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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Gewerbe mit sich brachte. Sie gab sich für bedrängt, für verschuldet aus. Und schließlich war sie so naiv häßlich, daß der Baron zuletzt an die Rolle glaubte, die sie gab.
    »Kut, wenn ich herkebe die hünderttausend, wo werd ich se da sehen?« fragte er mit der Geste des Mannes, der zu allen Opfern bereit ist. »Mein dicker Alter, du wirst heute abend mit deinem Wagen, sagen wir, vor das Gymnase kommen, das liegt auf dem Wege,« erwiderte Asien. »Du wirst an der Ecke der Rue Sainte-Barbe halten. Ich werde dort Posten stehen; dann gehen wir zusammen zu meiner schwarzhaarigen Hypothek ... Oh, sie hat wundervolles Haar, meine Hypothek! Wenn Esther ihren Kamm herauszieht, steht sie da wie unter einem Zelt. Aber wenn du dich auch auf Zahlen verstehst, so machst du mir im übrigen den Eindruck eines Gimpels; ich rate dir, die Kleine gut zu verbergen, denn man steckt sie dir ins Gefängnis, wenn man sie findet, und zwar gründlich, gleich am folgenden Tage ... und man sucht sie!«
    »Gönnte man nicht zurückgaufen die Wechsel?« fragte der unverbesserliche Luchs. »Die hat der Gerichtsvollzieher ... aber es geht nicht. Die Kleine hat eine Leidenschaft gehabt und ein Depot verzehrt, das man von ihr zurückverlangt. Ah, wahrhaftig, das ist ein Schelm, so ein Herz von zweiundzwanzig Jahren.« »Kut, kut, ich werde das arranschieren,« sagte Nucingen, indem er seinen Schlauen aufsetzte. »Es verschdeht sich, daß ich ihr Könner werde.« »Ah, dickes Vieh, es ist deine Sache, ihr Liebe einzuflößen, und du hast ja die Mittel dazu, dir einen Schein von Liebe zu erkaufen, der wohl die wahre aufwiegt. Ich gebe dir die Prinzessin in die Hand; sie ist gehalten, dir zu folgen, um den Rest kümmere ich mich nicht ... Aber sie ist an Luxus gewöhnt, an die größte Rücksicht. Ah, mein Kleiner, sie ist eine anständige Frau ... Hätte ich ihr sonst zwanzigtausend Franken gegeben?« »Kut, es ist apkemacht. Auf heite apend!«
    Der Baron begann die Hochzeitstoilette, die er schon einmal gemacht hatte, von neuem; aber diesmal verdoppelte er in der Gewißheit des Erfolgs die Zahl der Pillen. Um neun traf er die furchtbare Frau beim Stelldichein, und er nahm sie in seinen Wagen. »Fo?« fragte der Baron. »Wo?« sagte Asien. »Rue de la Perle, im Marais, eine Gelegenheitsadresse, denn deine Perle liegt im Kot, aber du wirst sie waschen!«
    Als sie dort ankamen, sagte die falsche Frau von Saint-Estève mit einem scheußlichen Lächeln zu Nucingen: »Wir werden ein paar Schritte zu Fuß gehen; ich bin nicht so dumm, daß ich die wahre Adresse gegeben hätte.« »Du tenkst an alles,« sagte Nucingen. »Das ist mein Beruf,« erwiderte sie.
    Asien führte den Baron in die Rue Barbette, wo er in einem Logierhaus, das ein Tapezierer des Viertels hielt, in den vierten Stock geführt wurde. Als der Millionär Esther in einem kärglich möblierten Zimmer mit einer Stickereiarbeit beschäftigt sah, erblaßte er. Noch nach einer Viertelstunde, während derer Asien scheinbar auf Esther einflüsterte, konnte dieser junge Greis kaum sprechen. »Knädikes Fräulein,« sagte er schließlich zu dem armen Mädchen, »wirden Se haben die Küte, mich als Könner anßunehmen?« »Ich muß wohl,« sagte Esther, aus deren Augen zwei dicke Tränen rannen. »Wainen Se nicht. Ich will Se machen ßur klücklichsten aller Frauen ... Lassen Se sich nur von mir lieben, Sie ferden sehen.«
    »Meine Kleine, der Herr ist vernünftig,« sagte Asien; »er weiß genau, daß er über siebzig Jahre alt ist, und er wird nachsichtig sein. Kurz, mein schöner Engel, er ist ein Vater, den ich dir gesucht habe ... Müssen ihr das sagen,« flüsterte Asien dem unzufriedenen Bankier ins Ohr. »Man fängt keine Schwalben, indem man mit der Pistole nach ihnen schießt. Kommen Sie mit,« sagte sie, indem sie Nucingen ins Nebenzimmer führte. »Sie kennen ja unsere kleinen Abmachungen, mein Engel?«
    Nucingen zog eine Brieftasche aus seinem Rock und zählte die hunderttausend Franken hin, die Carlos, der in einer Kammer versteckt war, mit lebhafter Ungeduld erwartete und die die Köchin ihm brachte.
    »Das sind hunderttausend Franken, die unser Mann in Asien anlegt; jetzt soll er uns einiges in Europa anlegen,« sagte Carlos zu seiner Vertrauten, als sie auf dem Treppenabsatz standen. Er verschwand, nachdem er der Malaiin seine Anweisungen gegeben hatte; sie kehrte in das Zimmer zurück, wo Esther heiße Tränen weinte. Das Kind hatte sich wie ein zum Tode verurteilter

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