehre ich zu ihr zurück ...« »Geh, mein Sohn, amüsiere dich ... Morgen hast du noch einen Tag. Ich erwarte jemanden, dem ich den Auftrag gegeben habe, zu erkunden, was beim Baron von Nucingen vorgeht.« »Wen?« »Die Geliebte seines Kammerdieners; denn schließlich muß man fortwährend wissen, was beim Feind geschieht.«
    Um Mitternacht fand Paccard, Esthers Jäger, Carlos auf dem Pont des Arts, dem günstigsten Ort in Paris, wenn man sich ein paar Worte zu sagen hat, die niemand hören darf. Während sie miteinander sprachen, sah der Jäger nach der einen Seite, während sein Herr in die entgegengesetzte Richtung spähte.
    »Der Baron ist heute zwischen vier und fünf Uhr auf der Polizeipräfektur gewesen,« sagte der Jäger; »und heute abend hat er sich gerühmt, daß er die Frau, die er im Wald von Vincennes gesehen hat, finden würde; man hat sie ihm versprochen ...« »So werden wir beobachtet werden!« sagte Carlos; »aber von wem?« »Man hat sich schon einmal Louchards bedient, des Exekutoren.« »Das wäre Kinderei,« erwiderte Carlos. »Wir haben nur das Sicherheitskorps und die Kriminalpolizei zu fürchten; und sowie die sich nicht regt, können wir uns regen! ...« »Noch eins ...« »Was?« »Die Freunde der Kette ... Ich bin gestern Lapouraille begegnet ... Er hat einen Haushalt kalt gemacht und zehntausend ›Thonen‹ [Fußnote: Hier beginnen die später in diesem Roman häufiger auftretenden Einsprengsel aus der Verbrechersprache.] zu je fünf Rädern erbeutet ... in Gold!« »Man wird ihn verhaften,« sagte Jakob Collin; »das ist der Mord in der Rue Boucher.« »Welches ist die Losung?« fragte Paccard mit der ehrfurchtsvollen Miene, die ein Marschall zeigen mochte, wenn er von Ludwig XVIII. die Losung entgegennahm. »Ihr werdet jeden Abend um zehn Uhr ausfahren. Ihr werdet in scharfer Fahrt in die Wälder von Vlncennes, Meudon oder Ville d'Avray gehen. Wenn euch jemand beobachtet oder folgt, so laß mit dir reden, sei zugänglich, schwatzhaft, bestechlich. Sprich von der Eifersucht Rubemprés, der wahnsinnig verliebt ist in die ›gnädige Frau‹ und der vor allem nicht will, daß man in der Gesellschaft erfährt, daß er eine solche Geliebte hat ...« »Genügt. Muß ich bewaffnet sein?« »Nie!« sagte Carlos lebhaft. »Eine Waffe! ... Wozu dient die? Um Unglück anzurichten! Wenn man dem stärksten Menschen mit dem Hieb, den ich dir gezeigt habe, die Beine zerbrechen kann ... wenn man sich gegen drei bewaffnete Stockmeister schlagen kann, und zwar mit der Gewißheit, zwei von ihnen zu Boden zu strecken, ehe sie noch ihr Seitengewehr gezogen haben – was fürchtet man da? Hast du nicht deinen Stock?« »Allerdings,« sagte der Jäger.
    Paccard, beibenannt ›Alte Garde‹, ›Braver Kerl‹ und ›Festheran‹, ein Mann mit eisernen Kniekehlen, stählernem Arm, italienischem Backenbart, künstlerischer Haartracht und einem Gesicht, bleich und regungslos wie das Contensons, verbarg sein Feuer im Innern, und er erfreute sich einer Tambourmajorsstatur, die jeden Argwohn verbannte. Einer, der aus Poissy oder Melun entsprungen ist, hat nicht jene ernsthafte Geckerei und jenen Glauben an seine Vorzüge. Als Dschaafar des Harun al-Raschid des Bagnos bezeigte er ihm die freundschaftliche

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